Klagenfurt (stadt) - Nach Vorlage des "Obergutachtens" zweier Universitätsprofessoren zum
Vergabeverfahren für das Klagenfurter Stadion-Projekt hat Bürgermeister Harald Scheucher kein Verständnis
für die Haltung des Kärntner Landeshauptmannes. "Er will das gesamte Projekt einfach in die Luft
sprengen", so Scheucher.
Zwei getrennte Pressekonferenzen-Einladungen von Land und Stadt, ein Sport-Staatssekretär, der sich "nur
als Überbringer des Gutachtens" sieht und keine Stellungnahme zum weiteren Verlauf des Verfahrens geben
will und eine intensive Diskussion im Gemeinderat, war Dienstag (11. 01.) der aktuelle Stand in Sachen Stadion
Klagenfurt.
Nach Vorlage des "Obergutachtens", dem ja schon einige andere vorangegangen waren, will Landeshauptmann
Haider, die Abberufung der derzeitigen Vergabekommission und eine Neueinreichung der Projekte.
Bürgermeister Harald Scheucher wiederum präsentierte das Gutachten der Universitätsprofessoren der
Öffentlichkeit und verwies auf die Schlussfolgerung der beiden Experten: Im Vergabeverfahren, dass vom Österreichischen
Institut für Schul-und Sportstättenbau (eine Bundesinstitution) durchgeführt wird, sind Fehler passiert,
die aber behoben werden können. Ein neues Verfahren ist nicht notwendig, ganz im Gegenteil, es wird die Fortführung
des derzeitigen Vergabeverfahrens empfohlen. Daran wolle er sich auch halten, so Scheucher.
"Die Stadt ist der Bauherr und mir geht es um eine korrekte Vergabe", so Scheucher. Die Vergabe muss
übrigens bis 4. Februar über die Bühne sein, da sonst die Fristen für die Fußballeuropameisterschaft
2008 nicht mehr eingehalten werden können.
Bürgermeister Scheucher hielt in der Pressekonferenz, an der Staatssekretär Karl Schweitzer teilnahm,
auch eindeutig seine Meinung fest: "Ich glaube, dass der Landeshauptmann aus persönlichen Gründen
das gesamte Projekt in die Luft sprengen will, dies liegt augenscheinlich in seiner Persönlichkeitsstruktur,
die offensichtlich auf Zerstörung ausgelegt ist". Das Stadtoberhaupt stellte auch fest, dass "der
Landeshauptmann scheinbar einen Wirbel inszeniere, um der von ihm bevorzugten Baufirma einen Auftrag zukommen
zu lassen".
Sport-Staatssekretär Karl Schweitzer, der ebenfalls an der Bürgermeister-Pressekonferenz teilnahm, wollte
sich in keiner Richtung zu Vergabeverfahren und weiterer Vorgangsweise äußern. Er hätte nur das
Gutachten persönlich überbracht und der Bund sei "ja nur Förderungsgeber".
Das Stadion war auch Thema bei einer Gemeinderatssitzung am Nachmittag. Die FPÖ hatte einen Dringlichkeitsantrag
eingebracht, wonach entsprechend einem Rechtsgutachten der Landesregierung vorgegangen soll (diesem widersprechen
aber wiederum die anderen Gutachten), dass die Stadt eine Schad- und Klaglosstellung durch den Bund fordern soll
(bei eventuellen Klagen von Bietern im Verfahren) und wenn dies nicht erfüllt wird, sich sofort aus dem Stadionvertrag
zurückziehen soll.
Die VP brachte einen Abänderungsantrag ein, nachdem das "Obergutachten" der Universitätsprofessoren
zur Kenntnis genommen wird und danach gehandelt werden soll und verlangt ebenfalls die Schad-und Klaglosstellung
vom Bund. Es gab dafür keine Mehrheit.
Mit Mehrheit beschlossen (FP/SP) wurde schliesslich der Abänderungsantrag der SPÖ: Einberufung eines
Stadiongipfels von Bund, Land, Stadt, aller Gutachter und Experten für eine einheitliche Vorgangsweise, wenn
nicht möglich auch die Schad-und Klaglosstellung durch den Bund und bei Nichterfüllung auch dieses Punktes
einen neuerlichen Gemeinderatsbeschluss für einen Ausstieg aus der Stadion-Grundsatzvereinbarung.
Für den ursprünglichen Dringlichkeitsantrag der FPÖ stimmte niemand. |