Sima: Wien spart jährlich 2 Millionen Tonnen CO2 ein  

erstellt am
09. 12. 04

Schwerpunkt für 2005 liegt in der Solarenergie
Wien (rk) - Anlässlich der internationalen Klimaschutzkonferenz in Buenos Aires vom 6. bis 17. Dezember zog Umweltstadträtin Ulli Sima am Dienstag (07. 12.) im Rahmen des Mediengesprächs des Bürgermeisters Bilanz über die bisherigen Erfolge der Stadt Wien in Sachen Klimaschutz. "Wien ist auf dem richtigen Weg, denn mit den KliP-Maßnahmen konnten schon mehr als 2 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr vermieden werden, zugleich ist klar, dass noch viel getan werden muss, um das Klimaschutzziel zu erreichen", stellte Sima klar.

1999 hat Wien mit dem KliP (Klimaschutzprogramm Wien) ein gleichzeitig ambitioniertes und realistisches Ziel zur Senkung der CO2-Emissionen festgelegt. Mit 36 Maßnahmenbündeln in fünf Schwerpunktfeldern soll bis zum Jahr 2010 eine Reduktion von 14 % gegenüber 1990 erreicht werden. Nach den aktuellen Berechnungen ergibt sich für Wien gegenüber 1990 eine CO2-Reduktion von 3 %. "Das ist im österreichischen Vergleich einmalig - die CO2- Emissionen steigen nämlich österreichweit, zwischen 1990 und 2002 sogar um 14 %. Damit ist das Ziel, zu dem sich Österreich im Kyoto-Protokoll verpflichtet hat - nämlich eine Reduktion aller Treibhausgase von 13 % - leider in weiter Ferne", bedauert Sima.

Sie forderte Umweltminister Josef Pröll auf, die nationale Klimastrategie rasch umzusetzen, die Zeit dränge, denn der internationale Beobachtungszeitraum für das Kyoto-Ziel beginnt bereits ab 2008, so Sima.

Schwerpunkte der Wiener Klimaschutzmaßnahmen
Die Schwerpunkte der Wiener Maßnahmen liegen vor allem in der Effizienzsteigerung in den Kraftwerken und dem Fernwärmeausbau, der Förderung von erneuerbaren Energien, der Wärmedämmung und dem weiteren Ausbau des öffentlichen Verkehrs, skizzierte die Umweltstadträtin.

Kraft-Wärme-Kopplung
Die Effizienz der Wiener Kraftwerke konnte in den letzten Jahren enorm gesteigert werden. Durch modernste Kraft-Wärme- Kopplungs-Technologie (gleichzeitige Erzeugung von Strom und Fernwärme) und den Umstand, dass die Kraftwerke fast ausschließlich mit Erdgas betrieben werden, konnten die Emissionen pro kWh bei der Strom- und Wärmeerzeugung in den Kraftwerken von WienStrom seit 1990 um circa 30 % reduziert werden. Um die Emissionen aufgrund von Heizungen und Warmwasserbereitung zu reduzieren, wurde und wird das Fernwärmenetz konsequent ausgebaut.

Ökostrom
In Wien wurden in den letzten Jahren bereits zahlreiche Ökostrom-Anlagen realisiert, z.B. 56 nach dem Ökostromgesetz anerkannte Photovoltaikanlagen, eine Kleinwasserkraftanlage in Simmering, die Deponiegasverstromungsanlage Rautenweg sowie acht Windkraftanlagen. Darüber hinaus sind entlang der Wiener Hochquellenwasserleitungen zahlreiche Photovoltaikanlagen und Trinkwasserkraftwerke im Einsatz.

Seit Februar 2004 wird die Sportmittelschule der Stadt Wien in Hadersdorf mit Wärme aus dem Lainzer Tunnel beheizt.

Klimaschutz im geförderten Wohnbau
Im Bereich der Wohnbauförderung wurden verschiedene Instrumente eingeführt, die zu einer deutlichen Verringerung des CO2-Ausstoßes führten. Die Maßnahmen reichen vom verpflichtenden Niedrigenergiehausstandard im Neubausektor bis hin zur thermisch- energetischen Wohnhaussanierung "Thewosan", aber auch Heizungsum- stellungen auf Fernwärme und erneuerbare Energieträger. Durch die Maßnahmen im Rahmen der Wohnbauförderung sowie den Fernwärmeausbau konnten bisher jährliche CO2-Emissionen in der Höhe von etwa 1,5 Millionen Tonnen vermieden werden.

Selbstverständlich werden auch in den städtischen Gebäuden laufend energietechnische Maßnahmen gesetzt, die zu erheblichen Einsparungen führten. Dazu zählen u.a. Fernwärmeanschluss, Kesseltausch, Fenstererneuerungen, Fassaden- und Fußbodendämmungen in verschiedenen Dienststellen-Gebäuden der Stadt Wien. Die Blumengärten Hirschstetten haben kürzlich den Energy Globe Award für ihre thermische Sanierung der Glashäuser gewonnen.

Reduzierung der Treibhausgase im Verkehrsbereich
In diesem Bereich wurden in den letzten Jahren Maßnahmen gesetzt, die das Ziel der CO2-Reduktion unterstützen. Dazu gehören der laufende Ausbau des öffentlichen Verkehrs (Verlängerung U3 und U6), die kontinuierliche Erweiterung des Radwegenetzes auf derzeit 900 km, die Parkraumbewirtschaftung sowie Maßnahmen zur Attraktivierung des Fußgängerverkehrs.

Künftige Schwerpunkte im Klimaschutz
Die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen waren erfolgreich, es gibt aber zwei Faktoren, die leider im negativen Sinn gegensteuern - der steigende Energieverbrauch und die Zunahme des Kfz-Verkehrs, wobei es hier jetzt auch in Wien zur Trendumkehr gekommen ist - die CO2-Emissionen aus dem Energiebereich sind im letzten Jahr stärker gestiegen als die aus dem Verkehr. In diesen beiden Handlungsfeldern wird Wien in den nächsten Jahren besonders aktiv sein, so Umweltstadträtin Ulli Sima.

Masterplan Verkehr
Der Masterplan Verkehr für Wien wurde im Herbst 2003 vom Gemeinderat beschlossen. Die wichtigsten Ziele sind die Reduktion des motorisierten Individualverkehrs auf 25 % aller Wege. Ziel ist u. a. die Zunahme der Radwege auf 8 %, dafür werden 30 Millionen Euro bis 2008 bereitgestellt. Der öffentliche Verkehr wird weiter ausgebaut, von derzeit 34 auf 40 %, so wird etwa die U2 verlängert. Zudem werden die P&R-Anlagen (vor allem für die PendlerInnen) ausgebaut. Auch die Schnellbahn-Stationen werden noch attraktiver ausgestaltet. Mit einer Vielzahl von Maßnahmen ist die rasche Umsetzung des Masterplans Verkehr ein Herzstück der Klimapolitik der Stadt Wien.

Energiesparkonzept der Stadt Wien
In den letzten Jahren hat sich der steigende Energieverbrauch als Hauptproblem des Klimaschutzes herausgestellt. Die Stadt Wien räumt dem Energiesparen daher einen zentralen Stellenwert ein.

Ähnlich wie im Klimaschutzprogramm soll in einem heuer gestarteten, parteienübergreifenden Prozess das "Energiesparkonzept" für die Stadt Wien ausgearbeitet werden. Sowohl die Bereiche Haushalte, Gewerbe, der Dienstleistungsbereich, die Industrie, die öffentlichen Einrichtungen, Landwirtschaft und Verkehr werden auf Möglichkeiten und Potenziale zum Energiesparen untersucht und die dazu notwendigen Rahmenbedingungen und Maßnahmen definiert.

Vorrang für erneuerbare Energie
Ab 2005 soll ein neues Kleinwasserkraftwerk in Nussdorf am Beginn des Donaukanals etwa 24,6 Mio. kWh Strom pro Jahr liefern und damit rund 10.000 Wiener Haushalte mit Energie versorgen. In die Wehranlage werden zwölf Matrixturbinen mit einer Leistung von 4,8 MW eingebaut. Das geplante Biomasse-Kraftwerk Simmering soll 2006 in Betrieb gehen, daneben ist die geplante Biogasanlage ein weiterer Schwerpunkt.

Künftig wird auch Erdwärme vermehrt genutzt werden. Der Einsatz von Erdwärmeanlagen ist auch bei der Verlängerung der U2 geplant. In vier der bis 2008 zu errichtenden Stationen wird erstmals Erdwärme zur Stationsheizung bzw. -kühlung verwendet werden. Bei den Wiener Linien geht man davon aus, dass dadurch die Energiekosten um etwa 60 % gesenkt werden können.

Solarinitiative 2005: "Sonne für Wien"
Der Schwerpunkt in Sachen Klimaschutz im Jahr 2005 liegt in der Solarenergie. Für die Jahre 2004 bis 2006 stehen insgesamt 1,320.000 Euro an Förderungsmitteln zur Verfügung, um die Errichtung solarthermischer Anlagen (zur Erzeugung von Warmwasser und zur Heizungsunterstützung) voranzutreiben. Damit kann die Errichtung von rund 1.000 Solaranlagen mit einer durchschnittlichen Größe von neun Quadratmeter Kollektorfläche unterstützt werden. Im nächsten Jahr werden diese Maßnahmen durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildungsmaßnahmen in der Bevölkerung noch bekannter gemacht. Wien hat schon heute die höchste Solarförderung österreichweit.

Mit dem Solarrechner auf der Homepage von Solar Net (Grenzüberschreitendes Projekt zur Verbreitung der Solarthermie und Informationsportal für Wien) können Interessierte eine ein- fache Abschätzung der Kollektorfläche bzw. des solaren De- ckungsgrades für Anlagen ohne als auch mit Heizungsunterstützung selber errechnen: Infos dazu auf http://www.solar-net.info/solarrechner/ . Weiters werden der Energiebedarf, Systemwirkungsgrad, die eingesparten Brennstoffmengen und die eingesparten Schadstoffemissionen berechnet.
     
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