Rückgang der Sparneigung der privaten Haushalte im dritten Quartal 2004  

erstellt am
18. 01. 04

Finanzvermögen und Verpflichtungen der privaten Haushalte und Unternehmen in der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung
Wien (oenb) - Die privaten Haushalte veranlagten im dritten Quartal 2004 rund 2,5 Mrd Euro in Finanzanlagen. Damit gingen die zusätzlichen Finanzinvestitionen gegenüber dem ersten Halbjahr 2004 in Höhe von 9,8 Mrd Euro deutlich zurück. Österreicher investierten somit in den ersten drei Quartalen 2004 in Finanzanlagen 12,3 Mrd Euro, um 19% mehr als im Vergleichszeitraum des Jahres 2003. Ende September 2004 hatten damit die Österreicher ein Geldvermögen in Höhe von 323 Mrd Euro. Die Schuldenaufnahme in den ersten zwei Quartalen (3,6 Mrd Euro) wurde auch im dritten Quartal 2004 in der Höhe von 2,0 Mrd Euro fortgesetzt, wodurch die Kreditschulden des Haushaltssektors zum 30. September 2004 auf 116,7 Mrd Euro stiegen. Die Unternehmen in Österreich hatten zum selben Zeitpunkt Verpflichtungen in Höhe von 311,8 Mrd Euro und Finanzaktiva in Höhe von knapp 161,7 Mrd Euro. Die Finanzierung stieg im aktuellen Berichtsquartal mit 2,3 Mrd Euro weiterhin moderat an.

Die privaten Haushalte erhöhten ihre Einlagen und Bargeldbestände im dritten Quartal 2004 nur um 220 Mio Euro. Das ist der niedrigste Quartalswert in den letzten 3 ½ Jahren. Dem Anstieg beim Bargeld und den Spareinlagen stand ein Rückgang der nicht gebundenen Einlagen gegenüber. Der Haushaltssektor baute die im zweiten Quartal 2004 aufgebauten Sichteinlagen somit im aktuellen Quartal wieder ab.

Dagegen investierten die Österreicher im dritten Quartal 2004 fast die Hälfte (1,2 Mrd Euro) der gesamten Geldkapitalbildung in langfristige Bankenemissionen, in börsennotierte Aktien und in inländische Investmentzertifikate. Damit beeinflusste die Veranlagung in Wertpapiere die Struktur der finanziellen Investitionen weiterhin nachhaltig. Zum 30. September 2004 besaßen private Haushalte 37% der in inländischen Publikumsfonds emittierten Investmentzertifikate sowie rund 13% des Marktwertes aller an der Wiener Börse notierten inländischen Unternehmen. Zusätzlich zu den Veranlagungen erhöhte sich im dritten Quartal 2004 der Vermögensbestand durch buchmäßige Kursgewinne in Höhe von 200 Mio Euro. Seit Jahresultimo 2003 stieg der Marktwert der von privaten Haushalten im Portefeuille gehaltenen Wertpapiere aus Kurszuwächsen um insgesamt 1,9 Mrd Euro, das sind 13% des Zuwachses des Geldvermögens.

Weiterhin zunehmende Bedeutung in der privaten Finanzvorsorge hatte der Aufbau von Ansprüchen gegenüber Versicherungen und Pensionskassen, die im dritten Quartal 2004 um insgesamt 970 Mio Euro stiegen. Die Lebensversicherungen erhöhten sich dabei um 800 Mio Euro und erreichten zum 30. September 2004 einen Wert von mehr als 46,3 Mrd Euro.

Gleichzeitig verschuldeten sich die privaten Haushalte im dritten Quartal 2004 zusätzlich um 2 Mrd Euro, davon entfielen 1,4 Mrd Euro auf Wohnbaukredite. Während der ersten neun Monate 2004 betrug die Neuverschuldung 5,6 Mrd Euro und lag damit um 31% über den Kreditaufnahmen in den ersten drei Quartalen des Jahres 2003. Im Vergleich zum Jahresultimo 2003 trug diese Neuverschuldung mit 5,1% zur Erhöhung des Schuldenstandes auf 116,7 Mrd Euro bei. Wechselkursänderungen hatten in den ersten neun Monaten per Saldo keinen signifikanten Einfluss auf die Veränderung des Schuldenstandes.

Der positive Finanzierungssaldo der privaten Haushalte erreichte im dritten Quartal 2004 durch das abgeschwächte Wachstum der Geldkapitalbildung und der anhaltenden Verschuldung einen Wert von 490 Mio Euro. Im ersten Halbjahr 2004 betrug der Finanzierungsüberschuss 6,2 Mrd Euro. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2003 hatte der positive Saldo 6 Mrd Euro betragen.

Die nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften (Unternehmen) finanzierten sich im dritten Quartal 2004 um 2,3 Mrd Euro. Im Gegensatz zur Struktur der Außenfinanzierung im ersten Halbjahr 2004 verschuldeten sich die Unternehmen fast ausschließlich in Form von langfristigen Krediten, die im aktuellen Berichtsquartal um 1,9 Mrd Euro stiegen.

Die Verpflichtungsposition der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften betrug zum 30. September 2004 311,8 Mrd Euro. Sie erhöhte sich – bedingt durch Neuverschuldung und Preiseffekte – gegenüber dem Jahresultimo 2003 um 12,6 Mrd Euro (+4,2%). Die Nettovermögensposition – als Saldo aus Verpflichtungen und Geldvermögen – war zum 30. September 2004 mit 150 Mrd Euro negativ, zum Jahresultimo 2003 hatte die Nettoverpflichtungen der Unternehmen 144,9 Mrd Euro betragen.Im dritten Quartal 2004 hatte der Unternehmenssektor auf Grund der sehr geringen Geldvermögensbildung in Höhe von 280 Mio Euro ein Finanzierungsdefizit in Höhe von 2 Mrd Euro. Das Defizit in den ersten neun Monaten stieg damit auf einen Wert von 3,4 Mrd Euro. Der kumulierte Finanzierungsbedarf in den ersten drei Quartalen 2003 hatte 1,8 Mrd Euro betragen.
     
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