Jeder Dritte spricht mit Handy am Ohr - Männer telefonieren öfter
am Steuer -Verbesserte Überwachung soll Handy-Moral im Straßenverkehr heben
Wien (kfv) - Das Handy hat Hochsaison am Steuer: Zwei Drittel aller Lenker telefonieren während
der Fahrt, jeder Dritte spricht mit Handy am Ohr - so das Ergebnis einer neuen Studie des Kuratoriums für
Verkehrssicherheit. Befragt wurden 1.700 Lenker und Lenkerinnen zu ihren Telefoniergewohnheiten am Steuer. Die
aktuellen Zahlen zeigen deutlich: Telefonieren beim Autofahren ist "in" wie nie zuvor.
Handy-Manie statt Handy-Moral: KfV fordert effizientere Kontrolle
Doch die mitteilungsfreudigen Fahrer in ihren rollenden Telefonkabinen sind potenzielle Crash-Kandidaten:
Das Unfallrisiko telefonierender Lenker ist fünfmal höher als jenes der Nicht-Telefonierer am Steuer.
Das KfV begrüßt daher die kürzlich erfolgte Anhebung der Strafhöhe von 21 auf 25 Euro. Auf
der Wunschliste der KfV-Experten stehen allerdings verstärkte Kontrollen und die Erleichterung der Sanktionierungspraxis
für die Exekutive. Derzeit besteht für den Exekutivbeamten noch Anhaltepflicht - Handy-Lenker in Fahrt
können nicht angezeigt werden.
Die neue Studie in Sachen Telefon am Steuer - alle Fakten im Detail:
- 94 Prozent aller Kfz-Lenker besitzen ein Handy, zwei Drittel der Lenker (67 Prozent) benützen es nach
eigenen Angaben während der Fahrt. 20 Prozent der Lenker telefonieren nach Eigenaussage viel am Steuer, 47
Prozent fallweise, 27 Prozent nie.
- Beinahe die Hälfte der telefonierenden Lenker - also insgesamt jeder dritte Lenker - spricht während
der Fahrt mit Handy am Ohr. Ein Drittel der telefonierenden Lenker benützt immer eine Freisprecheinrichtung,
18 Prozent verwenden diese fallweise.
- 60 Prozent der Gespräche sind privater Natur, 40 Prozent behandeln Berufliches.
- 12 Prozent der befragten Lenker gaben an, während der Fahrt SMS zu lesen. Konzentrationskiller pur: 5
Prozent schreiben und senden SMS am Steuer.
- 53 Prozent der telefonierenden Lenker und gar 70 Prozent der Vieltelefonierer am Steuer sind Männer.
- In der Altersgruppe der 25-34-Jährigen findet sich mit 84 Prozent der höchste Anteil an telefonierenden
Fahrerinnen und Fahrern. Der Fahrzeugtyp, in dem am meisten während der Fahrt in die Ferne gesprochen wird,
sind Luxuslimousinen, gefolgt von Sportwagen und schließlich Klein- und Mittelklassewagen. In Vans und Kleinbussen
wird am seltensten zeitgleich gelenkt und telefoniert.
- Neben der Befragung wurden im Rahmen der aktuellen KfV-Untersuchung auch Analysen von rund 2.500 fahrenden
Autos durchgeführt. Die Fakten dieser jeweils kurzen Momentaufnahmen sind erschreckend: Im innerstädtischen
Gebiet telefonieren 8 Prozent der erhobenen Lenker - also jeder 12. Fahrer - während der Fahrt mit Handy am
Ohr. Im gesamten Straßenraum sitzen 5 Prozent - also jeder 20. Lenker - mit Handy am Ohr hinterm Steuer.
Das Risiko, einem unkonzentrierten Handy-Fahrer oder einer abgelenkten Handy-Fahrerin zu begegnen, ist also stets
gegeben - und hat somit Glücksspiel-Charakter: Ein Lenker im eigenen Nahbereich telefoniert immer - oder man
ist gerade selbst dabei.
Gespräch am Steuer - Gefahr im Verzug
Handy-Handling am Steuer: ein wahrlich artistischer Akt. Bei komplexen Fahrmanövern wie etwa dem Abbiegen
bedeuten Lenken und Handygespräch Überforderung total. Doch nicht nur der Körper, auch der Geist
ist gefordert: Emotional aufregende Gespräche beeinträchtigen die Konzentration des Lenkers am stärksten.
Typisch ist das Fahrverhalten telefonierender Lenker: Sie halten mehr Abstand zum Vordermann und reduzieren ihre
Geschwindigkeit. Sie verringern aber auch ihre Lenkbewegungen und greifen weniger oft korrigierend ein. Kurz gesagt:
Telefonierende Fahrer "erstarren" förmlich - ihr Lenkverhalten wird "unrund". Also in
jedem Fall: Handy weg vom Steuer! Und die sicherste Variante: Mailbox an und Telefonate nur in den Fahrtpausen.
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