Die Stimmen der Wissenschaft (2)   

erstellt am
20. 01. 04

Referate von Garscha, Moser, Malle
Wien (pk) - Das Symposion "Widerstand in Österreich 1938 - 1945" wurde mit Referaten von Winfried Garscha, Prof. Jonny Moser und Augustin Malle fortgesetzt.

Garscha: Linker Widerstand – "Rote Hilfe" – Arbeiterwiderstand
Winfried R. Garscha vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes setzte sich vorerst mit den Begriffen „Arbeiterwiderstand“ und „Linker Widerstand“ auseinander und meinte, „Arbeiterwiderstand“ bezeichne eine soziale Kategorie, die ihre organisatorische Verfestigung in den Betriebsgruppen der bis in die ersten Jahren des NS-Regimes hinein aktiven „Sozialistischen Arbeiterhilfe“, vor allem aber der kommunistisch geführten „Roten Hilfe“ erfuhr. Diese Form des Widerstands entstand vielfach spontan, als Reaktion auf die Verhaftung von Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben und Dienststellen.

„Linker“ Widerstand hingegen bezeichne eine politische Kategorie: das Fortführen der politischen und organisatorischen Traditionen der Arbeiterbewegung, wobei die österreichische Spezifik u.a. darin bestehe, dass sich das Kräfteverhältnis zwischen der einst übermächtigen sozialdemokratischen und der eher winzigen kommunistischen Bewegung umkehrte. Die KPÖ, die bereits 1934 bis 1938 organisatorisch mit den Revolutionären Sozialisten, der illegalen Nachfolgeorganisation der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs, gleichgezogen hatte, sei zwischen 1938 und 1945 die weitaus stärkste Kraft im linken Lager gewesen. Auch der größte Teil jener sozialistisch gesinnten Arbeiter, die nach der Stilllegung der RS politisch weiter aktiv bleiben wollten, schloss sich der KPÖ an. Viele unter ihnen kehrten allerdings nach der Wiederbegründung der SPÖ 1945 zur Sozialdemokratie zurück.

Angehörige illegaler Widerstandsgruppen hatten ein Höchstmaß an Vorsicht bei Gesprächen mit Arbeitskolleg/innen an den Tag zu legen, bei der Gewinnung neuer Mitglieder musste stets die Möglichkeit einkalkuliert werden, dass der oder die Neue ein Spitzel der Gestapo sein könnte. Eine in den illegalen Gruppen diskutierte – und von den Sozialisten völlig abgelehnte – Variante, dennoch mit breiteren Schichten der Bevölkerung in Kontakt zu kommen und das politische Monopol des Regimes in Frage stellen, waren konspirativ verbreitete Flugblätter. Jedes Flugblatt musste auf einer Maschine, die nicht einfach zu verstecken war, vervielfältigt werden, und das auf Papier, das rationiert war, es musste unbemerkt zwischengelagert und schließlich so unter die Leute gebracht werden, dass zwar die Person, die es verbreitete, unbemerkt blieb, sein Inhalt aber registriert wurde, bevor die Person, die das Flugblatt fand, es erschrocken fallen ließ.

„Linker“ Widerstand habe dem aus katholisch-konservativer oder habsburgisch-legitimistischer Gesinnung heraus geleisteten Widerstand eine wichtige Erfahrung voraus gehabt, sagte Garscha weiter: vier Jahre Widerstand gegen den austrofaschistischen Ständestaat. Doch die Gestapo war nicht die Polizei des Ständestaats, obwohl viele Polizisten nach 1938 weiterbeschäftigt wurden und unter der neuen Herrschaft zeigten, wozu sie fähig waren. Die RS-Führung zog daraus die bereits erwähnte Konsequenz der Stilllegung der Organisation. Doch die Organisation war von zentraler Bedeutung gewesen für die politische Identität, das sozialdemokratische Milieu sei geprägt gewesen von der Organisation, sogar noch in der Zeit der Illegalität seit dem Februar 1934. Wo die Organisation wegfällt, "zerbrösle" letztlich das Milieu – zuallererst bei den Jungen, denen die Sozialisation in den sozialdemokratischen Jugendorganisationen fehlte, die die Generation der vor 1920 Geborenen geprägt hatte. Durch die Einberufungen zur Wehrmacht ab Kriegsbeginn wurden auch noch die verbliebenen informellen Strukturen unter den jüngeren Jahrgängen weitgehend zunichte gemacht. Trotzdem lebten sozialdemokratische Organisationsformen und sozialdemokratisches Politikverständnis auch unter den Bedingungen der NS-Diktatur fort, wenngleich fast ausschließlich in nur lose zusammenhängenden Kleinstgruppen, die sich zu Freizeitaktivitäten trafen die jedem Gestapo-Spitzel als harmlos erscheinen mussten. Erwähnt wurde von Garscha auch die erfolgreiche Fluchthilfe für jüdische Funktionäre unmittelbar nach dem 11. März 1938.

Zentrales Anliegen der illegalen KPÖ war die Propagierung und organisatorische Vorbereitung des nationalen Befreiungskampfes gegen die hitlerdeutsche Fremdherrschaft. Dazu wurden Kontakte zu anderen Widerstandsgruppen und Einzelpersonen gesucht, ab 1943 – als überparteilich konzipierte – Organisationen unter dem Namen „Österreichische Freiheitsfront“ gegründet. Kommunistisch inspirierte Partisanengruppen umfassten meist nur wenige Personen, sie entstanden zuerst in der Steiermark und Kärnten, später auch im Salzkammergut. Die Versorgung dieser Gruppen gehörte fortan zu den wichtigsten Aufgaben der Parteiorganisationen, wobei sich insbesondere Frauen große Verdienste erwarben.

Das fatale Dilemma der kommunistischen Organisationen war laut Garscha, dass die Instruktionen von außen nur über wenige Relais-Stellen nach Österreich gelangen konnten – die wichtigsten waren Zagreb, Bratislava und Zürich – und von diesen seien zwei, nämlich Zagreb und Bratislava, von der Gestapo mit Konfidenten durchsetzt gewesen, sodass jeder ins Land geschickte Kurier, ohne es zu wissen, den Polizeispitzeln den Weg in die Organisationen wies. Dass die Organisationen trotzdem nicht vollkommen aufgerieben werden konnten, zeuge von der Wirksamkeit der konspirativen Schutzmechanismen. Auch diese wurden übrigens zentral an die Organisationen weiter gegeben. Dort, wo kommunistische Organisationen auf sich allein gestellt aufgebaut wurden, d.h. dort wo die Anleitung fehlte, war – wie Beispiele aus Niederösterreich zeigen – die Wahrscheinlichkeit groß, dass Organisationsstrukturen aus der Zeit vor 1938 weitergeführt wurden. Dort, wo im sozialdemokratischen Bereich Widerstand nicht nur lokal organisiert, sondern überregional vernetzt wurde, waren sozialistische Widerstandskämpfer denselben Gefährdungen ausgesetzt wie die KPÖ-Gruppen.

Neben der kommunistischen und sozialistischen, durch zentrale Funktionäre gelenkten Organisationstätigkeit entstanden Widerstandsgruppen aber auch spontan, wobei in den meisten Fällen Kontakt zu bestehenden Organisationen und Leitungen gesucht wurde. Ausgangspunkt dieser Organisationstätigkeit von unten waren in vielen Fällen Verhaftungen von Kolleginnen und Kollegen, nicht selten aber auch Willkürmaßnahmen der Betriebsleitung. Diese so genannten Betriebsgruppen sammelten in erster Linie Unterstützungsgelder und führten so die seit den zwanziger Jahren von der seitens der Kommunistischen Parteien aufgebauten internationalen Solidaritätsorganisation „Rote Hilfe“ unter veränderten Bedingungen fort. Von den NS-Behörden wurde jede derartige Unterstützungsleistung als Vorbereitung zum kommunistischen Hochverrat mit drakonischen Strafen verfolgt. Wirklich erfolgreich waren derartige lokale Organisationen meistens dort, wo in Form von Industriedörfern oder Arbeitersiedlungen eine kompakte, manchmal über Jahrzehnte gewachsene proletarische Subkultur bestand, in der die Angehörigen derartiger Widerstandsgruppen relativ sicher vor Denunziationen sein konnten. Die Verfolgung der Organisierung von Unterstützungsleistungen durch die „Rote Hilfe“ stieß bei vielen Arbeiterinnen und Arbeitern auf großes Unverständnis und führte den illegalen Gruppen erst recht Sympathisanten zu, was den NS-Behörden nicht gleichgültig sein konnte. Diese Betriebsgruppen bildeten die wichtigste Basis der Verankerung der illegalen KPÖ innerhalb der Arbeiterschaft. Besonders stark waren diese Betriebsgruppen innerhalb der Deutschen Reichsbahn. Diese Gruppen konnten außerdem die Funktion von unauffälligen Kurieren übernehmen, weshalb ihnen im Organisationsgefüge nicht nur der illegalen KPÖ, sondern auch von revolutionärsozialistischen Gruppen eine besondere Rolle zukam.

Abschließend ging Garscha auf die Frage ein, wie SPÖ und KPÖ nach 1945 mit "ihrem" Widerstand umgingen. Für die SPÖ ist eine klare Schwerpunktsetzung sowohl ihrer antifaschistischen Gedenkveranstaltungen als auch von Artikeln und Büchern auf das Jahr 1934 bzw. auf den Widerstand gegen den Austrofaschismus festzustellen, unterstrich er. Die Gründe hierfür liegen seiner Meinung nach auf der Hand: Sozialistische Widerstandsgruppen zwischen 1938 und 1945 waren eine rare Ausnahme gewesen, während die Revolutionären Sozialisten vor 1938 eine relevante politische Kraft dargestellt hätten. Das Gedenken an diesen Kampf diente nicht nur der parteiinternen Selbstvergewisserung, sondern passte auch in die trotz Großer Koalition heftig geführten vergangenheitspolitische Auseinandersetzung mit der ÖVP. Die KPÖ, die seit den Tagen der Befreiung 1945 mit dem Image der „Russenpartei“ zu kämpfen hatte, bezog einen Gutteil ihrer politischen Legitimität als Gründungspartei der Zweiten Republik aus ihrer überragenden Rolle im Widerstandskampf und der hohen Zahl ihrer politischen Opfer. Für die Mehrheit der Bevölkerung der Zweiten Republik bedeutete dies eine zusätzliche Delegitimierung des Widerstands, nicht nur des linken, und eine Bestätigung der eigenen Rolle als Anhänger des NS-Regimes, Mitläufer oder Abseitsstehende. Das offizielle Österreich habe lange Jahrzehnte hindurch wenig bis nichts unternommen, um dieses Bild zu korrigieren. Es dauerte bis 1975, bis die Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer mit einer Befreiungsmedaille geehrt wurden.

 

Moser: Österreichische Juden im Widerstand gegen das NS-System
Prof. Dr. Jonny Moser hielt sodann einen Vortrag über den jüdischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus, der "bislang zu wenig beachtet und oft übersehen" worden sei. Die Resistance der österreichischen Juden im Inland bestand in einer Vielfalt von individuellen Aktivitäten und oppositionellem Verhalten. Bewaffneten Widerstand leisteten nur jene jungen jüdischen Menschen, die 1938 vom dem NS-Terror flüchten mussten. Nach Kriegsausbruch meldeten sich viele von ihnen in den Aufnahmeländern freiwillig zum Kriegsdienst. Diese jungen Exilanten in Westeuropa - nach dem Fall Frankreichs neuerlich vom nationalsozialistischen Terror bedroht - nahmen den Kampf in den Reihen linker und gaullistischer Truppen auf, erläuterte Moser. In historischen Darstellungen dieser Länder sowie in vielen Biographien werden sie nicht als Menschen jüdischer Abstammung bezeichnet; oft stand für die Betroffenen selbst ihre jüdische Identität im Vergleich zu ihrer politischen Überzeugung im Hintergrund. Daher wirke der Anteil österreichischer Juden am Kampf gegen das NS-Herrschaftsregime etwas unklar und verzerrt, gab der Historiker zu bedenken.

Die einzigen Personen, die sogleich nach dem "Anschluss" gegen die NS-Herrschaft opponierten, seien die Selbstmörder gewesen: Mit ihrem Freitod hätten sie gegen die pogromartige Judenhatz auf den Straßen Wiens sowie gegen den brutalen Terror der Gestapo protestiert. Es möge etwas befremdend klingen, die vielen jüdischen Suizide als eine Widerstandshandlung zu bezeichnen, meinte Professor Moser. Doch die Historie beweise, dass der Freitod schon weit zurück in der Vergangenheit der Selbstauslieferung in die Fänge verrohter Schergen gnadenloser Diktaturen vorgezogen wurde. Zur Zeit des Novemberpogroms hätten sich viele Leute lieber das Leben genommen als sich in Konzentrations- oder Vernichtungslager verschicken zu lassen. Über die stark angestiegene Zahl der Selbstmorde unter den Wiener Jüdinnen und Juden schrieben westliche Zeitungen in großer Aufmachung, zumal sich darunter eine große Anzahl prominenter Persönlichkeiten befand. Diese Meldungen seien den Nationalsozialisten sehr unangenehm gewesen, weil sich dadurch in Westeuropa und in den USA ein negatives Image Nazi-Deutschlands entwickelte.

Trotz des brutalen Terrors der Nationalsozialisten, der die Mehrheit der Juden einschüchterte, hätten Einzelne sich nicht abhalten lassen, ihren Unmut über die gewalttätigen Exzesse offen auszusprechen, führte Moser weiter aus. Ein Widerstand gegen diskriminierende An- und Verordnungen sei während der ganzen NS-Zeit hindurch gut erkennbar und spiegle sich in den Tagesrapporten der Gestapo Wien wider. In der Folge wies Moser auf die zahlreichen jüdischen Widerstandsaktivitäten hin, die vom Versenden von Schmäh- und Verwünschungsbriefen an Gauleitungen bis zur unerlaubten Rückkehr von deportierten Juden aus ihren Verbannungsorten reichte. Als die ersten Nachrichten über die Erschießung von Jüdinnen und Juden in den neu eroberten russischen Gebieten in Wien verbreitet wurden, befolgte die Mehrheit der zu Deportierenden die Einberufungsorder nicht mehr. 1941 sei zudem eine zunehmende oppositionelle Aktivität zu verzeichnen gewesen, zum Teil in Zusammenhang mit dem Angriff auf die Sowjetunion. Die Rückkehr Deportierter aus dem Generalgouvernement ließ die Gestapo bald erkennen, dass sich die Juden nicht mehr so leicht einschüchtern ließen. Der Wille, den NS-Anordnungen zu trotzen, sei nie gänzlich zusammengebrochen, betonte Professor Moser. 1943 war die Zahl der in Wien verbliebenen Juden auf 8.000 geschrumpft. Dennoch sei die Zahl derer, die sich den NS-Maßnahmen widersetzten, verhältnismäßig hoch gewesen. So fanden sich etwa 1943 junge Menschen mit einem jüdischen Elternteil lose zur "Wiener Mischlingsliga" zusammen, um gemeinsam mit anderen Widerstandsgruppen zu versuchen, das Regime zu stürzen.

Der Widerstand der österreichischen Jüdinnen und Juden gegen das Nazi-Regime war nicht unbedeutend, resümierte Moser. In diesem Kampf erbrachten sie schwere Opfer. Die österreichischen Juden haben am gesamtösterreichischen Widerstand mitgewirkt und einen beachtlichen Beitrag im Kampf für die Wiedererrichtung Österreichs geleistet.

 

Malle: Der slowenische Widerstand
Augustin Malle, der Leiter des Slowenischen Wissenschaftlichen Instituts in Klagenfurt, befasste sich in seinem Referat ausführlich mit dem slowenischen Widerstand in Österreich.

Die vermutlich von Beginn an latent vorhandene Ablehnung der NS-Herrschaft basierte auf jahrelanger Erfahrung mit totalitären Ideologien und mit an der Macht befindlichen Regimen, in letzter Konsequenz auch mit dem Ständestaat, von welchem sich ein Teil der Kärntner Slowenen die Lösung der "Kärntner Frage" erwartet hatte und darin schlussendlich enttäuscht wurde, leitete Malle ein. Die Kärntner Slowenen waren mit der Minderheitenpolitik nach 1920 unzufrieden, für die sie lokale Machtfaktoren verantwortlich machten. Diese Politik äußerte sich vor allem in einer restriktiven Sprachpolitik. So wurde etwa die Tätigkeit slowenischer kultureller Vereine von den Lokal- und Landesbehörden oft als "subversiver Widerstand" verstanden. Auch die Schulsituation verschlechterte sich von Jahr zu Jahr. Bereits im April 1932 wurde in der Wochenzeitung des politischen und wirtschaftlichen Vereines "Koroški Slovenec" die Befürchtung geäußert, dass es bei einer NS-Machtübernahme zu Deportationen kommen würde.

Der "Anschluss" traf die slowenische Minderheit also keineswegs unvorbereitet, zeigte Malle auf. Die latent vorhandene und wachsende Ablehnung des Regimes war aber noch lange nicht soweit gediehen, aktive Widerstandshandlungen zu setzen. Bis zur Volksabstimmung am 10. April 1938 reichte die Behandlung der Minderheit durch die neuen Machthaber von tätlichen und verbalen Einschüchterungsversuchen über Verhaftungen, Drohungen und Erpressungen bis zu feierlichen Versprechungen. Das Abstimmungsverhalten der Slowenen bereitete den lokalen nazistischen Machthabern viel Kopfzerbrechen.

Schon in den Tagen vor der Volksabstimmung wurde die Gangart des NS-Regimes gegen Slowenen, vor allem Priester, verschärft, es kam zu Entlassungen aus dem öffentlichen Dienst. Bald wurden einzelne Vereine aufgelöst, Veranstaltungen untersagt. Mehrere führende Slowenen wurden in den ersten drei Jahren der NS-Herrschaft verhaftet, in Konzentrationslager eingewiesen, einige erhielten Gauverbot. Mit dem Überfall auf Jugoslawien am 6. April 1941 fielen dann alle Schranken. Ziel antislowenischer Politik, unabhängig vom Verhalten der Minderheit, war es, die Slowenen insgesamt als eigenständige ethnische Gruppe zum Verschwinden zu bringen, hob Malle hervor.

Die Zeit zwischen März 1838 und April 1942 war durch individuelle Widerstandshandlungen gekennzeichnet. Trotz eines Aufrufs des Slowenischen Kulturverbandes, am 10. April 1938 geschlossen mit "Ja" zu stimmen, gab es einen signifikant hohen Anteil an Nein-Stimmen in den Gerichtsbezirken Bleiburg/Pliberk und Eisenkappel/Železna Kapla. Auch das Festhalten an der Sprache war ein Zeichen des Widerstandes, vor allem ihre kollektive Pflege im Rahmen der Kulturvereine. Eine Reihe junger Slowenen entzog sich der Einberufung zur Wehrmacht, es gab erste Fälle von Desertion und Kaplan Anton Kutej verweigerte den Wehrdienst. Die Deserteure gingen ins benachbarte Slowenien. Im April und Mai 1941 kehrte ein Teil von ihnen in die Wälder in der Nähe ihrer Heimatdörfer zurück, bildete hier die so genannten Grünen Kader und schloss sich schlussendlich mit wenigen Ausnahmen der Widerstandsbewegung an. Aus dem slowenisch-italienischen Bereich wiederum streckte die Organisation TIGR ihre Fühler nach Kärnten aus, gewann einige Mitarbeiter unter den slowenisch- und deutschsprachigen Österreichern und führte von April bis Juni 1940 vier Sabotageaktionen an der Eisenbahn durch.

Obwohl die Personalreserve für den Aufbau eines organisierten Widerstandes klein gewesen ist, waren es zwei Einheimische, die dies im Sinne der Osvobodilna fronta (OF)/Befreiungsfront im Sommer 1942 im östlichen Kärnten und ab Februar 1943 auch im westlichen Kärnten (im Rosental) in Angriff nahmen. Die OF entstand Ende April 1941 als "Antiimperialistische Front" (ab 29.6.1941 Osvobodilna fronta) als Koalition von Parteien im Widerstand gegen den Nazifaschismus und die Okkupation sowie die Zerreißung Jugoslawiens, wobei die Kommunisten in der Koalition die führende Rolle übernahmen.

Am 18. März 1944 überquerte eine verhältnismäßig starke Partisanengruppe die Drau, operierte im Sattnitzgebiet und beunruhigte Klagenfurt. Am 23./24. Juni setzte eine Partisanengruppe bei Schwabegg über die Drau und operierte bis in die Kreise Wolfsberg und St. Veit hinein. Größere und kleinere Partisaneneinheiten waren in ständiger Bewegung, wichen "frontalen" Auseinandersetzungen aus und zogen sich bei größeren Säuberungsaktionen in die obere Savinjska dolina und in die Logarska dolina im heutigen Slowenien zurück. Diese schwer zugänglichen Täler, die eine zeitlang als "befreit" galten, hatten also eine bedeutende Funktion für den slowenischen Widerstand in Kärnten. Ihre Bedeutung nahm noch zu, als 1944 die jugoslawische Volksbefreiungsarmee als alliierte Armee anerkannt wurde.

Sowohl österreichische als auch slowenische Historiker vertreten die Meinung, dass der Aufbau einer Widerstandsorganisation ohne politische und logistische Unterstützung aus Slowenien zu Beginn nicht möglich gewesen wäre, führte Malle weiter aus. Neben der militärischen Bedeutung des partisanischen Widerstandes (Beschädigung oder Zerstörung von Verkehrs- und Kommunikationseinrichtungen, Angriffe auf Wirtschaftsbetriebe und ihre Energiezufuhr, die personelle Schwächung von Betrieben durch Rekrutierung bzw. Mobilisierung) haben Partisanen auch die Stationierung einer Reihe von deutschen bewaffneten Formationen erzwungen, die an anderen Einsatzplätzen oder in der Wirtschaft fehlten.

Angriffe auf lokale NS-Größen hätten außerdem zu einer Schwächung der Kampfmoral geführt. Valentin Sima unterstrich zudem die Rettung alliierter Flieger und entsprungener Häftlinge aus dem Mauthausen-Nebenlager am Loibl durch Partisanenorganisationen und meint, dass der slowenische Widerstand für die rechtliche Stellung der Slowenen in der Zweiten Republik Österreich eine bleibende Bedeutung errungen habe: "Zusammen mit den Territorialforderungen Jugoslawiens nach 1945 trug er entscheidend zur Aufnahme des Artikels 7 (Minderheitenschutz) in den Staatsvertrag von 1955 bei."

Zum Thema "WIDERSTAND VON AUSSEN" referierten dann Univ.-Prof. Dr. Siegfried Beer über "Österreicher in den westlichen Armeen und Geheimdiensten" sowie Mag. Dr. Peter Ruggenthaler unter dem Titel "Österreicher bei den sowjetischen Partisanen in Weißrussland".

Am Nachmittag wird zunächst das Thema "EINZEL- UND GRUPPENWIDERSTAND" behandelt. Univ.-Doz. Dr. Martin Moll wird sich mit "Legitimisten und Monarchisten" befassen; Dr. Annemarie Fenzl berichtet über "Kardinal Innitzer, die Juden und die Hilfestellung für nichtarische Katholiken", Sr. Dr. Edith Ruth Beinhauer über "Sel. Sr. Restituta Helene Kafka - Märtyrerin in Proexistenz, Protest und Prophetie". Mag. Harald Knoll widmet sich dem "Widerstand aus der Provinz am Beispiel der Steiermark".

Vom "WIDERSTAND IN KZ'S UND IN DEN LAGERN" handeln in weiterer Folge die Referate von Univ.-Doz. Dr. Florian Freund ("Häftlingsgesellschaft und Widerstand im KZ Mauthausen") und von Obstlt. Mag. Dr. Hubert Speckner ("Die Wachmannschaften in den Kriegsgefangenenlagern der 'Ostmark'").

Das Themenfeld "JUGENDLICHE UND WIDERSTAND" beleuchtet dann Mag. Stephan Roth, sein Vortrag trägt den Titel "Die Rezeption der Widerstandsforschung durch Jugendliche und junge Erwachsene".

Um 18.30 Uhr moderiert Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner eine Diskussion - am Podium werden Univ.-Doz. Dr. Brigitte Bailer-Galanda, Fritz Molden, Obersenatsrat Dr. Kurt Scholz, General i.R. Hubertus Trauttenberg und Prof. Gerhard Vogl erwartet.

Die Ergebnisse der Tagung wird schließlich Staatssekretär a.D. Botschafter Dr. Ludwig Steiner in einem Schlusswort resümieren.

Sämtliche Referate des Symposions werden in einer eigenen Publikation erscheinen.
     
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