Khol: Bedeutung des Widerstands für Österreich oft erst spät erkannt  

erstellt am
20. 01. 04

Eröffnungsrede bei Symposion "Widerstand in Österreich 1938 - 1945"
Wien (pk) - Das Jahr 2005 sei kein Jubeljahr, sondern ein Gedankenjahr, sagte Nationalratspräsident Andreas Khol in seiner Ansprache zur Eröffnung des Symposions "Widerstand in Österreich 1938 - 1945" am Mittwoch (19. 01.) im Parlament. Es gehe darum, mit scharfem Blick auch die Schattenseiten unserer Vergangenheit ins Auge zu fassen, sagte Khol und erinnerte daran, dass im Jänner 1945 die Mordmaschine des NS-Regimes noch voll im Gange war. Das KZ Mauthausen war noch in Betrieb, Todesurteile wurden verhängt und vollstreckt, Menschen an Laternenpfählen aufgehängt. Es habe aber auch Hoffnung gegeben - den Widerstand unter dem Titel "Walküre" in Wien, die Aktionen in Innsbruck, das befreit übergeben werden konnte und die Tätigkeit der Widerstandsgruppe 05.

Der Widerstand sei in Österreich nicht ohne Ambivalenz gesehen worden, die Identifikation mit ihm sei lange nicht so stark gewesen, wie dies wünschenswert gewesen wäre, klagte Präsident Khol. Viele Widerstandsgruppen seien auch in der Bevölkerung isoliert gewesen und es habe lange gebraucht, bis der Widerstand vom 20. Juli 1944 auch in Österreich Anerkennung gefunden und in seiner Bedeutung für Österreich erkannt wurde. Der Angriffskrieg der Nationalsozialisten war kein österreichischer Krieg, man hat sich daher nicht mit dem Aufstand dagegen identifiziert.

Inzwischen habe man gelernt, die Verantwortung für die Taten der Österreicher im Dienste des Nationalsozialismus zu tragen, aber man würdige auch unbefangener den tapferen Widerstand, den Österreicher dagegen leisteten, wie Robert Bernardis, dem die Republik spät aber doch ein Denkmal gesetzt habe. Auch Carl Szokoll wird am 6. April durch eine Geste geehrt, ein Hof in der Rossauerkaserne wird nach ihm benannt werden. Papst Leo XIII. habe schon im 19. Jahrhundert die Frage nach dem Widerstandsrecht mit dem Satz beantwortet, der heute von allen akzeptiert wird: "Wenn aber die Staatsgesetze sich offen gegen das göttliche Recht auflehnen, dann ist Widerstand Pflicht".

Im Rahmen der Eröffnung des Symposions begrüßte Nationalratspräsident Andreas Khol neben den Referenten eine Reihe von prominenten Gästen, an der Spitze Bundespräsident Heinz Fischer, dazu u.a. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, die Zweite Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, den ehemaligen Ministerpräsidenten der Slowakei, Jan Carnogursky, die Bundesministerinnen Elisabeth Gehrer und Ursula Plassnik, den Präsidenten des Verfassungsgerichtshofes Karl Korinek und den Präsidenten des Versöhnungsfonds Ludwig Steiner.

Die unter der wissenschaftlichen Leitung von Univ.-Prof. Stefan Karner stehende Veranstaltung wird von der Politischen Akademie der ÖVP, dem Karl Renner Institut, dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes und der katholischen Kirche mit Unterstützung des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung veranstaltet.
     
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