Gesundheitspolitik  

erstellt am
31. 01. 05

 "Gesundheitspolitik ist das Herz jeglicher Sozialpolitik"
Gusenbauer präsentiert Kompetenzteam Gesundheit - Burgstaller fordert Selbstbehalte-Stopp
Wien (sk) - SPÖ-Vorsitzender Dr. Alfred Gusenbauer hat am Freitag (28. 01.) in einer Pressekonferenz das neue Kompetenzteam Gesundheit präsentiert. Geleitet wird das - nach Wirtschaft, Bildung und Soziales - vierte Kompetenzteam der SPÖ von der Salzburger Landeshauptfrau und SPÖ-Vorsitzenden Gabi Burgstaller. Gusenbauer betonte: "Gesundheitspolitik ist das Herz jeglicher Sozialpolitik." Burgstaller kündigte an, dass in den Diskussionen des Kompetenzteams jene Akteure verstärkt zu Wort kommen werden, die, wie die Mitarbeiter des Pflegesektors, bisher zu wenig gefragt wurden. Außerdem spricht sie sich mit Nachdruck für einen Selbstbehalte-Stopp aus.

Das Kompetenzteam Gesundheit kann auf umfangreiche Vorarbeiten in der SPÖ aufbauen, erklärte Gusenbauer. Er wies auf das Konzept "Gesundheit für alle" hin, das im Jahr 2002 erarbeitet wurde. Jetzt solle auf Basis der neuen Herausforderungen erarbeitet werden, wie die Zukunft des Gesundheitssystems zu gestalten sei. Gusenbauer zeigte sich sehr erfreut, dass Gabi Burgstaller sich zur Leitung des Kompetenzteams bereit erklärt hat. Er hob ihre große Erfahrung als Gesundheitsreferentin hervor und dass sie in Salzburg schon unter Beweis gestellt habe, wie man ein Krankenhaus auf den erfolgreich auf den neuen Bedarf an Pflegeleistungen umstellt.

Burgstaller hält den Gesundheitsbereich für das derzeit "schwierigste Politikfeld", in keinem anderen Bereich gebe es so eine Vielzahl von Akteuren und Playern. Dabei stellte sie aber unmissverständlich klar, wer ihrer Ansicht nach das Maß in der Gesundheitspolitik sein muss: "Für uns steht der Mensch im Mittelpunkt und niemand sonst." Innerhalb des Kompetenzteams werden vier Arbeitsgruppen eingerichtet, dabei sein werden alle SPÖ-Gesundheitsreferenten aus den Bundesländern, Gesundheitsökonomen, niedergelassene und Spitalsärzte, Experten aus Wissenschaft und der Arbeiterkammer; und besonderen Wert legt Burgstaller darauf, dass auch die ARGE der Pflegedienstleister beim Team dabei ist.

Zur Finanzierungsfrage wird sich das Kompetenzteam mit einer Umorientierung bei der Finanzierung weg von der alleinigen Finanzierung über Abgaben auf Löhne und Gehälter beschäftigen, also mit der Verbreiterung der Beitragsgrundlage. Zugleich sprachen sich Burgstaller und Gusenbauer mit Nachdruck für einen Stopp bei den Selbstbehalten aus. Sie wollen eine jährliche Höchstgrenze für Selbstbehalte einziehen, die abhängig vom Einkommen sein soll. Mit der Einführung der E-Card sei diesem Vorhaben auch technisch beizukommen. Gusenbauer und Burgstaller betonten dazu, dass dieser Vorschlag "selbstverständlich Parteilinie" sei. Sei verwiesen darauf, dass bei niedrigen Einkommen und chronisch Kranken die Belastungen durch Selbstbehalte ein unzumutbares Ausmaß erreicht haben.

Inhaltlich sieht Burgstaller die Herausforderung für das Gesundheitswesen in einer Reduktion der neuen Volkskrankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Erkrankungen des Bewegungsapparats. Sie will auf Prävention setzen und, wenn Erkrankungen einmal aufgetreten sind, darauf, eine möglichst umfassende Unterstützung für die Betroffenen zu bieten, auch abseits von rein ärztlicher Hilfe. Das betrifft Fragen der richtigen Ernährung und Bewegung. Dafür will Burgstaller Netzwerke bilden mit Krankenhäusern, der Arbeitswelt, Schulen. Einen richtigen Ansatz sieht Burgstaller in Skandinavien, die auf ein Nurse-orientiertes System setzen, wo die Krankenschwestern und -pfleger die Patienten begleiten.

Bei den Spitälern sieht Burgstaller schon eine Zwei-Klassen-Medizin, den Unterschied mache dabei die Zusatzversicherung. "Davor die Augen zu verschließen wäre falsch", so Burgstaller. Die Leistungen im Akutbereich seien zu verbessern, das betrifft etwa Wartezeiten auf Operationen, zugleich solle die Übergangspflege, wenn also Patienten aus dem Akutbereich entlassen werden, ausgebaut werden. Organisatorisch betonte Burgstaller die bundeseinheitliche Kompetenz im Gesundheitsbereich, zugleich solle aber Planung und Ausführung regional organisiert sein.

Der SPÖ-Vorsitzende zitierte eine IMAS/market-Studie, aus der hervorgeht, dass die größte Angst der Österreicher die vor dem Zusammenbruch des Gesundheitssystems ist. "Für uns steht Gesundheitspolitik im Zentrum unserer Politik", so Gusenbauer. Er betonte: "Gesundheit ist kein Kaufgut, sondern ein Grundrecht." Daher stelle sich die SPÖ gegen jede Entwicklung in Richtung Zwei-Klassen-Medizin. Der gleiche Zugang sowohl zur Basisversorgung als auch zur Spitzenmedizin muss demnach für alle offen stehen.

Die Frage, ob sie als Leiterin des Kompetenzteams eine "Schattenministerin" sei, verneinte Burgstaller: "Mit Sicherheit nicht", sie sei in Salzburg zur Landeshauptfrau gewählt und sie werde diese Funktion auch ausfüllen. Gusenbauer merkte dazu an: "Gabi Burgstaller leistet als Landeshauptfrau für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung schon jetzt mehr als die Gesundheitsministerin."

 

 Lopatka: Kurpfuscherei statt Sachpolitik bei der SPÖ
Von Kompetenz ist im SPÖ-Kompetenzteam auch nach Burgstaller- Bestellung kaum etwas zu sehen
Wien (övp-pk) - "Ein weiterer Kopf im riesigen SPÖ-Kompetenzteam, aber kein Hinweis darauf, dass dieses seiner Bezeichnung endlich gerecht wird", sagte ÖVP-Generalsekretär Dr. Reinhold Lopatka zur Freitag erfolgten Bestellung der Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller als Leiterin des "SPÖ-Kompetenzteams Gesundheit". Burgstallers diesbezügliche Arbeit in Salzburg belege eindringlich, dass sie "keineswegs" geeignet sei.

"Es ist sehr verwunderlich, wenn Gusenbauer die Auswahl Burgstallers damit begründet, dass sie in Salzburg wesentliche Reformarbeit in diesem Bereich geleistet hat", sagte Lopatka. Faktum sei nämlich, dass Burgstaller in Salzburg seit nunmehr fünf Jahren für Gesundheit zuständig sei und es in dieser Zeit nicht geschafft habe, einen Landesgesundheitsplan vorzulegen, obwohl das zu ihren ureigensten Aufgaben gehöre. "Ihre einzigen Aktivitäten haben sich bisher in Schuldzuweisungen an den Bund und in allgemeinen Werbeaktionen erschöpft", so Lopatka. Es gebe in Salzburg nach wie vor kein Konzept für eine Zusammenarbeit aller Akteure wie etwa niedergelassener Bereich, Krankenanstalten und der jeweiligen Rechtsträger wie Gemeinden und Land. "Darauf haben die Salzburger ÖVP und ihr Gesundheitssprecher Simon Illmer auch immer wieder hingewiesen. Wie soll nun jemand, der nicht einmal in der Lage ist, in einem einzelnen Bundesland die notwendigen Schritte zu setzen, auf Bundesebene brauchbare Vorschläge entwickeln?"

"Nichts Neues also bei der SPÖ. Die Kompetenzteams werden aufgestockt und die Führungsstruktur wird immer unübersichtlicher, aber von echter Kompetenz ist kaum etwas zu sehen. Die Bestellung von Burgstaller bedeutet Kurpfuscherei statt Sachpolitik", so der ÖVP-Generalsekretär abschließend.
     

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