Preise der Stadt Wien für Wissenschaften und Volksbildung  

erstellt am
17. 12. 04

Verleihung durch Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny
Wien (rk) - Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny überreichte am Donnerstag (16. 12.) im Wiener Rathaus die Preise der Stadt Wien für Wissenschaften und Volksbildung: Die heurigen Preisträger sind Univ.-Prof. Helmut Gadner, Leiter des St. Anna Kinderspitals, Mag. Dr. Hannelore Sexl für Volksbildung, Univ.-Prof. Friedrich Steiniger in der Sparte Natur- und Technische Wissenschaften und Univ.-Prof. Gerald Stourzh für Geistes- und Sozialwissenschaften. Die Preise der Stadt Wien wurden 1947 initiiert; sie werden jährlich aufgrund der Empfehlung einer Fachjury verliehen und sind mit 8000 Euro dotiert.


v.li.n.re.: Univ.-Prof. Dr. Friedrich Steininger, Univ.-Prof. Dr. Helmut Gadner, Mag. Dr. Hannelore Sexl, Univ.-Prof. DDr. Gerald Stourzh, StR. Dr. Andreas Mailath-Pokorny

Foto: media wien

Bei der Verleihung nahm Mailath auch zur derzeit laufenden Bildungsdebatte Stellung: "Am Ende eines Ausbildungsweges sollte nicht die Verfestigung sozialer Unterschiede stehen. Wie die PISA- Studie zeigt, ist unser traditionelles Schulsystem nicht geeignet, soziale Unterschiede zu verringern." Verantwortlich dafür sei die frühe Trennung der schulischen Bildungswege. Jetzt müsse man handeln und geeignete Maßnahmen setzen.

Univ.-Prof. Dr. Klaus Lechner, Hämatologe, verwies in der Laudatio auf seinen Freund und "Blutsbruder" Helmut Gadner nicht nur auf dessen wissenschaftlichen Leistungen, sondern auch auf seine Verdienste als Arzt: Als Arzt zeichne sich Helmut Gadner durch profundes Wissen, sorgfältiges Abwägen von Risiken und Therapien und sensitiven Umgang mit den Patienten und Angehörigen aus.

Hannelore Sexl gelinge es, so komplexe, abstrakte und schwierige Themen wie Relativitätstheorie, Quantentheorie und Astrophysik verständlich aufzubereiten und zugänglich zu machen, so Univ.-Prof. Peter Schuster.

Fritz Steiniger habe vor allem in der Grundlagenforschung viel bewegt, betonte Univ.-Prof. Marianne Popp. Er repräsentiere Wissenschaft auf höchster Qualität in seiner ganzen Bandbreit - von der UNESCO bis zum Krahuletz-Museum in Eggenburg.

"Sein Name ist national und international ein Signum für Spitzenforschung", so Univ.-Prof. Christian Ehalt, Leiter der Wissenschaftsagenden der Stadt, über den Historiker Gerald Stourzh. Seine Arbeit könne man mit den Kriterien Sachlichkeit, Genauigkeit und Präzision beschrieben werden - etwa sein Werk über den österreichischen Staatsvertrag oder sein Buch über Benjamin Franklin, das für den Pullitzer-Preis nominiert wurde und bis heute als Standardwerk zur Frühgeschichte der Vereinigten Staaten gilt.

Biographie Helmut Gadner
Helmut Gadner wurde 1940 in Bozen/Italien geboren. Von 1959 bis 1966 studierte er Medizin an den Universitäten Wien und Freiburg. 1969 schloss er seine Ausbildung zum Facharzt für Hämatologie an der Universität Modena ab, 1973 erwarb er auch den italienischen Facharzt für Kinderheilkunde in Modena. 1980 übernahm Gadner, der sich nicht nur durch Spezialkenntnisse auf dem Gebiet der pädiatrischen Hämatologie und Onkologie, sondern auch durch allgemeinpädiatrisches Wissen auszeichnete, die Leitung des St. Anna Kinderspitals. Mit der Übernahme der Leitung wurde Gadner auch mit der Planung und Organisation des Um- und Neubaues des Spitals betraut. In dieser Zeit hat er die Neustrukturierung der Krankenanstalt und vor allem den weiteren Ausbau der hämatologisch-onkologischen Abteilung zu einem Zentrum für Kinderkrebserkrankungen vorangetrieben. Gadner setzte österreichweit Impulse zur Verbesserung der Behandlung und Betreuung krebskranker Kinder. Seit Mai 1990 werden regelmäßig Schwestern und Ärzte aus osteuropäischen Ländern im St. Anna Kinderspital ausgebildet.

Biographie Hannelore Sexl
Hannelore Sexl wurde 1939 in Wien geboren. Von 1957 bis 1962 studierte sie Physik, Mathematik und Philosophie an der Universität Wien. Während des Studiums arbeitete sie am Wiener Radiuminstitut bei Marietta Blau über Hyperfragmente. Es folgten Forschungsaufenthalte bei CERN in Genf und der Universität in Bern. 1965/66 arbeitete sie am Institut für Hochenergiephysik der ÖAW und 1967 bis 1969 in Washington DC (NASA-Kontrakt). Nach "Weiße Zwerge - Schwarze Löcher, Einführung in die relativistische Astrophysik" gemeinsam mit Roman U. Sexl, der Mitarbeit an einem Schulbuch, Lehrtätigkeit an einem Wiener Gymnasium, Mitarbeit an Projekten der ETH Zürich und der Universität Gießen legte Hannelore Sexl 1977 die Lehramtsprüfung in Physik und Mathematik an der Universität Wien ab. Seit 1992 ist Fr. Sexl Konsulentin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Mitglied der Kommission für Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und Medizin der ÖAW.

Biographie Friedrich Steininger
Friedrich Steininger wurde 1939 in Wien geboren. Er war bis 1995 Ordinarius für Paläontologie und langjähriger Vorstand des Institutes für Paläontologie der Universität Wien. 1995 wurde er als Professor für "Historische Geologie und Paläontologie" an die Universität Frankfurt/Main und als Direktor des Forschungsinstitutes und Naturmuseum Senckenberg nach Frankfurt berufen. Seine wissenschaftlichen Arbeitsschwerpunkte sind die Zeitgliederung der letzten 65 Millionen Jahre der Erdgeschichte, sowie die geodynamische Entwicklung in dieser Zeit. Perspektiven und Aufgabenbereiche in seiner neuen Funktion am Senckenberg sind das Vorantreiben des Schwerpunktes "Biodiversität (der Vielfalt der Organismen) in Raum und Zeit", die Weiterführung von Umweltprojekten wie z.B. im Bereich der Biotopkartierung der Stadt Frankfurt, oder der Naturwaldreservate in Hessen. In seinem Heimatort Eggenburg, im östlichen Waldviertel Österreichs, betreut und leitet er das Krahuletz-Museum als Obmann der Krahuletz Gesellschaft und ist Mitbegründer des Kulturpark Kamptal - eines Europäischen Geoparks.

Biographie Gerald Stourzh
Gerald Stourzh wurde 1929 in Wien geboren. Von 1947 bis 1951 studierte er Geschichte an den Universitäten Wien, Clermont- Ferrand, Birmingham. 1951 bis 1958 verbrachte er in Chicago an der Universität sowie an der American Foundation for Political Education (1956 bis 1957). Gleichzeitig absolvierte er ein postgraduiertes Studium der Geschichte und Politik- und Sozialwissenschaften u. a. bei Hans. J. Morgenthau, Hans Rothfels und W.T. Hutchinson. 1958 kehrte er nach Wien zurück und war von 1958 bis 1962 erster Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Außenpolitik. Nach 2 Jahren im Höheren Auswärtigen Dienst war er von 1964 bis 1969 Ordinarius an der Freien Universität Berlin und von 1969 bis 1997 Ordinarius für Geschichte der Neuzeit an der Universität Wien. Sein Hauptforschungsthema ist der österreichische Staatsvertrag; sein 800-Seiten Buch darüber gilt als Standardwerk. Gerald Stourzh erhielt zwei Ehrendoktorate, 1989 wurde er Doktor jur. h.c. an der Universität Graz und 1992 Doctor "of Humane Letters" h.c. University of Chicago. Er ist Träger des Großen Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich sowie des Goldenen Ehrenzeichens des Landes Wien und erhielt mehrere Preise.
     
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