Finanzmarktstabilität weiter gestiegen  

erstellt am
21. 12. 04

Direktor Christl präsentierte den Finanzmarktstabilitätsbericht 8 der OeNB – Gute Ertragslage bei österreichischen Banken und Versicherungen
Wien (oenb) - „Die Erholung des Gewinnwachstums der österreichischen Banken hat im Jahr 2004 ihre Fortsetzung gefunden“, stellte Direktor Josef Christl im Rahmen der Präsentation des Finanzmarktstabilitätsberichts Nr. 8 fest. „Mit einer starken Ausweitung der Erträge bei gleichzeitig verhaltenem Kostenwachstum befinden sich die österreichischen Banken auf dem richtigen Weg, im internationalen Vergleich bleibt die Profitabilität aber nach wie vor schwach.“

Als Gründe für die relativ schwache Profitabilität nannte Direktor Christl vor allem die Situation auf dem österreichischen Markt. Speziell der herrschende starke Wettbewerb, sowie die hohen Kosten aus dem Personalaufwand und dem dichten Bankstellennetz belasten die Gewinne im Inlandsgeschäft.

Nach Direktor Christl sei daher „im Sinne einer erhöhten Anpassungsfähigkeit an strukturelle und konjunkturelle Veränderungen, der Standortsicherung, sowie der Finanzierung des Zentral- und Osteuropageschäftes eine weitere Steigerung der Ertragskraft der österreichischen Banken notwendig“. Neben einer intensiven Kostenkontrolle sollte auch die bereits begonnene stärkere risikoadjustierte Bepreisung von Krediten fortgeführt werden.

Als weiteren positiven Aspekt nannte Direktor Christl die verbesserte Risikoträgfähigkeit der österreichischen Banken: Die Eigenmittelausstattung liegt auf hohem Niveau und mit 14,7% im September deutlich über der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestausstattung von 8%. Stresstests der OeNB bestätigen die erhöhte Resistenz gegenüber unvorhergesehen Schocks bei Wechsel- und Börsekursen, aber auch gegenüber einer Verschlechterung bei der Kreditwürdigkeit der Bankkunden.

Neben den Banken entwickeln sich auch die anderen Finanzintermediäre positiv. Die Gewinnsituation der Versicherungen hat sich aufgrund eines höheren Finanzergebnisses, der guten Entwicklung auf den zentral- und osteuropäischen Märkten und eines strafferen Kostenmanagements verbessert. Der Vermögensbestand der Pensionskassen steigt weiter an, was neben dem Zufluss neuer Mittel auch auf die Verbesserung der Veranlagungsperformance zurückzuführen ist.

Kapitalmarkt gewinnt für Sparer und Unternehmen an Bedeutung
Der Außenfinanzierungsbedarf der österreichischen Unternehmen war im 1. Halbjahr 2004 relativ gering. Gleichzeitig griffen die Unternehmen bei der Kapitalbeschaffung zunehmend auf Aktien

und Anleihen zurück, während der Anteil der Kredite an der Außenfinanzierung stark zurückging. Die Bedeutung von Anleihen zur Unternehmensfinanzierung ist in Österreich im europäischen Vergleich hoch, die Marktkapitalisierung der Wiener Börse bleibt allerdings trotz des Anstiegs von 19% auf 23% des BIP im ersten Halbjahr 2004 im internationalen Vergleich niedrig – im Euroraum ist dieser Wert beispielsweise mehr als doppelt so hoch.

Insgesamt bleiben die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen günstig. Die Finanzierung über Kredite hat aufgrund von weiterhin niedrigen Zinsen, einer leichten Lockerung der Kreditkonditionen und eines gesunkenen Risikoaufschlages an Attraktivität gewonnen. Durch die vorteilhaften Finanzierungsbedingungen, eine verbesserte Eigenkapitalausstattung und höhere Gewinne ist die Stabilität des Unternehmenssektors zuletzt gestiegen.

Auch private Haushalte orientierten sich mehr am Kapitalmarkt und fragten verstärkt Kapitalmarktprodukte nach. Die steigende Bedeutung der zweiten und dritten Säule der Pensionsvorsorge spielte hier eine wichtige Rolle. Die Verschuldung der privaten Haushalte stieg im ersten Halbjahr 2004 rascher als die verfügbaren Einkommen, lag allerdings nach wie vor unter dem Durchschnitt der EU-15. Der höheren Verschuldung standen ein durch die hohe Sparquote stärkerer Zuwachs der Geldvermögen sowie deutliche Bewertungsgewinne in den Wertpapierportfolios gegenüber. Die Stabilitätssituation der privaten Haushalte stellt sich somit insgesamt nur geringfügig fragiler dar.

Der Finanzmarktstabilitätsbericht der OeNB betrachtet die Risikosituation der Banken und anderer Finanzintermediäre, sowie die Lage im Unternehmens- und Haushaltssektor. Er enthält auch Studien zu aktuellen Schwerpunktthemen und ist auf der Website der OeNB unter http://www.oenb.at abrufbar.
     
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