Finanzvermögen und Verpflichtungen der privaten Haushalte und Unternehmen in der Gesamtwirtschaftlichen
Finanzierungsrechnung
Wien (oenb) - Die privaten Haushalte veranlagten im dritten Quartal 2004 rund 2,5 Mrd Euro in Finanzanlagen.
Damit gingen die zusätzlichen Finanzinvestitionen gegenüber dem ersten Halbjahr 2004 in Höhe von
9,8 Mrd Euro deutlich zurück. Österreicher investierten somit in den ersten drei Quartalen 2004 in Finanzanlagen
12,3 Mrd Euro, um 19% mehr als im Vergleichszeitraum des Jahres 2003. Ende September 2004 hatten damit die Österreicher
ein Geldvermögen in Höhe von 323 Mrd Euro. Die Schuldenaufnahme in den ersten zwei Quartalen (3,6 Mrd
Euro) wurde auch im dritten Quartal 2004 in der Höhe von 2,0 Mrd Euro fortgesetzt, wodurch die Kreditschulden
des Haushaltssektors zum 30. September 2004 auf 116,7 Mrd Euro stiegen. Die Unternehmen in Österreich hatten
zum selben Zeitpunkt Verpflichtungen in Höhe von 311,8 Mrd Euro und Finanzaktiva in Höhe von knapp 161,7
Mrd Euro. Die Finanzierung stieg im aktuellen Berichtsquartal mit 2,3 Mrd Euro weiterhin moderat an.
Die privaten Haushalte erhöhten ihre Einlagen und Bargeldbestände im dritten Quartal 2004 nur um 220
Mio Euro. Das ist der niedrigste Quartalswert in den letzten 3 ½ Jahren. Dem Anstieg beim Bargeld und den
Spareinlagen stand ein Rückgang der nicht gebundenen Einlagen gegenüber. Der Haushaltssektor baute die
im zweiten Quartal 2004 aufgebauten Sichteinlagen somit im aktuellen Quartal wieder ab.
Dagegen investierten die Österreicher im dritten Quartal 2004 fast die Hälfte (1,2 Mrd Euro) der gesamten
Geldkapitalbildung in langfristige Bankenemissionen, in börsennotierte Aktien und in inländische Investmentzertifikate.
Damit beeinflusste die Veranlagung in Wertpapiere die Struktur der finanziellen Investitionen weiterhin nachhaltig.
Zum 30. September 2004 besaßen private Haushalte 37% der in inländischen Publikumsfonds emittierten
Investmentzertifikate sowie rund 13% des Marktwertes aller an der Wiener Börse notierten inländischen
Unternehmen. Zusätzlich zu den Veranlagungen erhöhte sich im dritten Quartal 2004 der Vermögensbestand
durch buchmäßige Kursgewinne in Höhe von 200 Mio Euro. Seit Jahresultimo 2003 stieg der Marktwert
der von privaten Haushalten im Portefeuille gehaltenen Wertpapiere aus Kurszuwächsen um insgesamt 1,9 Mrd
Euro, das sind 13% des Zuwachses des Geldvermögens.
Weiterhin zunehmende Bedeutung in der privaten Finanzvorsorge hatte der Aufbau von Ansprüchen gegenüber
Versicherungen und Pensionskassen, die im dritten Quartal 2004 um insgesamt 970 Mio Euro stiegen. Die Lebensversicherungen
erhöhten sich dabei um 800 Mio Euro und erreichten zum 30. September 2004 einen Wert von mehr als 46,3 Mrd
Euro.
Gleichzeitig verschuldeten sich die privaten Haushalte im dritten Quartal 2004 zusätzlich um 2 Mrd Euro,
davon entfielen 1,4 Mrd Euro auf Wohnbaukredite. Während der ersten neun Monate 2004 betrug die Neuverschuldung
5,6 Mrd Euro und lag damit um 31% über den Kreditaufnahmen in den ersten drei Quartalen des Jahres 2003. Im
Vergleich zum Jahresultimo 2003 trug diese Neuverschuldung mit 5,1% zur Erhöhung des Schuldenstandes auf 116,7
Mrd Euro bei. Wechselkursänderungen hatten in den ersten neun Monaten per Saldo keinen signifikanten Einfluss
auf die Veränderung des Schuldenstandes.
Der positive Finanzierungssaldo der privaten Haushalte erreichte im dritten Quartal 2004 durch das abgeschwächte
Wachstum der Geldkapitalbildung und der anhaltenden Verschuldung einen Wert von 490 Mio Euro. Im ersten Halbjahr
2004 betrug der Finanzierungsüberschuss 6,2 Mrd Euro. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2003 hatte der
positive Saldo 6 Mrd Euro betragen.
Die nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften (Unternehmen) finanzierten sich im dritten Quartal 2004 um 2,3 Mrd
Euro. Im Gegensatz zur Struktur der Außenfinanzierung im ersten Halbjahr 2004 verschuldeten sich die Unternehmen
fast ausschließlich in Form von langfristigen Krediten, die im aktuellen Berichtsquartal um 1,9 Mrd Euro
stiegen.
Die Verpflichtungsposition der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften betrug zum 30. September 2004 311,8 Mrd
Euro. Sie erhöhte sich – bedingt durch Neuverschuldung und Preiseffekte – gegenüber dem Jahresultimo
2003 um 12,6 Mrd Euro (+4,2%). Die Nettovermögensposition – als Saldo aus Verpflichtungen und Geldvermögen
– war zum 30. September 2004 mit 150 Mrd Euro negativ, zum Jahresultimo 2003 hatte die Nettoverpflichtungen der
Unternehmen 144,9 Mrd Euro betragen.Im dritten Quartal 2004 hatte der Unternehmenssektor auf Grund der sehr geringen
Geldvermögensbildung in Höhe von 280 Mio Euro ein Finanzierungsdefizit in Höhe von 2 Mrd Euro. Das
Defizit in den ersten neun Monaten stieg damit auf einen Wert von 3,4 Mrd Euro. Der kumulierte Finanzierungsbedarf
in den ersten drei Quartalen 2003 hatte 1,8 Mrd Euro betragen. |