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Was geschah mit dem Kind von nebenan? |
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Internetdokumentation über NS-Verbrechen an Menschen mit Behinderungen in Wien Wien (rk) - Historische Informationen, personenbezogene Datenbanken und kartografische Darstellungen führen die Dimensionen der nationalsozialistischen Verbrechensherrschaft auf der Internetplattform http://www.ns-verbrechen.at/ vor Augen. Die Geschehnisse in Wien werden anschaulich dargestellt und in eine umfassende Gesamtschau des NS-Systems gestellt. "UserInnen der Internetplattform erhalten sowohl Informationen über grundlegende Aspekte des Nationalsozialismus als auch über die konkreten Auswirkungen der NS-Ideologie und -Politik auf die Opfer. Besonders die Kartendarstellungen verdeutlichen, dass die Verbrechen und Gräuel nicht irgendwo fernab stattgefunden haben, sondern in der nächsten Nachbarschaft, ja oft in der Wohnung nebenan", berichtet Walter Schuster, Projektleiter der Volkshochschule Simmering, der dieses Projekt initiiert hat. Bereits ein halbes Jahr nach der Machtergreifung der NSDAP, genauer am 14. Juli 1933, wurde das "Gesetz zur Verhinderung erbkranken Nachwuchses" (GzVeN) verabschiedet, das in der "Ostmark" am 1. Jänner 1940 in Kraft trat. Aufgrund dieses Gesetzes folgten Zwangssterilisationen von mindestens 350.000 Menschen. Doch die Spirale der Gewalt drehte sich weiter, zunächst mit den "Nürnberger Rassegesetzen" bis hin zum Euthanasiebefehl Adolf Hitlers. Ziel war, Menschen mit Behinderungen radikal aus der Gesellschaft zu entfernen. Die langfristig über Generationen hinweg angelegte Taktik der Unfruchtbarmachung ging den Nazis zu langsam. Betroffen waren vor allem "Geistesschwache", Epileptiker, "Taubstumme" und Blinde. Per geheimen Runderlass wurden ÄrztInnen und Hebammen aufgefordert, missgebildete Kinder dem Reichsinnenministerium zu melden. Diese Behinderten wurden dann in sogenannte "Kinderfachabteilungen" - eine davon war Wien-Steinhof (Am Spiegelgrund) - eingeliefert und dort ermordet. Im Zuge dieser "Euthanasie"-Aktion wurden Insassen von Heil- und Pflegeanstalten ebenso systematisch erfasst wie missgebildete Neugeborene. Aufgrund der Anamnese entschieden die ÄrztInnen über Leben und Tod der Betroffenen. Durch die Hitler-Ermächtigung wurden erstmals auch geisteskranke Erwachsene ermordet. Ein eigener Abschnitt unter http://www.ns-verbrechen.at/ ist den "Kindern vom Spiegelgrund" gewidmet. Weitere Themen sind das Vorgehen gegen so genannte "Asoziale", Versuche im KZs, aber auch Formen des Widerstands gegen das mörderische Regime. Die Projektverantwortlichen der Volkshochschule Simmering sind auch heiklen Fragen wie der Verantwortung der ÄrztInnen oder dem Umgang mit Opfern nach '45 nicht ausgewichen. In diesem Sinne finden sich auch die Namen von ÄrztInnen wie Hans Bertha, Marianne Türk oder Heinrich Gross auf der Internetplattform. Die Internetplattform http://www.ns-verbrechen.at/ umfasst mittlerweile drei große Bereiche: die "Arisierung" von Gemeindebauwohnungen in Wien, "Juden in Hietzing" und Verbrechen an Menschen mit Behinderungen. "Mit Hilfe der Förderungsmittel des Österreichischen Nationalfonds sowie der Stadt Wien soll die Internetplattform zu einem Online-Atlas über NS-Verbrechen in Wien ausgebaut werden", gibt Walter Schuster schon einen Ausblick auf die weiteren Pläne. Besonders geeignet ist diese Internetplattform auch für den Schulunterricht. Informationen: http://www.ns-verbrechen.at/ |
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