Ausgaben für Wohnung, Autos, Freizeit und Tourismus steigen besonders rasch
Wien (ba-ca) - Laut einer aktuellen Analyse der BA-CA Konzernvolkswirtschaft wuchs der private
Konsum in den neuen EU-Mitgliedsländern in Zentral- und Osteuropa (NMS8) im Jahr 2004 inflationsbereinigt
um geschätzte 4 Prozent, in den Kandidatenländern (CC3) waren es 7 Prozent. Damit stieg der private
Konsum in den NMS8 seit dem Jahr 2000 um 17 Prozent, in den Kandidaten-ländern sogar um 27 Prozent. In der
EU-15 betrug der Zuwachs im gleichen Zeitraum nur 7 Prozent.
Bei der Entwicklung der Einzelhandelsumsätze ist der Abstand noch größer: Während die EU-15
zwischen 2000 und 2004 einen Anstieg der inflationsbereinigten Einzelhandelsumsätze von rund 7 Prozent zu
verzeichnen hatten, brachten es die neuen EU-Mitgliedsländer auf 20 Prozent. Besonders rasch wuchsen die Einzelhandelsumsätze
in den baltischen Staaten. Aber auch Ungarn und Slowenien konnten hohe Zuwachsraten verzeichnen.
In einigen Ländern leichte Abschwächung 2005, insgesamt weitere Beschleunigung 2006
In manchen Ländern, die in den vergangenen Jahren sehr hohe Einkommenssteigerungen (Ungarn) oder ein hohes
Kreditwachstum (Kroatien) aufzuweisen hatten, dürfte sich das Konsumwachstum 2005 etwas abschwächen.
Dazu wird auch die notwendige Reduzierung der Budgetdefizite in den neuen Mitgliedsländern beitragen. Großteils
rechnen die Volkswirte der BA-CA jedoch mit weiterhin hohen Zuwachsraten beim privaten Konsum. Bestimmend für
diese Entwicklung sind der erfreuliche Konjunkturverlauf (etwa in Polen), der Rückgang der Inflation (beispielsweise
in der Slowakei) oder auch Sonderfaktoren wie die Steuerreform in Rumänien. Auch das Einsetzen der landwirtschaftlichen
Direktsubventionen der EU wird den Konsum stützen, besonders in Polen.
Für 2005 wird für die NMS8 insgesamt ein reales Konsumwachstum von erneut fast 4 Prozent prognostiziert,
für die Kandidatenländer sogar von 6,4 Prozent. Diese Zahlen dürften sich 2006 dank eines zum Teil
wieder beschleunigten Einkommenswachstums auf 4,3 Prozent bzw. 7,2 Prozent erhöhen. Erfreulicherweise erfolgt
der Konsum nicht auf Kosten der Zukunft: "Die Investitionen entwickeln sich ebenfalls gut und sind derzeit
sogar das dynamischste Wachstumselement", so Marianne Kager, Chefökonomin der BA-CA.
Ausgaben für Wohnung, Autos und Freizeit
Der Aufholprozess gegenüber der "alten" EU-15 wird auch langfristig für hohe Zuwachsraten
beim privaten Konsum sorgen. Dieser dürfte weiterhin um 2 bis 3 Prozentpunkte stärker wachsen als in
der EU-15. Besonders rasch dürften die Ausgaben für Wohnen, Transport, Freizeitaktivitäten und Tourismus
ansteigen und für eine deutliche Verschiebung in der Konsumstruktur sorgen. Während beispielsweise rumänische
Haushalte derzeit mehr als die Hälfte ihrer Gesamtausgaben für Nahrungsmittel aufwenden, beträgt
dieser Anteil in Luxemburg nur ein Zehntel.
"Mit zunehmendem Wohlstand eines Landes verringern sich die Ausgaben für Nahrungsmittel relativ zugunsten
der Ausgaben für andere Güter und Dienstleistungen", erklärt Hans Holzhacker, Autor der BA-CA
Konsumanalyse. So verdoppelt sich etwa der Ausgabenanteil für Wohnen und Möbel von unter 20 Prozent auf
fast 40 Prozent und für Transport und Kommunikation von unter 10 Prozent auf nahezu 20 Prozent. Die Ausgaben
für Erholung, Kultur, Restaurants und Hotels vervierfachen sich von weniger als 5 Prozent auf knapp 20 Prozent.
"Der Wohnungs- und Automarkt, der Verkauf von Möbeln, sowie Freizeitaktivitäten und Tourismus werden
deshalb mittel- und langfristig besonders rasch expandieren", resümiert Holzhacker. |