Überlebende und Angehörige betreut: "Vor allem Zuspruch und Zuhören"
Wien (epdÖ) - "Bei unserem Einsatz auf dem Flughafen Wien-Schwechat haben wir die zum Teil
schwer traumatisierten Überlebenden der Flutkatastrophe betreut und die Zusammenführung mit den Angehörigen,
die sie abholen kamen begleitet", sagte Mag. Martin Vogel über den Einsatz der Notfallseelsorgerinnen
in Schwechat vom 29. Dezember bis 1. Januar. Vogel, der zu diesem Zeitpunkt Bereitschaft der Notfallseelsorge
(NFS) hatte und damit zum leitenden Notfallseelsorger für diesen Einsatz wurde, am Sonntag gegenüber
epdÖ: "Wir haben vor allem diejenigen Angehörigen betreut, die in Ungewissheit über das Schicksal
der Vermissten am Flughafen gewartet haben und deren Hoffnung von jedem ankommenden Flugzeug zum nächsten
aufs Neue enttäuscht wurde." Auch sei es um Abschirmung der Angehörigen vor Journalisten gegangen,
vor allem aber um "Zuspruch und besonders Zuhören". Bei Ihrem Einsatz in Schwechat seien die NotfallseelsorgerInnen
voll eingebettet und integriert gewesen in das multiprofessionelle psychosoziale Team der Akutbetreuung Wien (ABW).
Der evangelische Militärpfarrer Mag. Paul Nitsche (St. Pölten), der sich ebenfalls bereits auf dem Weg
nach Schwechat befand, wurde kurzfristig von Vogel wieder zurückbeordert, um sich für den Einsatz in
Südostasien im Rahmen eines gemischte "Austrian Rescue Team" bereitzuhalten. Die Spezialisten sollen
dort in den Spitälern in und um Bangkok nach Österreichern suchen und verletzte Touristen für den
Rücktransport in die Heimat vorbereiten. Diese Teams bestehen aus Ärzten, Sanitätern, Psychologen
und Militärseelsorgern.
"Wir haben auf dem Flughafen Schwechat alles gut vorbereitet gefunden" sagte der lutherische Bischof
Mag. Herwig Sturm gegenüber epdÖ. Sturm, der ausgebildeter Notfallseelsorger ist: "Es war bewegend,
die ankommenden Menschen und ihre Angehörigen zu sehen." Er selbst habe mit einigen gesprochen. Mir hat
die Notfallseelsorge schon immer am Herzen gelegen", so der Bischof. Inzwischen gebe es über 80 evangelische
Pfarrerinnen und Pfarrer, die eine Ausbildung in der Notfallseelsorge absolvieren. "Ich bin froh darüber,
dass wir Menschen in solchen Krisensituationen kompetent helfen können."
Weiterhin Bereitschaft der Notfallseelsorge für Telefonbetreuung Vorerst ist der Einsatz der Notfallseelsorge
am Flughafen abgeschlossen, die Personalreserven der NFS werden aber weiterhin bereitgehalten, weil die Akutbetreuung
Wien darum ersucht hat, gegebenenfalls im Rahmen einer geplanten Telefonbetreuung mitzuwirken. Sieben NotfallseelsorgerInnen
waren zwischen 29. 12. und 1.1. insgesamt über 60 Stunden bei der Landung von 7 Flugzeugen im Einsatz, einige
von Ihnen haben auf dem Flughafen übernachtet.
Organisatorisch ist die Notfallseelsorge in Wien eingebunden in die Akutbetreuung Wien als Teil der Magistratsdirektion
für Krisenmanagement und Sofortmaßnahmen, von der sie bei Bedarf alarmiert wird. Die Notfallseelsorge
ist ökumenisch strukturiert und arbeitet bundesländerübergreifend. Seit 1.3.2004 ist in Wien ein
zwölfköpfiges Team der Evangelischen Notfallseelsorge rund um die Uhr erreichbar für die seelsorgerliche
und psychosoziale Betreuung in Krisensituationen. |