Schelling: Europa hat Hausaufgaben noch nicht gemacht - Gemeinsame Verkehrspolitik scheitert bisher
an nationalstaatlichen Interessen
Wien (pwk) - WKÖ-Vizepräsident Hans-Jörg Schelling betonte am Dienstag (18. 01.) erneut
die Forderungen der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) nach einer einheitlicheren europäischen Verkehrspolitik:
"Die EU-Erweiterung war und ist eine große Chance für alle europäischen Unternehmen, bedeutet
aber auch eine enorme Herausforderung." Bisher haben die Unternehmen diese hervorragend bewältigt. "Auf
der anderen Seite hat aber Europa seine Hausaufgaben noch nicht alle erledigt, gerade auf dem Gebiet einer gemeinsamen
Wirtschafts- oder Verkehrspolitik wurde damit noch nicht einmal begonnen", kritisierte Schelling in seiner
Eröffnungsrede auf der WKÖ-Veranstaltung "Gütertransport und Stanortsicherung - Die verkehrspolitischen
Herausforderungen im neuen Europa".
Schelling: "Bei zu vielen Themen stoßen wir auf unüberwindbare nationalstaatliche Interessen. Die
verschiedenen Mautsysteme und die Wegekostenrichtlinie sind nur zwei Beispiele dafür." Die WKÖ hat
schon im Jahr 2002 in ihrem Zwölf-Punkte-Programm im Punkt acht auf diese Problematik hingewiesen und dringenden
Handlungsbedarf eingefordert, da die Verkehrsinfrastruktur schon damals - und künftig noch mehr - den immer
steigenden Anforderungen nicht gewachsen war und sein wird. Allein die Tatsache, dass über 50% des österreichischen
BIP durch Exporte (Waren und Dienstleistungen) erbracht werden und diese vom Transportgewerbe direkt abhängig
seien, zeige wie wichtig es sei, hier aktiv zu werden. Schelling: "Die Rahmenbedingungen für Logistik
und Transport müssen besser werden. Wirtschaftswachstum und Güterbeförderung stehen in einem engen
Konnex. Wenn wir den Gütertransport behindern, kann das auch negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum
haben."
Eine der prioritären Forderungen der WKÖ ist daher die österreichische Lkw-Maut zumindest auf den
europäischen Durchschnitt zu senken. Derzeit ist die Lkw-Maut in Österreich mit durchschnittlich 22 Cent/km
die höchste innerhalb der EU - in Deutschland liegt sie bei 11 Cent/km. Zusätzlich müssen die vielen
Sondermauten in Österreich abgeschafft werden. Schelling: "Gewissen Standorte in Österreich sind
durch diese zusätzlichen Mautabgaben in ihrer Wettbewerbsfähigkeit als Betriebsstandort benachteiligt."
Ein weiterer Dorn im Auge des Transportgewerbes sind die immer mehr werdenden regionalen Lkw-Fahrverbote am niederrangigen
Straßennetz. Alleine seit April 2004 wurden 52 erlassen. Ebenso müssen die allgemeinen Transportkosten
in Österreich dem internationalen Vergleich standhalten können, von wo sie noch weit entfernt sind.
Abschließend betonte Schelling, dass in Österreich in jüngster Zeit in der Fiskalpolitik sicherlich
etliches gelungen sei, von dem vieles auch die Handschrift dieses Hauses trage, "aber Fiskalpolitik ist nicht
alles. Wir wollen den Wirtschaftsstandort Österreich auch durch eine gute Transport- und Logistikpolitik attraktiver
machen." |