Kritik der Opposition an Behandlung von S- und G-Anträgen
Wien (pk) - Sechs Vorlagen aus dem Unterrichtsausschuss wurden am Freitag (10. 12.) unter einem
debattiert, und zwar die Änderung des Schulunterrichtsgesetzes und die Anträge 129/A, 167/A(E), 239/A(E),
419/A(E) und 222/A(E), sämtlich von der Opposition eingebracht.
Abgeordneter RIEPL (S) bedauerte, dass alle oppositionellen Anträge zur Bildung im Ausschuss ohne substanzielle
Diskussion abgelehnt worden seien. Riepl kam abermals auf die PISA-Studie zu sprechen und stellte fest, dass Bundesministerin
Gehrer als oberste Schulaufsicht versagt habe. Ihre Politik schade dem Wirtschaftsstandort Österreich und
ihre ärgsten Kritiker säßen heute in der Interessenvertretung der Wirtschaft.
Die vorliegende Novelle zum Schulunterrichtsgesetz und die darin enthaltene individuelle Berufsorientierung wurde
von Riepl begrüßt. Als notwendig erachtete er aber die Vorbereitung der SchülerInnen und die Nachbereitung.
Er hoffe, so Riepl, dass der Versicherungsschutz und die Haftung ausreichend geregelt seien, und er erwarte sich
eine Evaluierung dieser Neuregelung. Generell forderte er einen Kurswechsel in der Bildungspolitik.
Abgeordneter AMON (V) begrüßte die durch dieses Gesetz nunmehr eingeführte individuelle
Berufsorientierung und zeigte sich erfreut über die Zustimmung der Opposition zu diesem Punkt. In Summe meinte
Amon, die Bildungspolitik liege bei Ministerin Gehrer in hervorragenden Händen.
Was die Oppositionsanträge betrifft, betonte der Redner, SPÖ und Grüne kämen mit ihren Forderungen
zu spät, zumal die Anliegen bereits weitgehend erfüllt seien.
Abgeordneter BROSZ (G) kündigte die Zustimmung seiner Fraktion zum vorliegenden Gesetz an und griff
aus der Summe von Oppositionsanträgen überdies die Initiative zur Änderung des Bildungsdokumentationsgesetzes
heraus. Er kritisierte, dass durch die geltenden Bestimmungen die Sozialversicherungsnummer in zweckentfremdeter
Weise verwendet werde.
Abgeordnete ROSSMANN (F) unterstützte die Einführung des schulischen Frühwarnsystems bereits
im ersten Semester. Dieses Modell werde helfen, Schwächen auszumerzen, erwartet sie. Weiters trat Rossmann
für die Schaffung eines Vorschulmodells ein, um Kindern vor Eintritt in die Schule die Möglichkeit zu
bieten, die Unterrichtssprache zu erlernen.
Bundesministerin GEHRER stellte klar, sie habe hinsichtlich PISA keinerlei Schuldzuweisungen vorgenommen.
Alle Beteiligten seien aber aufgerufen, ihren Beitrag zu leisten, um die Bildungsforschritte zu verbessern, betonte
sie.
In die PISA-Debatte sei nun mehr Sachlichkeit eingekehrt. Es bestehe Verbesserungsbedarf, trotzdem sollte man aber
die Kirche im Dorf lassen. Für die Ministerin gilt es nun, die Empfehlungen der Zukunftskommission umzusetzen
und in erster Linie den Unterricht zu verbessern. Bei der Integration sollte nach Meinung Gehrers geprüft
werden, wie man in einer Schuleingangsphase Kinder mit nicht deutscher Muttersprache besonders fördern kann.
Überhaupt müssten, wie Gehrer betonte, die Schwachen stärker gefördert werden. Es dürfe
aber nicht dazu kommen, die Schwachen zu fördern, indem man die Starken schwächt, warnte die Ministerin.
Für Gehrer lautete die Devise vielmehr: Die Starken weiter stärken und den Schwachen helfen, ebenfalls
gut zu werden.
Abgeordnete WURM (S) übte in ihrer Wortmeldung Kritik am Bildungsdokumentationsgesetz und erhob ebenfalls
Vorbehalte gegen die Verwendung der Sozialversicherungsnummer.
Abgeordneter NEUGEBAUER (V) schlug vor, die Bürokratie in jenen Bereichen, wo sie nicht existenziell
notwendig ist, aus dem Schulunterrichtsgesetz hinauszudrängen.
Abgeordnete MANDAK (G) präsentierte den Antrag der Grünen auf Erhöhung der Einstiegsgehälter
und gab zu bedenken, die derzeitige Differenz zwischen Einstiegsgehältern und Endgehältern sei mit 242
% viel zu hoch. Mandak untermauerte weiters auch die Forderung nach Schaffung von 100.000 Ganztagsbetreuungsplätzen
an Schulen.
Abgeordneter WITTAUER (F) warf den Oppositionssprechern vor, immer wieder das Thema Bundesheer in die Bildungsdebatte
einzubringen. Wittauer selbst zeigte sich nicht glücklich über die Grundausbildung und sprach aus seiner
persönlichen Sicht von einem verlorenen Jahr. Dieses Jahr sollte zumindest so verwendet werden, dass junge
Menschen eine Voraussetzung für einen Berufseinstieg finden, meinte er.
Abgeordnete Mag. KUNTZL (S) setzte sich kritisch mit der Ablehnung der Oppositionsanträge durch die
Regierungsparteien auseinander und stellte fest, man könne hier sehen, wo konstruktive Mitarbeit erfolge und
wo Blockade betrieben werde.
Abgeordneter Dr. BRADER (V) unterstrich in seiner Wortmeldung vor allem die Bedeutung der Berufsorientierung
für Schüler der vierten Klasse AHS. |
Abgeordnete SCHASCHING (S) brachte in die Debatte die Vorschläge der Kinderfreunde betreffend Ausbau
der ganztägigen Schulformen, gemeinsame Schule der Sechs- bis Fünfzehnjährigen sowie stärkere
individuelle Förderung ein. Mit Nachdruck sprach sich Schasching auch gegen eine Kürzung der Zahl der
Turnstunden aus.
Abgeordnete ROSENKRANZ (F) begrüßte die Ausdehnung des Frühwarnsystems auf das erste Semester
und sah darin eine Möglichkeit, Fehlentwicklungen und Defizite so früh wie möglich abzufangen. überlegenswert
ist für Rosenkranz ferner eine Aktivierung der Vorschule.
Abgeordneter FAUL (S) kam auf die PISA-Studie zu sprechen und erinnerte an das Beispiel Polen: Dort sei
es gelungen, durch Umstrukturierung des Systems in Richtung Ganztags- und Gesamtschule jene Plätze wettzumachen,
die Österreich verloren hatte.
Abgeordnete FELZMANN (V) führte die nach wie vor niedrige Jugendarbeitslosigkeit in Österreich
auf die guten Schulen und die Berufsinformation zurück und unterstrich zudem die Bereitschaft der Wirtschaft,
jungen Menschen eine Berufschance zu geben..
Abgeordnete Mag. GROSSMANN (S) betrachtete die Berufsorientierung als Schritt in die richtige Richtung und
wertete die Zustimmung der SPÖ als Beweis, dass die Sozialdemokraten konstruktive Politik betreiben und keine
Fundamentalopposition seien.
Abgeordnete FRANZ (V) wertete es als positiv, dass Schülerinnen und Schülern eine individuelle
Berufsorientierung ermöglicht wird. Sie hofft, dass ihnen die berufspraktischen Tage den Einstieg ins Berufsleben
erleichtern.
Abgeordneter Dr. RADA (S) hielt fest, bei der Änderung des Schulunterrichtsgesetzes gehe es darum,
jungen Menschen eine Orientierung am Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Er erachtet allerdings eine ausreichende
Vorbereitung auf die berufspraktischen Tage und gewisse Steuerungen für erforderlich, damit Schülerinnen
nicht nur traditionelle Frauenberufe und Schüler traditionelle Männerberufe auswählen.
Abgeordnete FUHRMANN (V) bekräftigte, die PISA-Studie zeige, dass die österreichischen Schülerinnen
und Schüler im OECD-Schnitt liegen. Das sei "unterm Strich" ein gutes Ergebnis. "Wir dürfen
nichts schönreden", erklärte Fuhrmann, genauso wenig sollte man aber die Leistungen der Schüler
schlechtreden.
Die Änderung des Schulunterrichtsgesetzes wurde vom Nationalrat einstimmig beschlossen. Mehrheitlich zur Kenntnis
nahmen die Abgeordneten die ablehnenden Berichte des Unterrichtsausschusses über fünf Anträge der
Opposition. |