Uhrenmuseum: Porträt Rupert Kerschbaum, der "Sekunden-Zuhörer"  

erstellt am
21. 12. 04

Wien (rk) - Zeit kann man hören, vor allem im zweiten Stock des Uhrenmuseum des Wien Museum: Wenn der Leiter des Uhrenmuseum auf die unterschiedlichen Sekunden- Wiedergaben seiner alten Uhren zu sprechen kommt, meint man fast, selbst "eine Art Musik" heraus zu hören, wie sie Kerschbaum schon seit langem schätzt. Der 51jährige, der seit 1984 das kleine tickende Museum im Schulhof nahe dem Hof leitet, redet gerne über die Magie der Uhren. Rund tausend davon sind im Museum ausgestellt, darunter auch die alte Rathaus-Uhr aus der Wipplinger Strasse. Im Depot stehen noch weitere. Von der heutigen Rathaus-Turmuhr, die längst elektronisch gesteuert wird, besitzt das Museum noch die alten Stunden- und Minutenzeiger. Welche auch immer man zitieren mag: Jede dieser Stand- und Schmuckuhren besitze ein Geheimnis, zumindest aber "eine Geschichte", auf die Kerschbaum besonderen Wert legt.

Laufende Schaurestaurierung stößt auf hohes Interesse
Im Mittelpunkt steht aktuell die Turmuhr von St. Stephan, die seit September bis Ende Mai des kommenden Jahres noch öffentlich restauriert wird. Zwei Meter ist sie groß, 700 Kilogramm wiegt sie, ihr "schildkrötengleiches" Alter: 300 Jahre. "Das Interesse an unserer Instandsetzung ist groß", gibt sich Kerschbaum mit den unterschiedlichen Besuchern der Schaurestaurierung zufrieden. Volksschulen, interessierte Stadtbewohner, aber auch Sammler und Fachkollegen geben sich hier ein Stelldichein, um Näheres über die klassische Restaurierung zu erfahren: Mit Putztüchern, Petroleum, traditionellen Ölen, wie etwa dem Weintraubenkern-Öl, und Wachs wird die in ihre 49 Einzelteile zerlegte Uhr gesäubert und für die nächsten Jahre wieder geschützt. Im Jänner wird der Rahmen der Uhr im ersten Stock des Museums wieder zusammen gebaut, im Mai wird die Restaurierung dann wirklich fertig sein. Damit schließt sich gewisser Maßen auch ein Kreis: Vor etwas mehr als dreihundert Jahren, genau: im Mai 1700, wurde die Stephans-Uhr erstmalig im Dom in Betrieb genommen.

Permanente Uhren-Baustelle
Restauriert wird im Uhrenmuseum eigentlich permanent. So alle 5 bis 10 Jahre müsse eine Uhr wieder in ihrem Inneren angesehen und restauriert werden. Für diese Arbeiten gibt es insgesamt zwei Uhrmachermeister. Kerschbaum, der in Wien die Lehre und den Meister im Uhrmacher-Gewerbe gemacht hat, ist einer davon. Sein über die Jahre gesammeltes Fachwissen ist weithin bekannt: Vor allem in der kleinen, aber feinen Wiener Uhrsammler-Szene. Oft gestellte Bitten nach Schätzen des pekuniären Wertes oder nach Restaurierung derselben stoßen bei ihm kontinuierlich auf taube Ohren: "Dafür gibt es Uhren-Restauratoren." Übrigens: Nur mehr eine Handvoll davon in Wien. Die Restaurierung einer schönen Standuhr aus dem 19. Jahrhundert kostet ungefähr so viel wie ein guter Mittelklassewagen.

* Schaurestaurierungs-Termine 2004:
23.12.: 14.00 bis 15.00 Uhr
24.12.: 10.00 bis 12.00 Uhr
28.12.: 14.00 bis 15.00 Uhr
31.12.: 10.00 bis 12.00 Uhr

Uhren Museum
1., Schulhof 2
Tel.: 533 22 65
http://www.wienmuseum.at/
     
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