St. Pölten (nöwpd) - Zwar stehen im Wald- und Weinviertel einige Wirtschaftsbranchen und Personengruppen
vor Problemen, insgesamt profitiert der niederösterreichische Grenzraum jedoch von der EU-Erweiterung. Zu
diesem Ergebnis kommt eine von der Regionalen Entwicklungsagentur ecoplus erstellte Studie über den Arbeitsmarkt
im niederösterreichischen Grenzland. Der Beitritt Tschechiens und der Slowakei zur Europäischen Union
sei ein willkommenes "Zurück zur Normalität" gewesen.
Gemeinsam mit den Sozialpartnern und einschlägigen Institutionen aus Südtschechien und der Westslowakei
hat die ecoplus Gegebenheiten und Erwartungen an den Arbeitsmarkt analysiert. Ängste, wonach eine Pendlerlawine
aus den "billigen" Ostländern bevorsteht, bestätigten sich demnach nicht. Für ganz Österreich
sei innerhalb der nächsten zehn Jahre ein Zustrom von maximal 120.000 Arbeitskräften zu erwarten. Nur
fünf Prozent davon haben Interesse an einer dauernden Einwanderung. Derzeit pendeln rund 1.000 Tschechen nach
Niederösterreich.
Bis zum Jahr 2007 wird das demographisch bestimmte Arbeitskräfteangebot in Niederösterreich um 7.000
Personen zurückgehen. Bei einem - optimistisch angenommenen - Wirtschaftswachstum von jährlich drei Prozent
wären folglich 20.000 zusätzlich Beschäftigte im Land notwendig.
NÖ Wirtschaftslandesrat Ernest Gabmann strich bei der Präsentation der Studie vor allem die riesigen
Chancen hervor, die sich entlang der 414 Kilometer langen bisherigen Außengrenze ergeben: "Im Umkreis
von 300 Kilometern öffnet sich ein Wirtschaftsraum mit 16 Millionen Bewohnern. Das bietet auch kleinen und
mittleren Betrieben große Möglichkeiten", erklärte Gabmann. "Herz und Hirn", zentrale
Funktionen, wie Management und Marketing, wolle man bei grenzüberschreitenden Kooperationen aber in Niederösterreich
behalten. Mit Sprachkursen und Informationsabenden biete das Land Unterstützung an, die neuen Chancen zu nützen.
Dass Ältere und minder Qualifizierte, aber auch manche Sparten, wie Bauern, Handel, Bau oder Transportwesen,
durch die neue Konkurrenz in eine kritische Lage kommen könnten, räumt die Studie ein. Das Land sieht
sich aber als eine Art Feuerwehr: Mit der Förderung von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen und grenzüberschreitenden
Netzwerken will man einem Lohndumping, wie es der ÖGB befürchtet, gegensteuern.
Ängste, der offene Arbeitsmarkt bewirke Masseneinwanderung, seien schon vor Jahren am Beispiel Portugals widerlegt
worden. Mobilität gebe es auch in den neuen EU-Ländern nur eingeschränkt, stellt die ecoplus-Studie
fest. Ein Schub von Zuwanderern sei schrittweise aufzufangen. "Langes Aufstauen führt nur zu späterem
Druck", meint der Regionalberater Sepp Wallenberger. (ust) |