Jüdisches Museum Wien: "Franz Schreker. Grenzgänge, Grenzklänge"  

erstellt am
16. 12. 04

Wien (rk) - "Mit "Grenzgänge, Grenzklänge" setzt das Jüdische Museum Wien seine Serie von Ausstellungen unter dem Obertitel "Musik des Aufbruchs" fort, die mit Continental Britons: Hans Gál und Egon Wellesz heuer im Frühjahr begonnen wurde. Schreker zählt zu jenen Komponisten, die derzeit eine Renaissance erleben und wir haben uns vorgenommen, diese durch den Nationalsozialismus verdrängten Komponisten wieder mehr ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken" sagte Direktor Dr. Karl Albrecht-Weinberger anlässlich der Ausstellungseröffnung im Jüdischen Museum Wien.

Franz Schreker. Schreker (1878-1934) war mit Werken wie Der ferne Klang, Die Gezeichneten, Der Schatzgräber und Irrelohe einer der bedeutendsten Opernkomponisten seiner Generation. Seine betörende Klangwelt eröffnete Perspektiven, die erst Jahrzehnte später, etwa in der Musik Witold Lutoslawskis oder György Ligetis weiterentwickelt wurden. Schrekers gewagte Operndramaturgie nimmt die Bildsprache des Films vorweg. Der in Monaco geborene Sohn eines jüdischen Hoffotografen aus Böhmen und einer Mutter aus einer Adelsfamilie begann seine Laufbahn als Schüler von Robert Fuchs und Arnold Rosé in Wien und war Dirigent der Uraufführung von Arnold Schönbergs Gurreliedern. Zu Schrekers Schülern gehörten die Komponisten Ernst Krenek, Karol Rathaus und Alois Haba sowie die Dirigenten Jascha Horenstein, Josef Rosenstock und Hans Schmidt-Isserstedt. 1920 wurde er zum Direktor der Berliner Musikhochschule ernannt, 1933 entfernten ihn die Nationalsozialisten aus allen Ämtern und verboten die Aufführung seiner Werke - er starb kurz darauf an einem Schlaganfall.

Die Ausstellung bietet einen Blick in die Musik- und Operngeschichte am Scheideweg zwischen Jugendstil in Wien und Neuer Sachlichkeit in Berlin, zwischen Romantik und Moderne - in die Kulturgeschichte einer bewegten Epoche. Erstmals gezeigt werden große Teile seines Nachlasses wie Partituren, Handschriften, persönliche Dokumente und Fotos historischer Aufführungen. Ein kostenloser Audioguide macht den Rundgang auch zum akustischen Erlebnis.

"Franz Schreker. Grenzgänge, Grenzklänge" ist von 15. Dezember 2004 bis 24. April 2005 im Jüdischen Museum Wien (1., Dorotheergasse 11) zu sehen. Das Jüdische Museum Wien ist Sonntag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, an Donnerstagen von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Eintritt: 5 Euro/ 2,90 Euro ermäßigt. Schulklassen in Begleitung eines Lehrers haben freien Eintritt und eine kostenlose Führung. Detailinformationen zur Ausstellung und zum Begleitprogramm sind auch im Internet unter http://www.jmw.at/ zu finden.
     
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