Wien (övp-pd) - Das Programm zur Bundespräsidentschaftswahl "Die neue Hofburg" präsentierte
ÖVP-Präsidentschaftskandidatin Dr. Benita Ferrero-Waldner anlässlich der TV-Konfrontation mit dem
SPÖ-Kandidaten Heinz Fischer. "Die Hofburg soll ein Kompetenzbüro werden. Ich möchte eine 'Neue
Hofburg' schaffen", so Ferrero-Waldner. Hier ihr 10-Punkte-Programm im Wortlaut:
1. Internationale Erfahrung
"Ich will meine internationalen Erfahrungen in Wirtschaft, Diplomatie und Außenpolitik und meine langjährigen
Kontakte voll zum Nutzen unseres Landes einsetzen. Ich habe mit den meisten Frauen und Männern, die heute
in der Weltpolitik das Sagen haben, gearbeitet und verhandelt. Ich bin mit vielen von ihnen freundschaftlich verbunden.
Das ist mein 'Kapital', das ich für die Wirtschaft, den Tourismus, für Kunst, Kultur, Wissenschaft und
Sport einsetzen werde."
2. Sicherheit und Stabilität
"Um allen Menschen in unserem Land Sicherheit und Stabilität zu garantieren, dürfen wir
uns in Europa nicht isolieren. Wir müssen zur wirksamen Bekämpfung von Terrorismus, organisierter Kriminalität
und unkontrollierten Wanderungsbewegungen noch stärker mit anderen Staaten zusammen arbeiten. Daher ist die
Einsetzung eines Antiterrorkoordinators durch die Europäische Union wichtig. Darüber hinaus werde ich
mich selbstverständlich einer aktiven Friedenspolitik der UNO zur Verfügung stellen."
3. Neutralität
"Österreich hat sich im Jahre 1955 zur immerwährenden Neutralität verpflichtet; das
heißt: kein Beitritt zu militärischen Bündnissen, keine militärischen Stützpunkte fremder
Staaten auf unserem Gebiet und keine Teilnahme an einem Krieg. Eine Abschaffung dieser Kernneutralität ist
weder sinnvoll noch notwendig. Seit damals hat sich Europa grundlegend verändert. Wir sind 1995 Mitglied der
Europäischen Union geworden. Unsere österreichische Landesverteidigung ist in die europäische Sicherheitspolitik
eingebettet. Das bringt uns ein Mehr an Sicherheit und ergänzt die Neutralität. Ich sage: 'Solidarität
innerhalb Europas und Neutralität außerhalb.' Ich habe daher während des Irak-Krieges keine fremden
militärischen Überflüge beziehungsweise Durchfahrten gestattet und so die österreichische Neutralität
angewandt."
4. Schutzherrin des Bundesheeres
"Ich will die politische Schutzherrin des österreichischen Bundesheeres sein und damit die Garantin
eines modernen Heeres. Seine Aufgaben heute sind: Grenzsicherung, Katastrophenschutz und Friedenseinsätze
im Ausland. Ich habe immer mit Stolz vermerkt, wenn die österreichischen Soldatinnen und Soldaten für
ihre Leistungen national und international große Anerkennung erfahren haben."
5. Wirtschaft und Arbeitsplätze
"Jeder zweite Arbeitsplatz in Österreich ist heute von einer funktionierenden Außenwirtschaft
abhängig. Ein Prozentpunkt Exportsteigerung schafft mindestens 7.000 neue Arbeitsplätze. Ich werde die
österreichischen Interessen in den Mittelpunkt meiner Staats- und Arbeitsbesuche stellen und im Rahmen einer
Gesamtstrategie mit der Regierung und den Vertretern der Wirtschaft im Ausland für Österreich werben."
6. "Benita hilft"
"In unserer Leistungsgesellschaft gibt es viele Menschen, die trotz unseres guten Sozialsystems in Not geraten
sind. Für sie werde ich eine Einrichtung schaffen, die dann, wenn niemand mehr hilft, rasch und unbürokratisch
da ist. Die Aktion 'Benita hilft', die in den letzten Wochen mit 100.000 Euro aus dem Wahlbudget zahlreichen Menschen
geholfen hat, wird es auch in Zukunft geben. Ich werde für die Organisationen der freiwilligen, ehrenamtlichen
Sozial-, Hilfs-, Kultur- und Jugendarbeit Ansprechstelle und Fürsprecherin sein."
7. Generationen
"Wir verdanken der älteren Generation sehr viel; sie hat mit Fleiß und unermüdlichem Einsatz
in den Jahren des Wiederaufbaus den Grundstein für unsere heutigen wirtschaftlichen Erfolge und unseren Wohlstand
gelegt. Für die Anliegen der Seniorinnen und Senioren werde ich als Bundespräsidentin stets ein offenes
Ohr haben. Ich erhoffe mir aber auch Verständnis für und Offenheit gegenüber unsere Jugend. Junge
Menschen wollen ernst genommen werden. Sie leisten mit ihrer Kreativität und ihren guten neuen Ideen einen
wichtigen Beitrag in unserer Gesellschaft. Diese Energie möchte ich nützen und einbinden."
8. Haus des Dialogs
"Ich werde frischen Wind in die Hofburg bringen und die Türen weit öffnen. Ich werde für alle
meine Landsleute da sein; eine Volks-, eine Bürgerpräsidentin, die auf die Menschen zugeht und zuhören
kann. Die Hofburg soll ein Haus der Gespräche, des Zusammenführens und des Dialogs werden. Sie soll den
Brückenschlag zwischen unterschiedlichen Meinungen ermöglichen. Hier sollen Streitfragen ausdiskutiert
und Gegner versöhnt werden. Ich habe nie jemanden ausgegrenzt oder diskriminiert. Das politische Gegengewicht
zur Regierung ist die Opposition. Ich will eine überparteiliche und unabhängige Bundespräsidentin
sein."
9. Die Zukunft gestalten
"Ich will in Krisenzeiten zur Verfügung stehen. Ich bin keine Oberlehrerin der Nation und keine Besserwisserin.
Ich werde mich in die politischen Tagesgeschäfte nicht einmischen. Aber ich werde die großen Zukunftsfragen
unseres Landes gemeinsam mit Wissenschaftlern, Experten, Denkern und Querdenkern, mit Medienfachleuten, Wirtschaftsvertretern
und Künstlern aufgreifen, um an einer breiten Bewusstseinsbildung offensiv mitzuwirken."
10. Einfach und effizient
"Eine moderne Präsidentin braucht keine Amtsvilla in Wien und keine Sommerresidenz in einem Jagdschloss.
Zur Erfüllung meiner Aufgaben steht mir die Hofburg zur Verfügung. Sie ist eines der berühmtesten
und schönsten Gebäude Österreichs. Hier werde ich arbeiten, Besucher, Gäste, Mitbürgerinnen
und Mitbürger mit ihren Anliegen empfangen. In meinem Zuhause in Baden werde ich wie bisher mein Privatleben
führen." |