Paris (esa) - Eine Woche nach dem erfolgreichen Abschluß der Huygens-Mission zur Atmosphäre und
Oberfläche des größten und geheimnisvollsten Saturnmondes, Titan, führt die ESA einige der
für die Sonde zuständigen Wissenschaftler zusammen, um die ersten Ergebnisse der Auswertung der mit ihren
Instrumenten gesammelten Daten vorzustellen und zu erläutern.
Nach einer Reise von 4 Milliarden km durch das Sonnensystem, für die sie fast sieben Jahre gebraucht hat,
war Huygens am 14. Januar um 11.13 Uhr MEZ in die dunstige Atmosphäre des Titan eingetaucht und um 13.45 Uhr
auf seiner gefrorenen Oberfläche gelandet. Nach ihrem Aufsetzen hat sie noch mehrere Stunden lang Daten gesendet,
selbst als der Cassini-Orbiter bereits hinter dem Horizont verschwunden war und die Speicherung der empfangenen
Daten eingestellt hatte, um sie zur Erde weiterzuleiten. Cassini hat während einer Dauer von 1 Stunde und
12 Minuten Daten in hervorragender Qualität von der Oberfläche des Titan empfangen.
In 3 Stunden und 44 Minuten wurden mehr als 474 Megabytes an Daten von Huygens empfangen, darunter etwa 350 Photos,
die während des Abstiegs und am Boden entstanden sind und die eine allem Anschein nach von Erosion geformte
Landschaft mit Kanälen und küstenähnlichen Gebieten und sogar kieselsteinförmigen Gegenständen
auf der Oberfläche zeigen.
Die Atmosphäre wurde ab einer Höhe von 160 km erkundet, und es wurden Proben genommen, deren Analyse
eine einheitliche Mischung aus Methan und Stickstoff in der Stratosphäre ergab. Von der Troposphäre bis
hinunter zur Oberfläche nahm die Methankonzentration zu; außerdem wurden in etwa 20 km Höhe Methanwolken
und in unmittelbarer Nähe der Oberfläche Methan- oder Äthannebel entdeckt.
Das von der Sonde ausgesandte Signal, das von einem weltumspannenden Netz von Radioteleskopen auf der Erde aufgefangen
wurde, gestattet die Berechnung ihrer tatsächlichen Abstiegsbahn mit einer Genauigkeit von bis zu 1 km und
der auf Titan herrschenden Windgeschwindigkeiten. Die ersten Analysen des Signals deuten darauf hin, daß
Huygens noch mindestens drei Stunden nach der Landung funkte. Nun werden spätere Aufzeichnungen ausgewertet,
um festzustellen, wie lange Huygens Daten von der Titanoberfläche übertrug.
In verschiedenen Höhen von 125 bis 20 km über der Oberfläche des Mondes wurden Aerosolproben aus
der Atmosphäre entnommen und an Bord der Sonde analysiert. Tonaufnahmen während des Abstiegs, die mögliche
Donnergeräusche von entfernten Blitzen aufspüren sollten, liefern eine aufregende akustische Untermalung.
Nach dem sanften Aufsetzen der Sonde mit einer Geschwindigkeit von ca. 4,5 m/s wurde eine Reihe von Instrumenten
ausgefahren, die sofort große Datenmengen über die Struktur und Beschaffenheit der Titanoberfläche
zu senden begannen, die an mit einer dünnen Kruste überzogenen nassen Sand oder Lehm erinnert und hauptsächlich
aus einem Gemisch von trübem Wassereis und Kohlenwasserstoffeis zu bestehen scheint, weshalb der Boden dunkler
als erwartet ist. In Bodenhöhe wurde eine Temperatur von rund – 180 °C gemessen. |