Neue Ausschreibungskriterien von Wiener Wohnen und MA 34
Wien (rk) - "Gemeindemieterinnen und -mieter haben Anspruch auf preisgünstige und
qualitätsvolle Erhaltungs- und Verbesserungsarbeiten ihrer Gemeindebauten. Jetzt setzt Wiener Wohnen gemeinsam
mit der MA 34 einen Schritt zu mehr Qualität und Sicherheit. Ab sofort sind die Faktoren Gewährleistung
und zertifizierte Abläufe integraler Bestandteil bei der Auftragsvergabe. Die Preise für die Mieterinnen
und Mieter werden dadurch aber nicht höher", erklärte Wohnbaustadtrat Werner Faymann.
Die MA 34 startet darüber hinaus einen Pilotversuch: Bei der Ausschreibung von Erhaltungsarbeiten in einem
Schulbau soll neben dem Preis das Kriterium "Lehrlinge" eine Rolle spielen. Konkret geht es um Sanitärinstallationen
im Ausmaß von 40.000 Euro. "In Wien sind etwa 16.000 Lehrlinge beschäftigt, 40 Prozent davon im
Gewerbe- und Handwerksbereich. Vor allem für Klein- und Mittelbetriebe sind Aufträge der Stadt Wien ein
wichtiger Wirtschaftsfaktor. Der Pilotversuch ist ein wichtiges Signal dafür, dass die Lehrlingsausbildung
der Stadt Wien besonders am Herzen liegt. Die Evaluierung des Versuchs wird zeigen, ob diese Vorgangsweise ein
taugliches Mittel ist. So leistet die Stadt Wien einen wichtigen Beitrag, damit junge Menschen in der Stadt eine
sichere Zukunft haben", erklärte Personalstadträtin Maga Sonja Wehsely.
Vorrang für Gewährleistung und Zertifizierung
Wiener Wohnen und die MA 34 - Bau- und Gebäudemanagement investieren pro Jahr fast 350 Millionen Euro in Erhaltungs-
und Verbesserungsarbeiten. 6.000 Arbeitsplätze werden dadurch dauerhaft gesichert. Damit wird nicht nur die
Wohn- und Lebensqualität Tausender Wienerinnen und Wiener erhöht, sondern auch ein wichtiger Beitrag
zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und zur Ankurbelung der Konjunktur geleistet.
Jetzt setzt die Stadt einen weiteren Schritt zu mehr Qualität. Wurden Anbote bei Ausschreibungen von Rahmenverträgen
bisher ausschließlich nach dem Preis beurteilt, so kommen ab sofort bei Ausschreibungen der MA 34 und von
Wiener Wohnen zusätzliche Kriterien zur Anwendung. Es gelten nun zu 90 Prozent der Preis und zu jeweils 5
Prozent die neuen Kriterien "verlängerte Gewährleistung" und "zertifizierte Abläufe"
nach EN ISO 9001:2000. Unter die zertifizierten Abläufe fallen unter anderem die Kostentreue, die Ausführungskontrolle,
das Gewährleistungsmanagement, die regelmäßige Ausbildung und Schulung der Mitarbeiter sowie die
Anwendung umweltgerechter Entsorgungsmaßnahmen.
Darüber hinaus werden wie schon bisher von Auftragnehmern folgende besondere Eignungskriterien eingefordert:
- Nachweis einer bestehenden Betriebshaftpflichtversicherung
- Hinterlegung einer Bankgarantie als Sicherstellung der Einhaltung des Vertrags (Die Höhe ist vom Auftragsvolumen
abhängig).
- Nachweis der für den Auftrag zur Verfügung stehenden MitarbeiterInnenzahl.
- Nachweis, dass der Bieter in den letzten Jahren Aufträge in bewohnten, mehrgeschossigen Wohnhausanlagen
erbracht hat.
- Beim Einsatz von Subunternehmen hat bei jedem Auftrag zumindest ein ausführender oder kontrollierender
Mitarbeiter des Auftragnehmers vor Ort anwesend zu sein.
Dadurch wird für die Gemeindebaubewohner sichergestellt, dass die Erhaltungs- und Verbesserungsarbeiten
zu hoher Qualität durchgeführt werden, ohne dass es zu höheren Kosten für die MieterInnen kommt.
Die Rahmenausschreibungen werden für jeweils drei Jahre (plus Option auf weitere drei Jahre) vergeben. Durch
entsprechend lange Anbotsfristen wird gewährleistet, dass alle an den Ausschreibungen interessierten Betriebe
genug Zeit haben, sich zertifizieren zu lassen.
Wirtschaftsfaktor Wiener Wohnen
Im Jahr 2005 hat Wiener Wohnen für Sanierungen, Wohnungsverbesserungen sowie in die laufende Erhaltung
und Verbesserung seiner 220.000 Gemeindewohnungen 463 Mio. Euro (exkl. 50 Mio. Euro an Wohnbauförderung) veranschlagt.
Das sind um 100 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Gerade in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit sind antizyklische
Investitionen besonders wichtig. In Wien ist die Arbeitslosigkeit Dank gezielter Beschäftigungsinitiativen
zwar rückläufig, aber es sind derzeit immerhin 102.000 Frauen und Männer arbeitslos. Umso wirkungsvoller
sind Investitionen in den Wirtschaftsmotor Bauwirtschaft. Wiener Wohnen hat sich bereits in den letzten Jahren
als einer der größten Investoren in die Wiener Wirtschaft ausgezeichnet.
Pilotprojekt Lehrlingsförderung
Um die Betriebe zu motivieren, noch mehr Lehrlinge als bisher auszubilden, startet die MA 34 einen Pilotversuch,
bei dem die Anzahl der für die ausgeschriebenen Arbeiten eingesetzten Lehrlinge als zusätzlicher Faktor
neben dem Preis in die Bewertung aufgenommen wird. Dadurch ist gewährleistet, dass einerseits das Preiskriterium
bei der Vergabe von Aufträgen der MA 34 weiterhin oberste Priorität hat. Andererseits wird das Qualitätsmerkmal
Lehrlingsausbildung gefördert.
"Aus Sicht der Wiener Wirtschaft ist die neue Vergaberichtlinie vor allem in Puncto Lehrlinge und Lehrlingsausbildung
sehr zu begrüßen. Es darf nicht vergessen werden, dass vor allem die Klein- und Mittelbetriebe die Stütze
der Wiener Wirtschaft bilden. Sie stellen zwei Drittel aller Arbeitsplätze und 85% aller Lehrplätze zur
Verfügung und sorgen für Lebensqualität und Nahversorgung in Wien. Die Investitionen der Stadt sind
für die Wiener Wirtschaft sehr wichtig, denn besonders viele Jugendliche erhalten ihre Ausbildung im Bau-
und Baunebengewerbe. Es freut mich sehr, dass diese Investitionen in die Ausbildung von Jugendlichen von der Stadt
in diesem Pilotversuch der neuen Vergaberichtlinie berücksichtigt werden und somit einen Teil zu mehr und
vor allem gut ausgebildeten Beschäftigten in Wien beiträgt", so LAbg. Fritz Strobl, Präsident
des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes Wien.
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