Bildungspolitik / PISA-Studie  

erstellt am
30. 11. 04

 Amon: Schülerinnen und Schülern vermitteln, dass Leistung einen Wert hat
Bekenntnis aller Schulexperten zu nachhaltiger Leistung notwendig für Weiterentwicklung unseres Bildungssystems
Wien (övp-pk) - Ein Bekenntnis zur nachhaltigen Leistung, wie es am Sonntag (28. 11.) in der Pressestunde von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer eingefordert worden sei, müsse als gemeinsames Ziel aller Parteien, Bildungsexperten und Schulpartner oberste Prämisse künftiger Reformen im Bildungsbereich sein, sagte ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon am Montag (29. 11.). "Die SPÖ unterstellt der Bildungsministerin ideologische Scheuklappen, ist aber selbst nicht bereit, einzugestehen, dass das Einfordern von nachhaltiger Leistung im Schulbereich Grundlage für ein gutes Abschneiden bei einer internationalen Vergleichsstudie wie PISA ist, bei der es vor allem um die Kenntnis von Grundlagenwissen geht", so Amon.

Die Bildungsministerin habe in ihren gestrigen Ausführungen großen Wert darauf gelegt, die Nachhaltigkeit der Wissensvermittlung und der Leistung einzufordern. "Es geht nicht um punktuelle Tests oder Prüfungen, sondern es geht darum, den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, dass es notwendig ist, kontinuierlich zu arbeiten, um auf einem gutem Grundlagenwissen, das in der Schule vermittelt wird, spätere Fachspezifizierungen aufzubauen", erläuterte der ÖVP-Bildungssprecher. Eine Maßnahme der vergangenen Jahre zur Förderung des Leistungsbewusstseins sei etwa die Einführung und nun folgende Ausweitung von Bildungsstandards gewesen.

Wichtig sei, dass nachhaltige Leistung nicht nur als schulischer, sondern auch als gesellschaftlicher Wert betrachtet werde. "Wir besetzen den Begriff Leistung nicht negativ, wie es die SPÖ tut. Wir wollen den Schülerinnen und Schülern vermitteln, dass Leistung auch einen Wert hat", führte Amon aus. Schule solle schließlich auf das spätere Leben vorbereiten, in dem Leistung und vor allem Leistungsbereitschaft des Einzelnen gefordert würden, schloss der ÖVP-Bildungssprecher.

 

 Broukal zu Gehrer: "Wegschauen und Gesundbeten"
"Gehrer verantwortlich für Lage an den Universitäten"
Wien (sk) - "Wegschauen und Gesundbeten ist wohl das Leitmotiv für die Bildungsministerin", konstatierte SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal den Auftritt Gehrers in der ORF-"Pressestunde". Gehrer ignoriere beharrlich die Realität an den heimischen Unis. "Gäbe es den Titel Beschwichtigungshofrat wirklich, Gehrer wäre wohl erste Kandidatin dafür", so der SPÖ-Abgeordnete. Die Beharrlichkeit, mit der sie die existierenden Probleme für die Studierenden, für die Wissenschaft und die Forschung leugne, "nötigt einem fast schon Hochachtung ab".

Das erinnere fast schon an einen Satz aus Orwells "1984" - "Ignorance ist strength". "Kommenden Donnerstag wird Gehrer allerdings Gelegenheit haben, ihre vorgebliche Unwissenheit über die Situation an den Unis zu beheben; dann wird sie im Wissenschaftsausschuss mit den Rektoren und Studierendenvertretern konfrontiert sein, die ihr über die reale Lage an den heimischen Hochschulen berichten können - eine Lage, an der sie maßgeblich mitschuld trägt", so Broukal. Denn Gehrer habe offensichtlich schon vor Jahren aufgegeben, mit Finanzminister Grasser um mehr Mittel für die Unis zu kämpfen - wie es etwa ihr Regierungskollege Strasser für seinen Bereich sehr wohl getan habe, erinnerte Broukal abschließend.

 

Rossmann begrüßt Gehrers Ankündigung, Ergebnisse der Zukunftskommission rasch umzusetzen
SPÖ-Aufschrei wird sich als reiner oppositioneller Reflex entpuppen
Wien (fpd) - Zur ORF-Pressestunde mit Bildungsministerin Elisabeth Gehrer meinte FPÖ-Bildungssprecherin Abg. Mares Rossmann, daß die vorab bekanntgewordenen Daten der PISA-Studie sicherlich ein rasches und nachhaltiges Handeln verlangten.

Die Ankündigung Gehrers nach der ersten Klasse Hauptschule das Lesen flächendeckend zu überprüfen, wäre nach Ansicht der freiheitlichen Bildungssprecherin zu spät angesetzt, besser wäre dies am Ende der 2. Volkschulklasse zu machen. "Laut Lehrplan sollte bis zur 2. Klasse Volkschule das Lernziel "Lesen" erreicht sein. Lesen können, ist die Grundlage, ob ein Schüler dann überhaupt dem Unterricht folgen kann", erklärte Rossmann.

Zu begrüßen sei die Ankündigung von Bildungsministerin Gehrer, die Ergebnisse der Zukunftskommission rasch umzusetzen, so Rossmann.

Zur von der Studie diagnostizierten Leseschwäche meinte Rossmann, daß sich die Befürchtung, daß viele Schüler die Unterrichtssprache nicht beherrschen würden, leider immer mehr bewahrheite. "Schwerpunkte müssen dann eben bei der Früherziehung gesetzt werden. Im Besonderen muß mehr Augenmerk auf die Unterrichtssprache Deutsch vor allem hinsichtlich der Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache gelegt werden. Die Schulstatistiken zeigen klar und deutlich, daß es vor allem in Wien eine steigende Anzahl von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache an den Volksschulen gibt. So besuchten etwa im Schuljahr 2001/02 24.778 (39 Prozent aller Wiener Volksschüler) mit nichtdeutscher Muttersprache die Volkschulen in Wien", erklärte Rossmann.

Da die Schulgesetze Zwei-Drittel-Materie seien, werde sich weisen, ob sich der derzeitige "bildungspolitische Aufschrei" der SPÖ nicht wieder lediglich als ein "rein oppositioneller Reflex" entpuppe. Wenn man die ablehnende Haltung der SPÖ im Österreich-Konvent zur Verfassungsreform betrachte, werde das wohl letztendlich auch so sein, schloß Rossmann.

 

 Leistung und Lernfreude sind kein Widerspruch
PISA sieht keinen positiven Einfluss durch Leistungsdruck
Wien (grüne) - Die ÖVP orte mangelnde Leistungsbereitschaft der SchülerInnen als Grund für das schlechte Abschneiden bei der aktuellen PISA-Studie. Bildungsministerin Gehrer erklärte am Sonntag (28. 11.), dass es nicht darum gehe, sich in der Schule wohl zu fühlen.

„Der Leistungsbegriff der ÖVP ist kein Lösungsansatz, sondern ein Grund für die Probleme. Schon bei der letzten PISA-Studie wurde der Zusammenhang zwischen dem empfundenen Leistungsdruck und dem Abschneiden der SchülerInnen erhoben. Die Studie enthält folgendes Zitat: ‚Insgesamt besteht zwischen dem Index des Leistungsdrucks und der Leistung der SchülerInnen und Schüler im Bereich der Lesekompetenz kein nennenswerter Zusammenhang.’ In Österreich gab es sogar einen negativen Zusammenhang zwischen Leistungsdruck und Ergebnissen. Jene SchülerInnen, die hohen Druck empfanden, schnitten schlechter ab“, erklärt der Bildungssprecher der Grünen, Dieter Brosz.

„Ich halte es für einen grundlegenden Fehler Gehrers, Lernfreude, Wohlbefinden und ein gutes Schulklima als Gegensatz zu einem Leistungsgedanken darzustellen. Kurzfristig orientiertes Leistungsdenken führt, wie der Vorsitzende der Zukunftskommission Haider beschrieben hat, zu einem vorwiegenden Lernen für Prüfungen. Diese Form des Lernens ist weder zielführend noch nachhaltig. Anstatt diese Vorstellung jetzt wieder ins Spiel zu bringen sollte die ÖVP ihren antiquierten Leistungsbegriff überdenken,“ schließt Brosz.
      
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