Bozen (lpa) - Mehr Qualität bei der Bewertung von Eingriffen in die Landschaft und mehr Erfahrungs-
und Wissensaustausch zwischen den zuständigen Stellen - das hat sich die Landesabteilung für Natur und
Landschaft zum Ziel gesetzt. Deshalb wurde vor kurzem für die Technikerinnen und Techniker der Abteilung,
die Mitglieder der Zweiten Landschaftsschutzkommission und des Kollegiums für Landschaftsschutz ein Seminar
zum Thema „Landschaftsgerechtes Bauen“ durchgeführt.
"Unklar formulierte, manchmal sogar widersprüchliche Entscheidungen bei der Erteilung der Landschaftsschutzermächtigung
verunsichern den Bürger", betonte der Leiter der Abteilung Natur und Landschaft, Roland Dellagiacoma.
Daher sei es wichtig, Entscheidungen klar zu begründen; Entscheidungen sollten nachvollziehbar sein; bei der
Bewertung von Eingriffen in die Landschaft seien außerdem eine einheitliche Sichtweise und die Berücksichtigung
der aktuellen Entwicklungen und Neuerungen wichtig. Abteilungsleiter Dellagiacoma nahm dabei die für eine
artgerechte Tierhaltung häufig gebauten Laufställe zum Beispiel. Aber auch eine Architektur, die eigentliche
keine Architektur mehr sei, sondern vielmehr ein Sammelsurium verschiedener Stilelemente, die Bauten hervorbringe,
die nichts Ortstypisches mehr aufweisen, zeigten - so Dellagiacoma - die Notwendigkeit einer Qualitätsoffensive
bei der Projektüberprüfung auf.
Im Seminar "Landschaftsgerechtes Bauen" setzten sich die Teilnehmer denn auch mit dieser Problematik
auseinander. In ihren Impulsreferaten warfen die Architekten und Mitglieder des Kollegiums für Landschaftsschutz,
Wolfgang Piller und Walter Angonese, ein kritisches Licht auf die architektonische Qualität der Neubauten
in Südtirol. Sie zählten gute Beispiele auf und die damit verbundenen positiven Auswirkungen auf das
Landschaftsbild. Der Begriff "landschaftsgerechtes Bauen" stehe - so die Referenten - für Achtsamkeit
gegenüber der Landschaft und bereits vorhandener Bauten, Anpassung an die natürliche Geländebeschaffenheit
und Verwendung ortstypischer Materialien.
Die zwei weiteren Referenten - Horand Ingo Maier, Direktor des Verwaltungsamtes für Landschaftsschutz, sowie
von Adriano Oggiano, Direktor des Amtes für Landschaftsschutz und Präsident der Zweiten Landschaftsschutzkommission
-beleuchteten den rechtlichen Entscheidungsrahmen und die Tätigkeit der Landestechnikerinnen und -techniker,
die mit der Projektüberprüfung betraut sind.
Im Verlauf der anschließenden Diskussion wurde die Bedeutung der fachlichen Auseinandersetzung zwischen den
verschiedenen Instanzen im Bereich Landschaftsschutzermächtigung hervorgehoben. Bei einem weiteren Seminar
sollen im Frühjahr 2005 das energiesparende Bauen und dessen Auswirkungen auf die Bautypologie behandelt werden.
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