Im Bundesrat ist am 20. Dezember kein Einspruch erfolgt
Wien (pk) – Im Rahmen der Debatte in der Länderkammer über das Finanzausgleichsgesetz,
der Änderung des Familienlastenausgleichsgesetzes 1967 und des Österreichischen Stabilitätspaktes
erinnerte Bundesrat KRAML (S) an die Zustimmung der SPÖ zum neuen Finanzausgleich im Nationalrat. Den
sozialdemokratischen Bundesräten sei dies nicht möglich, sagte Kraml, und kritisierte die Belastungspolitik
für die Gemeinden infolge der Mindereinnahmen durch die Steuerreform der Bundesregierung. Der Finanzminister
lasse sich die Steuerreform teilweise von Ländern und Gemeinden finanzieren und verlange von Ländern
und Gemeinden im Stabilitätspakt, Überschüsse abzuliefern. Die wachsende Zahl von Gemeinden, die
mangels finanziellen Spielraums auf Investitionen verzichten müssen, werde zu einem Problem für die regionale
Wirtschaft, für Wachstum und Beschäftigung. Dazu kommen die Belastungen unter dem Titel "Gesundheitspaket",
die die armen Mitbürger treffen, wenn sie eine neue Brille, Medikamente oder einen Spitalsaufenthalt brauchen.
Bundesrat HÖSELE (V) zitierte SPÖ-Vertreter aus den Bundesländern, die angesichts der Haltung
der Bundes-SPÖ zum Abschluss des Finanzausgleichs Sorgen um die Regierungsfähigkeit der SPÖ geäußert
haben. Der Abschluss eines Finanzausgleichs setze die politische Tugend voraus, tragfähige Kompromisse auszuhandeln
und zu ihnen zu stehen. Der vorliegende Finanzausgleich leite eine Trendwende zugunsten der Länder und Gemeinden
ein, merkte Hösele mit Genugtuung an, und bekannte sich für die Zukunft zu einer transparenteren Gestaltung
des Finanzausgleichs durch einheitliche Festsetzung des Gesamtsteueraufkommens im Rahmen eines aufgabenorientierten
Finanzausgleichs. Hösele kündigte seitens der Steiermark an, den Stabilitätspakt 2005 nicht erfüllen
zu können, wies generelle Kritik am Stabilitätspakt aber mit dem Hinweis auf die enorme Verbesserung
der internationalen Position Österreichs durch die stabilitätsorientierte Budgetpolitik der Regierung
Schüssel zurück: Österreich, das beim Budgetdefizit 1999 noch hinter Deutschland auf dem 14. Platz
in der EU lag, rangiere 2004 vor Deutschland auf dem 7. Platz.
Bundesrätin Dr. LICHTENECKER (G) räumte ein, bei dem schwierigen Unterfangen "Finanzausgleich"
seien Fortschritte erzielt worden durch die Umwandlung von Abgaben, bei der interkommunalen Zusammenarbeit, die
eine Überwindung des Kirchturmdenkens erwarten lasse, und bei der Finanzierung des sonderpädagogischen
Förderbedarfs. Versäumnisse ortete Lichtenecker bei der Einführung des aufgabenorientierten Finanzausgleichs
und bei der Zusammenführung von Ausgaben- und Einnahmenverantwortung. Als Nachteil für die Werbe- und
Medienwirtschaft sah die Bundesrätin, dass es nicht gelungen sei, die Werbeabgabe abzuschaffen. Beim neuen,
abgestuften Bevölkerungsschlüssel bedauerte die Bundesrätin, dass größere Gemeinden in
ihren Funktionen als regionale Zentren nicht gestärkt würden. Den Stabilitätspakt lehnen die Grünen
ab, weil er unrealistisch sei und massive Sparpakete ab 2008 befürchten lasse.
Bundesrat Ing. KAMPL (F) zeigte sich froh darüber, dass die Bundesregierung mit den Ländern sowie
mit dem Städte- und Gemeindebund einen einigermaßen gerechten Finanzausgleich zustande gebracht hat.
Dazu gehört auch das Ziel, im Gesundheitswesen eine Ausgabenreduktion herbeizuführen. Die Bürgermeister
kleiner Gemeinden, in denen mehr als 4 Millionen Menschen leben, können zufrieden sein, weil sie das erste
Mal seit 1948 etwas mehr Geld bekommen. Der Wiener Bürgermeister Häupl sei einer der härtesten Vertreter
einer Politik zugunsten großer Städte. Diese Politik laufe dem Ziel entgegen, die Menschen in der Region
zu halten, wo sie geboren sind. Denn "jeder Österreicher muss gleich viel wert sein", schloss Bundesrat
Kampl.
Staatssekretär Dr. FINZ wies die Ansicht zurück, Gemeinden und Länder hätten Nachteile
durch die Steuerreform. Sie müssten sich deshalb an der Steuerreform beteiligen, weil ihnen die Absicherung
des Wirtschaftsstandorts direkte Vorteile bringe: Jeder neue Betrieb erhöhe das Aufkommen an Kommunalabgabe.
Der Finanzstaatssekretär bemühte sich auch, Befürchtungen wegen eines Belastungspakets 2008 zu zerstreuen.
"Österreich erreicht einen ausbalancierten Haushalt ohne Belastungspaket", erfuhren die Bundesräte.
Die Mehreinnahmen im Gesundheitswesen dienen der Erhaltung der medizinischen Spitzenleistungen, hielt Finz fest.
Die Finanzausgleichspartner hatten sich beim letzten Finanzausgleich auf die Vorlage eines aufgabenorientierten
Finanzausgleichs geeinigt, vierzehn Tage vor Beginn der Verhandlungen haben die Vertreter der Städte und Gemeinden
aber signalisiert, dass sie sich auf einen solchen Finanzausgleich nicht einigen können, informierte der Staatssekretär.
Der Finanzausgleich 2005 kenne keine Verlierergemeinden, betonte der Finanzstaatssekretär, er setze Schritte
in Richtung gemeindeübergreifende Regionalentwicklung, die Gespräche über die Abschaffung der Werbeabgabe
werden in einer eigens dafür geschaffenen Arbeitsgemeinschaft geführt.
Bundesrätin Mag. NEUWIRTH (S) bedauerte, dass es nicht gelungen sei, eine grundlegende Reform des Finanzausgleichs
herbeizuführen und ortete als Ursachen dafür die schwache Konjunktur und die Budgetpolitik des Bundes.
Die Bundesrätin verteidigte die Wohnbauförderung als ein wesentliches sozial-, wirtschafts-, integrations-
und raumordnungspolitisches Instrument. Hinsichtlich der Finanzierung der Spitäler habe die SPÖ ganz
andere Vorstellungen als die Bundesregierung, erinnerte die Bundesrätin und machte kritisch darauf aufmerksam,
dass die Gemeinden durch den Finanzausgleich nicht zurückbekommen, was sie durch die Steuerreform verlieren.
Der Budgetpolitik der Bundesregierung stellte Neuwirth ein schlechtes Zeugnis aus.
Bundesrat MAYER (V) bezeichnete es als eine große Leistung, in finanziell schwierigen Zeiten mehr
Mittel für die Gemeinden zur Verfügung stellen zu können. Hinsichtlich der Spitalsfinanzierung erinnerte
der Vorarlberger Bundesrat an den Gesundheitsfonds seines Bundeslandes und an dessen Vorbildwirkung in Sachen Verwaltungsreform
und Effizienzsteigerung. Es gelte, dem Patienten die Sicherheit zu geben, dass er die bestmögliche Behandlung
erhalte. Voraussetzung dafür sei, dass die Spitäler finanzierbar bleiben.
Bundesrätin KERSCHBAUM (G) bekundete, kein Problem mit Tabaksteuererhöhungen zu haben, machte
aber auf das Beispiel Deutschland aufmerksam, wo höhere Tabaksteuern dazu führten, dass die Menschen
ihre Zigaretten vermehrt im Ausland kauften und die Steuereinnahmen zurückgingen. Im Übrigen brach die
Bundesrätin eine Lanze für die Trafikanten, die ein Element der Nahversorgung im ländlichen Raum
darstellen.
Bundesrat WEILHARTER (F) erläuterte die Absicht, im Zuge der Verwaltungsreform im Gesundheitswesen
Einsparungen und Effizienzsteigerungen zu erzielen, und wies darauf hin, dass das Bundesland Kärnten auf diesem
Gebiet als Vorbild vorangehe, habe es doch auf eine Erhöhung des Spitalskostenbeitrages verzichtet. "Kärnten
zeigt vor, was gelebter Föderalismus ist", sagte Bundesrat Weilharter.
Bundesrat LINDINGER (S) listete die Aufgaben der Gemeinden bei der Befriedigung grundlegender Lebensbedürfnisse
der Menschen auf: Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung sowie soziale und gesundheitliche Leistungen. Dadurch
treten die Gemeinden als Nachfrager für die regionale Wirtschaft und das regionale Gewerbe auf. Vor diesem
Hintergrund sei es bedauerlich, dass immer mehr kleine Gemeinden ihren Haushalt nicht mehr ausgleichen können.
Die Bundesregierung trage dafür die Verantwortung, sagte Lindinger. Das Gebot der Stunde müsste lauten,
die Gemeinden zu entlasten.
Bundesrat BADER (V) kritisierte den "Paktbruch" der SPÖ und ihren "Zick-Zack-Kurs"
beim Finanzausgleich. Einmal verlangten die Sozialisten mehr Geld für die Gemeinden, ein andermal stimmen
sie gegen ihre eigenen Verhandlungsergebnisse, in denen mehr Geld für die Gemeinden paktiert werde. Er halte
es für großartig, was für kleine Gemeinden im ländlichen Raum durch den neuen Bevölkerungsschlüssel
erreicht werden konnte. Die ÖVP stimme gerne zu.
Bundesrat SCHENNACH (G) wiederholte die Kritik der Grünen, beim vorliegenden Finanzausgleich sei keine
grundlegende Reform erreicht wurde. Er sehe den aufgabenorientierten Finanzausgleich nicht, den man angestrebt
habe. Über die Zusammenführung von Ausgaben- und Einnahmenverantwortung sei nicht einmal diskutiert worden.
Die Bundesräte, die dem neuen Stabilitätspakt zustimmen, sollten wissen, dass sie damit einer Steuer-
und Abgabenerhöhung im Jahr 2008 zustimmen, denn dies sei notwendig, wenn das Ziel eines ausgeglichenen Haushaltes
2008 erreicht werden soll.
Bundesrat WEISS (V) trat der Auffassung entgegen, Ballungsräume seien innovativer als ländliche
Gemeinden und nannte Betriebe in Vorarlberger Kleingemeinden, die als Weltmarktführer in verschiedenen technischen
Produktionen gelten. Wer von der Zusammenführung der Einnahmen- und Ausgabenverantwortung spricht, sollte
dazu sagen, ob er dabei eine Kompetenzverlagerung zugunsten des Bundes oder zugunsten der Länder meine. Im
zweiten Fall könne dies zu unterschiedlichen Steuern zwischen den Bundesländern führen, ein System,
das in der Schweiz ganz gut funktioniere - aber dennoch müsse man wissen, ob man das wolle. Für bemerkenswert
hielt der Vizepräsident des Bundesrates, dass sowohl die Grünen als auch die SPÖ dem Finanzausgleich
überall dort zustimmten, wo sie in Regierungsverantwortung eingebunden sind. "Wir, die ÖVP, befinden
uns mit unserer Zustimmung also in sehr guter Gesellschaft."
Bei der Abstimmung beschloss der Bundesrat jeweils mit den Stimmen der Regierungsparteien, gegen das Finanzausgleichsgesetz
2005, die Änderung des Familienlastenausgleichsgesetzes und gegen den Österreichischen Stabilitätspakt
2005 keinen Einspruch zu erheben. |