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Bildunspolitik / PISA-Studie |
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erstellt am
10. 12. 04
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Gusenbauer:
ÖVP ist Reformverweigerer Nr. 1
Wien (sk) - "Die Schule muss aus der Umklammerung der ÖVP befreit werden, dann gibt es
wieder Chancen für unsere Kinder und Jugendlichen. Ich fordere die Ministerin auf, in einen neuen Weg einzutreten",
so SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer am Donnerstag (09,. 12.) im Nationalrat. Zum Durchbrechen der Blockadepolitik
sei das Ende der Zweidrittelmehrheit notwendig. Wenn die Regierung nun sage, es sei doch nur ein Teil erhoben worden,
die Ergebnisse seien nicht stichhaltig und die Schulen seien eigentlich viel besser, als in der PISA-Studie dargestellt,
dann sei dies unverantwortlich, so Gusenbauer. "Was in der Bildungspolitik versäumt wird, kann nie wieder
aufgeholt werden. Die Bildungsfrage ist die Kernfrage der Gesellschafts- und Zukunftspolitik. Gerade die ÖVP
ist hier der Reformverweigerer Nummer 1, die schon viele Fortschritte verhindert hat."
Wenn sich nun Abgeordnete der Regierungsfraktionen hinstellen würden und behaupten, die ganze Debatte sei
ein "madig machen", dann könne man daran erkennen, dass diese Parteien nicht in der Lage seien,
die notwendigen Veränderungen durchzuführen und aus den bisherigen Fehlern zu lernen. Die Regierung,
die sich gerne mit internationalen Studien schmücke, werde nun das Ergebnis der internationalen PISA-Studie
zerreden. "Wenn die Ergebnisse nicht passen, dann sagt man einfach 'ist eh alles in Ordnung'", so die
Kritik Gusenbauers. "Nicht unsere Kinder sind dümmer, nicht unsere Lehrer sind schlechter. Unsere Bildungspolitik
ist von vorgestern. Das ist das Problem", hielt Gusenbauer fest.
Die Kinder, die heuer bei der PISA-Studie getestet worden seien, hätten die Schule unter der Bildungsministerin
Elisabeth Gehrer begonnen. "Die Ergebnisse der PISA-Studie, sind die Ergebnisse der Ära Gehrer. Dafür
ist auch die politische Verantwortung zu tragen", betonte Gusenbauer. Die Bildungspolitik sei die Kernfrage
der Gesellschafts- und Zukunftspolitik, deswegen sei die Art der Auseinandersetzung verantwortungslos. Gerade die
ÖVP ist hier der Reformverweigerer Nummer 1, die schon viele Fortschritte verhindert hat", so Gusenbauer.
Die Ergebnisse der PISA-Studie würden klar zeigen, welches Bildungsmodell das erfolgreichste sei. Die ÖVP
habe bisher schon verhindert, dass man ernsthaft über die Einteilung in Hauptschule und Gymnasium mit zehn
Jahren diskutiere. Als weitere Punkte, wo die ÖVP jeden Reformdialog verweigert habe, nannte Gusenbauer die
Ganztagsschulen, die individuelle Begabungsförderung und die vorschulische Bildung. "Das erste, was diese
Regierung getan hat, war die Kindergartenmilliarde zu streichen", kritisierte der SPÖ-Vorsitzende.
Die Eltern seien gezwungen, die immer größeren Defizite durch teure Nachhilfestunden zu kompensieren.
Die Schüler würden sich gestresst fühlen und der Leistungsdruck sei ebenfalls kein geringer. "Die
Ministerin soll damit aufhören, andere für das eigene Versagen schuldig zu machen", so Gusenbauer.
Wenn es in Deutschland möglich gewesen sei, in den letzten drei Jahren eine deutliche Verbesserung der Ergebnisse
zu erzielen, dann müsse dies in Österreich auch möglich sein. Die Vorschläge lägen auf
dem Tisch, man müsse sich nur endlich durchringen, diese auch zu beschließen. Die SPÖ, die Grünen,
die Zukunftskommission und ein Großteil der Experten seien völlig einig. "Die einzigen, die nachhaltig
blockieren, sind die ÖVP und die Ministerin", hielt Gusenbauer fest, der auf die Vorgehensweise der Ministerin
bei den Zwischenberichten der Zukunftskommission verwies.
Es wäre gut, betonte Gusenbauer, wenn es keine Zweidrittelmehrheit in Bildungsfragen mehr gebe. "Dann
wäre die ÖVP-Blockadepolitik zu Ende und die Kinder und Jugendlichen könnten nicht mehr in Geiselhaft
der ÖVP und ihrer verzopften Politik genommen werden", sagte der SPÖ-Vorsitzende. "Die Schule
muss aus der Umklammerung der ÖVP befreit werden, dann gibt es wieder Chancen für unsere Kinder und Jugendlichen.
Ich fordere die Ministerin auf, in einen neuen Weg einzutreten", so Gusenbauer abschließend. |
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Amon: Werden uns seriös mit Ergebnissen auseinandersetzen
ÖVP-Bildungssprecher appelliert an Opposition, zu einer sachlichen Diskussion zurückzufinden
Wien (övp-pk) - Ich kann die Schadenfreude der Grüne nicht verstehen. Sie machen in dieser
Diskussion das österreichische Bildungssystem madig, und das ist nicht notwendig, appellierte ÖVP-Bildungssprecher
Werner Amon am Donnerstag (09. 12.) bei der Dringlichen Anfrage zur PISA-Studie an die Opposition, zu einer
seriösen Auseinandersetzung zurückzufinden. Die Ergebnisse der PISA-Studie seien nicht erfreulich, und
müssten ernst genommen werden. Es gebe aber keinen Grund, dass jetzt die ganze Nation in eine Art Selbstgeißelung
verfalle und jeder die Schuld beim anderen zu suchen beginne. "Es gibt eine Fülle von Studien, die völlig
unterschiedliche Bereiche des Bildungssystems durchleuchten und die diesem in vielen Bereichen ein sehr gutes Zeugnis
ausstellen", so Amon.
Bei allem Ernstnehmen der PISA-Studie sollte man auch andere Untersuchungen ernst nehmen, beispielsweise wenn es
um die Frage gehe, ob Schulabgänger nach der Schule einen Arbeitsplatz finden. "Und hier hat unser duales
Ausbildungssystem und unser berufsbildendes Schulwesen hervorragende Daten aufzuweisen. Gerade auch wegen diesem
System haben wir die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in Europa", so der ÖVP-Bildungssprecher.
"Wir haben auch die Ergebnisse der ersten PISA-Studie ernst genommen, und es ist eine Fülle von Maßnahmen
gesetzt worden, um diesen Ergebnissen Rechnung zu tragen", verwies Amon auf die von Ministerin Gehrer initiierten
Programme im Bereich der verlässlichen Volksschulen, die Straffung der Lehrpläne, die Verstärkung
der Autonomie der Schulen oder das Programm Lesefit.
Amon ging zudem auf die Begründung der Dringlichen ein, dass das österreichische Schulsystem zu immer
größeren Leistungsstreuungen führe. "Die berechtigte Frage wäre, wo im Unterricht ein
Fehler passiert, der zu diesen Ergebnissen führt. Geht es nicht auch darum, wie unterrichtet wird und auch
um die Frage, welche Lehrerinnen und Lehrer unterrichten?", so Amon. Er halte deshalb den Vorschlag des SPÖ-Vorsitzenden
Gusenbauer über ein Auswahlverfahren nach dem Beispiel Finnland diskutierenswert. Es gehe auch um die Frage
der Lehrerausbildung, so Amon, der darauf verwies, dass auch hier die Ministerin längst eine Umwandlung der
Pädagogischen Akademien in Hochschulen in die Wege geleitet habe - "eine absolut richtige Maßnahme
im Hinblick auf die Studie", so Amon.
Es sei sinnvoll, sich seriös und intensiv mit den Ergebnissen auseinander zu setzen, so Amon. Er dankte in
diesem Zusammenhang Ministerin Gehrer für ihre Ernennung von Prof. Haider zum Vorsitzenden der Zukunftskommission.
Ende Jänner werde das Endergebnis dieser Zukunftskommission vorliegen und dann sei die Politik am Zug. Auch
hier habe Ministerin Gehrer längst den Vorschlag gemacht, dann in einen Reformdialog einzutreten. "Wir
sollten uns allgemein bemühen, von den Pawlowschen Reflexen wegzukommen und Maßnahmen zu setzen, die
jenen dienen, für die die Schule da ist - den Kindern und Jugendlichen." |
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Rossmann fordert "PISA-Österreich" mit detaillierten Länderangaben
Ausweitung des "Bildungsprogramms" des öffentlich rechtlichen ORF
Wien (fpd) - Die freiheitliche Bildungssprecherin Mares Rossmann forderte am Donnerstag (09. 12.)
im Zuge einer Dringlichen Anfrage der Grünen an Bildungsministerin Gehrer die Aufwertung der Berufsreifeprüfung.
Aus den Ergebnissen der internationalen OECD-Bildungsvergleichsstudie PISA geht hervor, dass die 20 Prozent der
Schülerinnen und Schüler die zur Risikogruppe zählen zu einem großen Teil im Hauptschulbereich
zu finden sind. Viele Absolventen der Hauptschulen beginnen nach ihrer Schullaufbahn eine Lehre und bringen ihre
"schulischen Probleme" mit, so Rossmann. Mit einer kostenlosen und aufgewerteten Berufsreifeprüfung
könnte hier noch einiges Versäumte nachgeholt werden.
Um genauere Daten über das Zustandekommen der PISA Ergebnisse zu erhalten fordert Rossmann auch ein "PISA-Österreich"
mit detaillierten Länderangaben. Bei PISA 2003 seien die Stichproben der einzelnen Bundesländer nicht
ausreichend groß für so eine Untersuchung. "Mit bundesländerweiten Erhebungen könne man
gezielter die jeweiligen Schwachstellen eruieren und entsprechend reagieren", so Rossmann. Weiters forderte
die freiheitliche Bildungssprecherin auch eine Ausweitung des "Bildungsprogramms" des öffentlich
rechtlichen ORF. "Universum" alleine - so gut diese Sendung auch ist - wird in Zukunft nicht ausreichen.
"Hier könne der ORF einen wichtigen Beitrag leisten und sein Programm um entsprechende Produktionen und
Sendungen erweitern", so Rossmann abschließend. |
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Dringliche Anfage zu Österreichs Absturz in PISA-Studie
Die Verantwortung von Bildungsministerin Gehrer
Wien (grüne) - Anfrage der Abgeordneten Van der Bellen, Brosz, Mandak, Freundinnen und
Freunde an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend 10 Jahre Bildungsministerin
Gehrer: PISA-Absturz: Sind die Eltern schuld?
Im Dezember 2001 wurde die erste PISA-Studie veröffentlicht. Die Ergebnisse der österreichischen SchülerInnen
lagen bei diesem Vergleich von 31 Ländern im guten Mittelfeld. In Österreich grassierte das Cordoba-Placebo.
Das Wichtigste schien vor allem für viele PolitikerInnen der ÖVP zu sein, dass Österreich besser
als Deutschland abgeschnitten hatte. Die Kommentierung der deutschen Ergebnisse durch Bildungsministerin Gehrer
fand auch in der deutschen Presse Beachtung:
„Die besten Ergebnisse im deutschsprachigen Raum verbuchte Österreich. Entsprechend selbstzufrieden klangen
die Wiener Reaktionen. ÖVP-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer beschränkte sich zunächst darauf,
die Lehrerinnen und Lehrer zu loben. Ein wenig Spott über den Absturz Deutschlands konnte man sich nicht verkneifen.“
(Die Zeit)
Eine verantwortungsvolle Bildungspolitik hätte sich schon damals nach oben orientieren müssen statt einen
Mittelfeldplatz zu feiern und sich selbst zu beweihräuchern. Statt dessen ließ BM Gehrer Plakate unter
dem Titel "Österreichs Schulen zählen zu den besten Europas“ mit Presseartikeln drucken, die sich
vielfach auf die einseitige Darstellung des Ministeriums stützten. Das Plakat enthielt auch ein Schreiben
von Bildungsministerin Gehrer mit folgenden Zitaten: „In Europa zu den ersten fünf zu gehören und weltweit
zum obersten Drittel, zeigt, dass die österreichische Bildungspolitik Rahmenbedingungen geschaffen hat, die
gute schulische Leistungen fördern.“ Und weiter: „Jetzt kommt es darauf an, sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen,
damit wir beim nächsten PISA-Vergleich von einem der besten Plätze Europas zur Weltklasse aufrücken.“
Nach der Veröffentlichung der PISA-1-Studie im Jahr 2001 hat der EU-Bildungsministerrat im Frühjahr 2002
die Zielsetzung beschlossen, die Anzahl der leseschwachen SchülerInnen um 20 % zu reduzieren. Nach dieser
Sitzung erklärte BM Gehrer diese Zielsetzung für zu wenig ambitioniert. Die Zahl der leseschwachen SchülerInnen
in Österreich müsse nicht nur um 20 %, sondern sogar um 50 % reduziert werden.
Erreicht werden sollte das Ziel durch das Projekt Lesefit. Immer dann, wenn wir nach konkreten Maßnahmen
in Folge der PISA-1-Studie gefragt haben, nannte BM Gehrer dieses Projekt. Für Lesefit wurden von 2002 bis
2004 insgesamt 280.000 Euro budgetiert. Das Budget für das Jahr 2004 betrug 70.000 Euro. Mit dieser Schmalspurförderung
konnten selbstverständlich keine breitenwirksamen Maßnahmen gesetzt werden. Lesefit ist kein Förderprogramm
für leseschwache SchülerInnen. Das Programm dieses in Kooperation mit dem Buchklub durchgeführten
Projekts besteht im Wesentlichen aus einer Broschüre für Eltern und einem für Volksschulen entwickelten
Lesetest. Hilfestellungen für die LehrerInnen oder zusätzliche Förderstunden sind nicht vorgesehen.
Die Reaktion von Frau BM Gehrer auf die Ergebnisse der neuen PISA-Studie unterschied sich wesentlich von jener
im Jahr 2001. Jetzt waren nicht mehr die von der Bundesregierung geschaffenen Rahmenbedingungen verantwortlich,
nein, diesmal waren die Eltern schuld. "Es gibt viele Bereiche, die zusammenwirken. Die Eltern sind dafür
mitverantwortlich. Sie nehmen sich immer weniger Zeit für die Kinder und es müssen viele grundsätzliche
Aufgaben von den Schulen und Lehrern übernommen werden", sagte die Ministerin dem STANDARD. (2. 12. 04). |
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