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Verteidigungspolitik / Ausbildung / Verantwortlichkeiten |
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erstellt am
16. 12. 04
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Platter ändert Verantwortlichkeiten für Ausbildung im Heer
Neue Richtlinien müssen straff und effizient umgesetzt werden
Wien (bmlv) - Um in Bezug auf die Ausbildungsvorschriften Klarheit zu schaffen, hat Verteidigungsminister
Günther Platter die grundsätzliche Überarbeitung der Ausbildungsrichtlinien angeordnet. "Für
Kaderpersonal und Rekruten wird es getrennte Ausbildungsrichtlinien geben", so Platter. "Es wird auch
nochmals klar festgeschrieben, dass zwar eine einsatzorientierte Ausbildung möglich sein muss. Aber das Verhalten
bei Geiselnahme mit Rekruten wird nicht praktisch ausgebildet."
Als weitere Konsequenz hat Platter heute angeordnet, das für die Ausbildung zuständige Führungsgrundgebiet
7 aus dem Führungsstab herauszulösen. In Zukunft wird die Ausbildung mit dem Bereich Vorschriftenwesen
zusammengelegt und untersteht dem Planungsstab. "Durch diese Zusammenlegung ist gewährleistet, dass meine
Anweisungen bezüglich der neuen Richtlinien straff und effizient umgesetzt werden können", so Platter.
Unabhängig davon laufen die Ermittlungen im Generalstab und in den nachgeordneten Dienststellen. Platter wies
darauf hin, dass bei allen Vorfällen in den Garnisonen Disziplinarverfahren eingeleitet wurden und eine Sachverhaltsdarstellung
an die Staatsanwaltschaft zur strafrechtlichen Beurteilung übermittelt wurde. "Notwendige Disziplinarverfahren
werden unabhängig von der Position der Betroffenen eingeleitet", so Platter. |
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Weitere personelle Konsequenzen in Heeresaffäre nötig
Pilz: In den Fällen Landeck und Bludesch sowie im Ministerium - Kritik an neuer Zuordnung
der Ausbildung
Wien (grüne) - Nach dem Bericht der Bundesheer-Beschwerdekommission, die in den Fällen
Freistadt, Landeck und Bludesch von einem "Verstoß gegen die Menschenwürde" spricht, legt
Sicherheitssprecher Peter Pilz nun neue Unterlagen vor und drängt weiter auf personelle Konsequenzen. Namentlich
trat er am Mittwoch (15. 12.) in einer Pressekonferenz ein weiteres Mal für die Suspendierung des Leiters
des Führungsstabs, Generalmajor Christian Segur-Cabanac, ein. Aber auch die Verantwortlichen in Landeck und
Bludesch müssten zur Verantwortung gezogen werden.
Pilz verwies auf das Militärstrafgesetz. Dort ist in Paragraf 35 unter "Entwürdigende Behandlung"
mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren bedroht, "wer einen Untergebenen oder Rangniedereren in einer
die Menschenwürde verletzenden Weise behandelt".
Für den Abgeordneten ist daher klar: "Es gibt für den Verteidigungsminister keine rechtlich haltbare
Möglichkeit mehr, die Verantwortlichen in Landeck und Bludesch zu schützen." Auch das Argument,
in diesen Kasernen habe im Gegensatz zu Freistadt die Dienstaufsicht funktioniert, lässt Pilz nicht gelten.
Die Misshandlungen hätten ja trotzdem stattgefunden: "Ich sage, weil die Dienstaufsicht in Landeck und
in Bludesch funktioniert hat, ist das alles viel schlimmer."
Vorgelegt hat Pilz am Mittwoch auch einen Erlass des damaligen Verteidigungsministers Werner Fasslabend (V) aus
dem Jahr 1995. Dabei handelt es sich um Vorgaben für Übungen. Darin heißt es: "Es ist verboten,
'Gefangene' oder Verdächtige bei Übungen unwürdig oder entehrend zu behandeln. Solche Personen dürfen
auch nicht festgebunden, gefesselt oder eingesperrt werden." Die Vorfälle in Freistadt, Landeck und Bludesch
widersprechen diesem Erlass ganz eindeutig, so Pilz.
Ebenso bleibt Pilz bei seiner Forderung nach personellen Konsequenzen bei der Führungsspitze. "Die Leute
im Ministerium können nicht sagen, sie haben von nichts gewusst", betonte er. Als Beleg berichtete er
von zwei Schreiben des Jagdkommandos an das Ministerium aus dem Jahr 2003 und aus dem April 2004. Dort werde vor
"Wildwuchs" in den Kasernen gewarnt, die simulierten Geiselnahmen ließen "psychische und physische
Schäden" befürchten. Vorlegen konnte er diese Schreiben nicht. Verteidigungsminister Günther
Platter (V) habe aber am Dienstag im Verteidigungsausschuss darüber berichtet.
Pilz spricht zudem von einer "persönlichen Verantwortung" Platters und seines Kabinettschefs Brigadier
Herbert Bauer für den in der Zwischenzeit zum Teil wieder aufgehobenen "Zielkatalog" aus dem September.
Und: Letztlich stelle sich auch die Frage nach der Rolle des Generalstabschefs Roland Ertl.
Nicht zufrieden ist der Abgeordnete mit der jüngsten Ankündigung Platters, die Zuständigkeiten für
die Ausbildung künftig dem Planungsstab statt dem Führungsstab Segur-Cabanacs zu unterstellen. "Das
ist eine falsche Panikreaktion des Ministers. Die kopflose Reaktion und der Versuch die Verantwortlichen, insbesondere
Segur-Cabanac, dadurch zu schützen, ist zum Scheitern verurteilt", so Pilz. Platter solle aufhören,
die verantwortlichen Generäle "um jeden Preis zu schützen". |
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Murauer: Peter Pilz vergleicht wieder einmal Äpfel mit Birnen
Platter hat sofort die richtigen Konsequenzen gezogen
Wien (övp-pk) - "So tragisch die Vorfälle beim österreichischen Bundesheer sind,
muss man dennoch festhalten, dass es zwischen dem Fall Freistadt und den Vorkommnissen in Landeck und Bludesch
gravierende Unterschiede gibt", so ÖVP-Wehrsprecher Walter Murauer am Mittwoch (15. 12.). Obwohl
alle bekannten Fälle ein Fehlverhalten aufweisen, vergleiche Peter Pilz hier wieder einmal Äpfel mit
Birnen.
Neben der Dienstaufsicht, die in Freistadt nicht gewährleistet gewesen sei, sei es nach dem derzeitigen Stand
der Ermittlungen in diesem Fall auch zu Handgreiflichkeiten gekommen. "In Landeck und Bludesch war das nicht
der Fall. Dort hatten die Rekruten eine Ausstiegsmöglichkeit aus der Übung und zehn Personen haben davon
auch Gebrauch gemacht", so Murauer.
Im Zusammenhang mit den Übergriffen hob der ÖVP-Wehrsprecher auch noch einmal die professionelle Vorgehensweise
von Verteidigungsminister Platter hervor. "Platter hat sofort nach Bekanntwerden der Übergriffe die richtigen
Konsequenzen gezogen und gehandelt, die Staatsanwaltschaft informiert und eine unabhängige Untersuchungskommission
eingesetzt", so Murauer.
Heute habe er noch dazu die organisatorischen Konsequenzen gezogen und angeordnet, das für die Ausbildung
zuständige Führungsgrundgebiet 7 aus dem Führungsstab herauszulösen. In Zukunft wird die Ausbildung
mit dem im Planungsstab befindlichen Bereich Vorschriftenwesen zusammengelegt. "Das gewährleistet, dass
die überarbeiteten Ausbildungsrichtlinien straff und effizient umgesetzt werden können" so Murauer.
"All das unterstreicht, dass Verteidigungsminister Platter die Vorwürfe sehr ernst nimmt und die richtigen
Schritte setzt, damit es in Zukunft nicht mehr zu so einem tragischen Fehlverhalten und Übergriffen kommen
kann", so Murauer abschließend. |
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