Wien (bpd) - „Das Global Village ist angesichts dieser verheerenden Flutkatastrophe Wirklichkeit geworden“,
sagte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel am Freitag (31. 12.) nach dem Fachministerausschuss über die
Folgen der Flutkatastrophe. „Was dort geschah, betrifft uns alle, nicht nur wegen der österreichischen und
europäischen Urlauber. Es ist unsere solidarische Verantwortung, dort zu helfen. Österreich ist geholfen
worden, und nun hilft Österreich“, betonte der Bundeskanzler Schüssel, der gleichzeitig allen dankte,
die vor Ort und in Österreich „Dienst an der Allgemeinheit leisten. Nur durch das Zusammenhelfen aller kann
diese Katastrophe bewältigt werden. Diese Gemeinsamkeit spüren wir. Österreich konzentriert sich
darauf, die Österreicher zu finden, zu bergen und heim zu bringen. Medizinjets, die von der Bundesregierung
bereitgestellt wurden, werden verletzte Österreicher, die in den betroffenen Ländern in Behandlung sind,
so bald als möglich nach Hause bringen.“ Die Behandlungskosten werden von Reiseversicherungen und von der
Solidargemeinschaft der österreichischen Krankenkasse übernommen, das Gesundheitsministerium übernimmt
die Organisation.
„Besonders wichtig ist nun aber die solidarische Hilfe. Die gute Botschaft für das neue Jahr ist daher, dass
wir etwas Gutes in den betroffenen Ländern bewirken wollen“, meinte der Kanzler. Schüssel lobte die Parlamentsparteien
und gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass in diesen Tagen "alle an einem Strang ziehen." Die
Bundesregierung hat gemeinsam mit den Bundesländern für die unmittelbare Soforthilfe zwei Millionen Euro
zur Verfügung gestellt. „Österreich wird sich außerdem an allen internationalen Hilfsprogrammen
beteiligen“, betonte der Kanzler. „Vor allem wollen wir nachhaltige Hilfe gewährleisten. Die Europäische
Union hat bereits 30 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, diese Zahl kann noch verzehnfacht werden.“
Über das wahre Ausmaß der Katastrophe sei insbesondere in den am stärksten betroffenen Gebieten
Indonesiens noch nichts bekannt. „Wir müssen möglicherweise mit 150.000 bis 200.000 Toten rechnen“, räumte
der Bundeskanzler ein. „Es wird beim Treffen der Finanzminister im Pariser Klub sichergestellt, dass den elf betroffenen
Ländern im Bereich des Schuldenmanagements größtmöglich entgegengekommen wird.“
Außenministerin Ursula Plassnik bezeichnete die Flut als „Katastrophe, die kein Maß kennt. Wir alle
müssen uns an der Hoffnung festhalten, dass die nicht Erreichbaren noch leben. Wir unternehmen alles, um Kontakt
zu den Vermissten zu finden.“ Die Zahl der Österreicher, zu denen bisher noch kein Kontakt hergestellt werden
konnte, liegt nun bei 782. „Mit großer Sicherheit müssen wir bis jetzt mit 130 Toten rechnen“, sagte
die Außenministerin. Bisher wurden zwölf Rückflüge organisiert.
Auch die Außenministerin hob die Solidarität hervor: „Wir dürfen die Menschen nicht vergessen,
die alles verloren haben. Es waren die Einheimischen, die auch den österreichischen und europäischen
Touristen zuallererst geholfen haben. Wir werden größtmögliche Hilfe vor Ort für den Wiederaufbau
zur Verfügung stellen.“
Vizekanzler Hubert Gorbach rief zu Spenden auf. „Nun zählt jeder Euro. Etwa fünf Millionen Menschen sind
obdachlos geworden. Wir wollen materielle, organisatorische und medizinische Hilfe sicherstellen.“ Die Bundesregierung
befreite die heimgekehrten Österreicher, die ihre Dokumente verloren haben, der Gebühren. Gleichzeitig
versicherte der Vizekanzler dass alle Österreicher, die sich noch in der Region befinden, von AUA-Maschinen
mitgenommen werden würden, egal, ob sie ein Ticket hätten oder nicht. |