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60. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz |
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erstellt am
28. 01. 04
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Bundeskanzler
Dr. Wolfgang Schüssel
Wien (bpd) - "Der 27. Jänner ist als Tag der Befreiung des Konzentrationslagers
Auschwitz zum weltweiten Symbol für den Holocaust und für das unermessliche Leid von Millionen Menschen
durch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft geworden.
Der 60. Jahrestag der Befreiung der Gefangenen dieses Vernichtungslagers gilt dem Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.
Die Erinnerung an diesen Tag ist aber auch ein Auftrag, bei uns und in den internationalen Beziehungen all jene
Institutionen zu stärken, die sich für die Achtung der Menschenrechte und die Würde des Einzelnen
engagieren.
Die erste Sondersitzung der Vollversammlung der Vereinten Nationen zum Gedenken an die Befreiung der nationalsozialistischen
Konzentrationslager, die am 24. Jänner in New York stattgefunden hat, bezeugt daher den klaren Willen der
internationalen Gemeinschaft, in der Zukunft Menschenrechtsverstöße bis hin zum Völkermord wahrzunehmen
und verhindern zu wollen.
Für uns bleibt unfassbar, was Menschen Menschen antun können, wie entmenscht Menschen sein müssen,
die zynisch ihre Opfer aussuchen und in einen grausamen Tod schicken. Jean Amery, der Auschwitz überlebt hat,
aber nicht mehr leben konnte und 1978 Selbstmord begangen hat, spricht davon, dass das "eingestürzte
Weltvertrauen nicht wiedergewonnen wird".
Aber - können Menschen überhaupt ohne Vertrauen leben? Ist Friede ohne Welt-Vertrauen möglich?
Auch Österreich muss die Konsequenzen dieser beispiellosen Verbrechen immer wieder bewusst machen. In Anerkennung
einer moralischen Mitverantwortung für das Leid, das Menschen durch den Nationalsozialismus zugefügt
wurde, hat die Republik Österreich in den letzten Jahren zusätzliche weit reichende Maßnahmen für
die Opfer des Nationalsozialismus gesetzt.
Österreich ist auch ein aktives Mitglied der 20 Staaten umfassenden internationalen "Holocaust Task Force",
in der wir an der Entwicklung und Umsetzung von Programmen zu Erziehung, Erinnerung und Erforschung mitwirken.
Wir dürfen nicht vergessen: Für die Schulkinder von heute liegen die Verbrechen der Nazis sehr weit zurück,
tief in der Geschichte eines vergangenen Jahrhunderts. Und sie dürfen nicht den Eindruck vermittelt bekommen,
dass es leicht gewesen wäre, die Gefahr zu erkennen, zu bekämpfen, sich zu wehren. Dass ihnen das alles
nie passieren könnte.
Die Aufgabe des Erinnerns und Erzählens geht weiter. Es muss uns und der Jugend von heute klar sein, dass
es immer wieder vor allem auf die Entscheidungen der Einzelnen ankommt.
Weil selbst ein unermesslicher Hass, wie er hinter den Nazi-Verbrechen steht, beim "kleinen", hässlichen
Alltagshass beginnt.
Weil Respekt vor anderen unverzichtbar ist - immer und ohne Ausnahme.
Weil Freiheit und Friede auch Verpflichtung zum Engagement sind.
Denn nur so können wir Vertrauen zueinander und für die gemeinsame Zukunft gewinnen." |
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SPÖ-Vorsitzender Dr. Alfred Gusenbauer
Wien (sk) - SPÖ-Vorsitzender Dr. Alfred Gusenbauer sagte anlässlich des 60. Jahrestages
der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, dass es unsere gemeinsame Aufgabe sein müsse, "die
Front der Ablehnung gegen Intoleranz, Menschenverachtung, Gewalt und Rassismus so breit und stark wie möglich
zu erhalten - und für die Zukunft abzusichern". Das Gedenken an den industriellen Massenmord und die
abgründigsten und schrecklichsten Facetten des Menschen dürfe nicht auf den heutigen Tag beschränkt
sein, sagte Gusenbauer. Gerade im heurigen Gedenkjahr müsse die Erinnerung an das Vernichtungslager Auschwitz
als düsteres Symbol des Holocaust eine zentrale Rolle spielen. "Neben allen Jubiläumsfeiern, und
allem Grund zur Freude über die Erfolgsgeschichte der Zweiten Republik, müssen die dunklen Seiten der
Vergangenheit ihren angemessenen Platz einnehmen", sagte Gusenbauer am Donnerstag gegenüber dem SPÖ-Pressedienst.
Gusenbauer betrachtet die Aufarbeitung der Vergangenheit als "permanenten Prozess", der uns wachsam gegenüber
den Gefahren von Rassismus, Menschenrechtsverletzungen und Intoleranz halten müsse.
Die Zeit des Nationalsozialismus und der Holocaust seien Bestandteil unseres Geschichtsbewusstseins und müssten
es auch bleiben. "Was verdrängt wird, ist nicht weg", sagte Gusenbauer, "im Gegenteil, nur
wer sich der Geschichte stellt, kann sie verarbeiten und die Konsequenz daraus ziehen". In diesem Zusammenhang
verwies Gusenbauer auf die Bemühungen der Sozialdemokratie, sich mit den dunklen Seiten der Vergangenheit
auseinander zu setzen und sich den Tatsachen zu stellen. "Der aufrechte und offene Umgang mit der Vergangenheit
ist die Grundlage für eine friedliche und demokratische Weiterentwicklung unserer Gesellschaft", sagte
Gusenbauer abschließend. |
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Vizekanzler Hubert Gorbach
Wien (fpd) - "Es gilt, verantwortungsvoll mit der Aufarbeitung dieses
dunklen Fleckes unserer Geschichte umzugehen. Wir Politiker tragen die Verantwortung, jegliches Leugnen oder Verharmlosen
des Holocaust auf das schärfste zu bekämpfen und strafrechtlich zu verfolgen", erklärte Vizekanzler
Hubert Gorbach zum 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.
"Wir sind alle aufgerufen, der furchtbaren Greueltaten des Naziregimes zu gedenken", ruft Vizekanzler
Bundesminister Gorbach zur Besinnung auf. Es sei wichtig, dass die nachfolgenden Generationen in der heute vielbesuchten
Gedenkstätte Zeuge der unvorstellbaren Massenvernichtung von jüdischen und nichtjüdischen Mitbürgern
werden, damit der Holocaust nie vergessen werde und derartiges Unrecht nie mehr geschehe, so Gorbach.
"Das Leid kann mittels Sprache nicht gelindert werden, weil angesichts der Ermordung von Millionen Menschen
die Sprache einfach versagt. Wir müssen auch klar die Verantwortung dafür tragen, dass österreichische
Bürger zu den Opfern aber auch Tätern zu zählen sind", schloss Gorbach. |
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Dr. Alexander Van der Bellen, Bundessprecher der Grünen
Wien (grüne) - Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, sei barbarisch, meinte der Philosoph
Theordor W. Adorno 1949. Gut 17 Jahre später nimmt er dieses Dictum zurück: „Leiden hat so viel Recht
auf Ausdruck, wie der Gemarterte zu brüllen“. Die Beschäftigung mit dem Grauen, die Konfrontation mit
dem industriell organisierten Massenmord durchläuft unterschiedliche Phasen, nimmt verschiedene Formen an.
In immer neuem Gesicht tritt Auschwitz an uns heran und erzwingt unsere Beschäftigung mit Rassismus und Antisemitismus,
Herrenmenschenideologie, mit Sadismus, Freude am Leid anderer; mit der Bereitschaft, sich in der einen oder anderen
Form in den Dienst der Menschenverachtung und des Terrors zu stellen.
Wie begegnen wir dem größten Verbrechen in der Geschichte der Menschheit 60 Jahre nach der Befreiung
von Auschwitz durch die Rote Armee? Unsere Eltern haben unsere Großeltern schon gefragt, was sie „damals“
gemacht haben. Wir sind in der Schule durch Ausstellungen und Gedenkstätten gegangen. Kinder schreiben „Letters
to The Stars“.
Ist Auschwitz vorbei? Ein Kapitel der Geschichte – aus, fertig, bearbeitet, vorbei?
Sechzig Jahre nach der Befreiung von Auschwitz ist – nicht nur, aber auch und ganz besonders als Österreicher
und Österreicherin - die Zeit gekommen, zu fragen, ob in uns und in unserer Gesellschaft auch heute noch die
Keime stecken, die Auschwitz möglich gemacht haben. Wo ist in uns die Bereitschaft, darüber hinweg zu
gehen, wenn die Grund-, Freiheits- und Menschenrechte ganzer Bevölkerungsgruppen eingeschränkt werden
sollen? Wo ist in uns das Gefühl der Genugtuung, wenn andere gedemütigt werden? Wo ist in uns die Tendenz
zur unkritischen Befehlserfüllung?
Auschwitz ist nicht Geschichte. Es ist noch da und wird immer da sein. Es liegt an uns, die jeweils richtige, passende
Form des Umgangs mit unserer Geschichte wie auch mit uns selbst zu finden. |
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Wir übernehmen hier Stellungnahmen
aller vier im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion
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