Forschungs- und Technologiebericht 2004 liegt vor
Wien (pk) - In einer Gemeinschaftsarbeit haben das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft
und Kultur sowie das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie in vier Teilheften - die den
eigentlichen Bericht, die Forschungsförderungen, den Wissenschaftsfonds und den Forschungsförderungsfonds
enthalten - den "Österreichischen Forschungs- und Technologiebericht 2004" ( III-83 d.B.) vorgelegt,
der einen umfangreichen Überblick über diesen bedeutenden Bereich bietet.
Der Forschungs- und Technologiebericht 2004 schließt an den umfassenden Bericht über die "Lage
und Bedürfnisse von Forschung, Technologie und Innovation in Österreich" aus dem Jahre 2003 an.
Er gibt dem Nationalrat einen Lagebericht über die aus Bundesmitteln geförderte Forschung, Technologie
und Innovation und enthält Analysen im nationalen wie internationalen Kontext.
Besonders erfreulich ist die Entwicklung der österreichischen F&E-Quote. Die neuesten Zahlen der Statistik
Austria zeigen, dass die Gesamtsumme der österreichischen Forschungsausgaben des Jahres 2004 2,27 % des Bruttoinlandsproduktes
(BIP) erreichen wird, eine Steigerung gegenüber 2003 von 7,6 %. Aus privaten wie aus öffentlichen Mittel
werden in Österreich heuer insgesamt 5,3 Mrd. Euro für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Die Leistungen
haben sich somit seit 1994 (2,5 Mrd. Euro) mehr als verdoppelt.
Der vorliegende Bericht betont vor allem den Aspekt der Innovation. Er informiert über die österreichischen
Entwicklungen und die Positionierung Österreichs im europäischen Rahmen. Ausgehend von der Darstellung
der aktuellen Trends auf dem Weg zum "Barcelona-Ziel" der EU - der Erreichung einer Forschungsquote von
3 % des BIP bis 2010 - widmet sich der Bericht dem neuen Aktionsplan für Innovation der Europäischen
Kommission. Mit diesem Aktionsplan sollen Innovationshemmnisse abgebaut und der Wissens- und Technologietransfer
in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union gestärkt werden.
In weiteren Analysen wird die Internationalisierung des österreichischen Innovationssystems mit Fokus auf
die österreichische Unternehmensforschung, die Beteiligung am 6. EU-Forschungsrahmenprogramm sowie Schwerpunkte
der österreichischen Forschungs- und Technologiepolitik dargestellt. Besondere Beachtung findet auch die für
die Entwicklung der Humanressourcen wichtige Fragestellung der Frauen in Forschung und Technik und der hiefür
von den Bundesministerien ins Leben gerufenen Förderungsmaßnahmen.
Positive Entwicklung in Innovation und Forschung
Die österreichische Forschungs- und Innovationsleistung hat sich in den letzten Jahren sehr positiv
entwickelt. Dies spiegelt sich in internationalen Vergleichen und in den nationalen Erhebungen der Forschungs-
und Entwicklungsaufwendungen wider. Dennoch reflektiert die technologische Leistungsfähigkeit Österreichs
noch nicht in vollem Umfang das wirtschaftliche Entwicklungsniveau.
Österreichs Wirtschaft hat in den neunziger Jahren verstärkt versucht, auf einen Entwicklungsprozess
umzusteigen, der auf eigenen technologischen Entwicklungen und (Produkt-)Innovationen basiert, und weniger auf
die passive Übernahme von importierten Technologien angewiesen ist. Österreichische Unternehmen - vor
allem Klein- und Mittelbetriebe - hatten eine deutlich über dem europäischen Schnitt liegende Innovatorenquote,
obwohl sie bei den Innovationsausgaben "nur" im europäischen Durchschnitt lagen. Die Unternehmen
haben also kontinuierlich ihre Produkte und Dienstleistungen verbessert, dabei aber überwiegend auf wenig
riskante Weiterentwicklungen gesetzt. Mit einer Innovatorenquote von 53 % in der Sachgüterproduktion positioniert
sich Österreich an vierter Stelle unter insgesamt 13 Ländern. Beim Innovationsoutput (Umsatzanteil mit
neuen oder verbesserten Produkten) erzielt Österreich in der Sachgüterproduktion den dritthöchsten
Wert (21 %) hinter Deutschland (37 %) und Finnland (27 %).
Die starke Innovationsleistung der österreichischen Unternehmen findet ihre Entsprechung im Anstieg der F&E-Aufwendungen
seit 1998. Die Forschungsquote ist damit in Österreich deutlich höher als bisher angenommen. Auf der
Basis der Ergebnisse der F&E-Erhebung 2002 wird 2004 die F&E-Quote 2,27 % des BIP erreichen. Somit konnten
auch die bisherigen Ergebnisse der Globalschätzung der letzten Jahre nach oben revidiert werden. Vor allem
der Unternehmenssektor gibt deutlich mehr für Forschung und Entwicklung aus als bisher bekannt war. Der Abstand
zu den europäischen Spitzenreitern in Forschung und Entwicklung, Finnland und Schweden, ist jedoch noch immer
vorhanden; allerdings liegt Österreich nun deutlich über dem EU-Durchschnitt. Das Ziel einer F&E-Quote
von 2,5 % bis zum Jahr 2006 bzw. das 3 %-Ziel bis zum Jahr 2010 erscheinen auf dieser Basis realistisch und erreichbar,
wenn die F&E-Ausgaben von 2005 an mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 8,8 % wachsen.
Dies liegt etwas über der durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate der F&E-Ausgaben (7,7 %) für
den Zeitraum 1995 bis 2004.
Die weitere geplante Steigerung der F&E-Ausgaben im Rahmen der Barcelona-Ziele verstärkt auch die Nachfrage
nach Wissenschaftern und Wissenschafterinnen. Sowohl bei der Einführung von Innovationen als auch bei der
Durchführung von F&E haben hoch qualifizierte Arbeitskräfte einen positiven Einfluss. Aus derzeitiger
Sicht wird der Output des österreichischen Ausbildungssystems nicht ausreichen, um die entstehende Lücke
zu schließen. Wesentlich für die Bewältigung dieser Herausforderung wird die stärkere Einbindung
von Frauen in Wissenschaft und Forschung sein, heißt es in dem Bericht, in dem weiters festgehalten wird,
dass Forschungs- und Entwicklungsausgaben Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben, weshalb auf diesen Bereich
besonderes Augenmerk zu richten sei. Als positiv wird weiters vermerkt, dass ein Großteil der F&E-Ausgaben
aus Eigenmitteln finanziert werden kann und die Internationalisierung der österreichischen Forschung zunimmt.
Diesem Trend trägt auch die Politik Rechnung.
Innovation im Fördersystem
Das Jahr 2003 und vor allem das erste Drittel des Jahres 2004 zeichneten sich durch intensive Diskussionen
und Vorbereitungen größer angelegter Reformen in der Organisation der Forschungsförderung aus.
Mit dem Reformdialog am 15. April 2004 zur Strukturreform in der Forschungsförderung wurde eine Neuordnung
der Forschungsförderungslandschaft in Angriff genommen, der laut Bericht folgende Punkte umfassen soll: die
Einrichtung einer Forschungsförderungsgesellschaft, eine Reform des FWF, die Unabhängigkeit des Rates
für Forschung und Technologieentwicklung, die Einrichtung einer Nationalstiftung für Forschung, Technologie
und Entwicklung sowie die Errichtung eines "Hauses der Forschung".
Eine Reform der institutionellen Rahmenbedingungen sei notwendig, um neuere Entwicklungen und Erkenntnisse der
Innovationsforschung zu implementieren und um die angepeilte Steigerung der F&E-Ausgaben zu unterstützen,
führen die Autoren des Berichts dazu aus. In diesem Prozess gewönnen Evaluierungen als Instrument zur
Steigerung von Effektivität und Effizienz von F&E-Förderungen zunehmend an Bedeutung. Einerseits
könne durch Evaluierungen forschungs- und technologiepolitisches Handeln legitimiert werden, andererseits
dienten Evaluierungen auch als Instrument, um dem steigenden Informations- und Lernbedarf über die Funktionsweise
von verschiedenen Instrumenten Rechnung zu tragen. Evaluierungen würden im zunehmenden Maß zum fixen
Bestandteil der FTI-Politik. Die Plattform Forschungs- und Technologieevaluierung, als Meinungsaustausch-Forum
für externe Evaluatoren, Auftraggeber sowie Evaluierte, habe substantiell dazu beigetragen, die Evaluierungskultur
in Österreich nachhaltig zu verbessern.
Als Beispiel für den wachsenden Stellenwert von Evaluierung könne, so der Bericht, die Evaluierung des
FFF und des FWF gelten: Die beiden größten Förderfonds Österreichs wurden zum ersten Mal seit
ihrer Gründung einer umfassenden Bewertung unterzogen. Dabei wurde beiden Einrichtungen attestiert, bedeutende
Wirkungen auf Seiten der Förderempfänger erzielt zu haben. Dennoch empfiehlt die Evaluierung durch den
Aufbau strategischer Kapazitäten sowie moderner Governancestrukturen eine jeweils profiliertere Rolle im österreichischen
Innovationssystem zu übernehmen. Die Ausweitung des Handlungsspektrums sowie der Aufbau von strategischer
Kompetenz müsste allerdings in einer budgetären Ausweitung ihre Entsprechung finden. Der reine Autonomiestatus
ist in sich verändernden Forschungs- und Innovationsstrategien obsolet geworden. Der FWF muss sich mehr in
Richtung thematischer Forschung und Anwendungsorientierung öffnen, und für den FFF bedarf es einer Abstimmung
mit anderen Förderinstrumenten und -agenturen, um als eine starke proaktive Innovationsagentur agieren zu
können.
Die Reform des österreichischen Fördersystems dient letztlich dazu, die ehrgeizigen Ziele von Lissabon
und Barcelona zu erreichen, erklären die Verfasser des Berichts. Inhaltlich können in den Mitgliedsstaaten
folgende Trends ausgemacht werden: eine Stärkung der Vernetzung Wissenschaft und Industrie, die Erhöhung
des hoch qualifizierten Humankapitals, die Schaffung eines innovationsfreundlichen Klimas und die Stärkung
von fiskalen Anreizen für F&E. Für die Erreichung des Lissaboner Ziels ist die Erhöhung der
F&E-Aufwendung eine Maßnahme unter vielen. Die meisten Mitgliedsstaaten (sowie die Europäische Kommission)
haben erkannt, dass parallel zu einer Ausweitung der Ausgaben auch die Frage nach der Absorptionsfähigkeit
der Empfänger und damit nach der Effizienz des Mitteleinsatzes gelöst werden muss. Die Erhöhung
der Humanressourcen ist damit unabdingbar. Die Europäische Kommission stellt für die österreichische
Technologiepolitik fest, dass die Aufgabenstellungen und Empfehlungen zur Stärkung der schwachen Technologiebasis
weitgehend in Angriff genommen worden sind, lautet das positive Abschlussresümee des Berichts. |