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Österreich-Konvent |
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erstellt am
28. 01. 04
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Cap:
Vertane Chance - ÖVP war nicht Willens
Unterschiedliche Gesellschaftsbilder haben zum Scheitern eines gemeinsamen Verfassungsentwurfes
geführt
Wien (sk) - Es sei der ÖVP und ihrer Unbeweglichkeit vorzuwerfen, dass das Ziel einer gemeinsamen
Verfassung beim Österreich-Konvent nicht erreicht werden konnte, erklärten der gf. SPÖ-Klubobmann
Josef Cap, Justizsprecher Hannes Jarolim und Verfassungssprecher Peter Wittmann am Donnerstag (27. 01.) in
einer gemeinsamen Pressekonferenz. Cap schlägt vor, im Verfassungsausschuss weiterzudiskutieren, "dann
könnte das Eine oder Andere zur Beschlussfassung gelangen".
Cap präsentierte zu Beginn der Pressekonferenz ein 300 Seiten starkes Werk, das die 113 Vorschläge und
Initiativen der Sozialdemokratie beinhaltet. "Eine beachtliche Sammlung, mit welcher sich der Elan, der Einsatz
und die Begeisterung mitzuwirken dokumentieren lässt", so Cap. Leider ist es trotzdem zu keinem praktikablen
Ergebnis gekommen. "Und über den Rettungsversuch Fiedlers hat Khol selbst gesagt, dass er zu 85 Prozent
nichts Neues enthält."
Die SPÖ aber hatte von vornherein das Prinzip dargelegt, entweder eine große Reform zu machen, oder
lieber bei der alten Verfassung zu bleiben. "Die Frage ist, was bringt ein allfälliger Entwurf einer
neuen Verfassung den Bürgerinnen und Bürgern?", so Cap. "Wolkige Formulierungen zur Selbstbeweihräucherung"
könnten nicht das Ziel sein. Bürgernähe, Transparenz, Durchsetzbarkeit von Grundrechten; "Wie
können wir Verfassung leben, ist wichtig, nicht, ob honorige Personen sich wiederfinden", betonte Cap.
Neben der inhaltlichen Arbeit war die SPÖ auch bereit, punktuell auf die Zwei-Drittel- Mehrheit zu verzichten.
"Aber auch das wurde nicht aufgegriffen", bedauerte Cap, der einen eklatanten Widerspruch zwischen den
Sonntagsreden der ÖVP und ihrer Tätigkeit im Konvent feststellt. "Es ist eine verlorene Chance."
Das ursprüngliche Vorhaben, "man macht ein Gesamtkunstwerk und lässt es im Jubeljahr abstimmen,
hat es nicht gegeben". Das Ergebnis ist, so lässt sich zusammenfassen, dass die ÖVP über ihren
langen konservativen Schatten nicht springen konnte. Die regierungstragende Partei habe einen anderen Gesellschaftszugang
als die Sozialdemokratie. Während die ÖVP konservativ, autoritär und rückschrittliche Gesellschaftsvorstellungen
habe, ist die SPÖ in ihrem Gesellschaftsbild weltoffen und liberal. "Die beiden sind faktisch nicht unter
einen Verfassungshut zu bringen."
Kein Vetorecht für Länder
Zum Vorschlag eines Vetorechts für Länder bei Einfachgesetzten betonte Cap, dass es grundsätzlich
keine Änderung der Kompetenzen des Bundesrates geben soll, also kein Vetorecht bei Einfachgesetzen. |
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Molterer: Die Flinte nicht vorzeitig ins Korn werfen
Caps Aussagen zum Ö-Konvent sind Wahlkampfrhetorik
Wien (övp-pk) - Bei 70 bis 80 Prozent herrsche im Österreich-Konvent Konsens unter den
Parteien, so ÖVP-Klubobmann Abg.z.NR Mag. Wilhelm Molterer am Donnerstag (27. 01.). Die Behauptungen
von SPÖ-Klubchef Josef Cap, die ÖVP habe zu wenig Bewegung im Österreich-Konvent gezeigt und dadurch
einen Grundkonsens verhindert, seien klar zurückzuweisen.
Die ÖVP sei weiterhin mit vollem Einsatz bei der Arbeit des Österreich-Konventes, um eine "neue,
effiziente, einfache und leicht lesbare Bundesverfassung zu erarbeiten. Unser Ziel ist es, auf Basis der Ergebnisse
des Konvents eine neue österreichische Verfassung zu erreichen", so der ÖVP-Klubobmann. Die Vorwürfe
der SPÖ, die ÖVP habe sich "doppelbödig" verhalten und unter der Woche Regierungspolitik
mit geringem Demokratisierungsinhalten und am Wochenende "schöne Sonntagsreden zum Konvent gehalten"
seien einfach grundlegend falsch. Schon vor Wochen war klar, dass die SPÖ und maßgeblich SPÖ-Chef
Gusenbauer den Konvent scheitern lassen wollen, so Molterer. Der ÖVP als der staatstragenden und gestaltenden
Partei, mangelndes Demokratisierungsverständnis, im Zusammenhang mit Positionen zum Fiedler-Entwurf, der ÖH
und dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger vorzuwerfen, sei die übliche Kampfrhetorik Caps, aber
nicht glaubwürdig und daher scharf zurückzuweisen.
"Ich hoffe, dass trotzdem noch ein Konsens, um den sich die ÖVP stets bemüht hat, gefunden wird
und wir in Verhandlungen im Parlament die ausstehenden Themen weiterentwickeln können. Dafür wird sich
die SPÖ aber bewegen und das Arbeitsjahr 2005 mittragen müssen", so Molterer abschließend. |
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Scheibner: "SPÖ drückt sich vor staatspolitischer Verantwortung"
"FPÖ ist bereit, moderne zukunftsorientierte Verfassung zu beschließen"
Wien (fpd) - "Was sich im Herbst schon abgezeichnet hat, ist nun leider eingetreten: Die SPÖ
ist nicht bereit, zu einer großen Lösung für eine neue Verfassung im Österreich-Konvent beizutragen,
obwohl es in weiten Bereichen einen Konsens gegeben hat", stellte FPÖ-Klubobmann Herbert Scheibner am
Donnerstag (27. 01.) fest. "Die SPÖ drückt sich vor ihrer staatspolitischen Verantwortung."
Wie der FPÖ-Klubobmann erklärte, habe die Arbeit im Österreich-Konvent ein herzeigbares Ergebnis
gebracht. Jetzt liege es im Verantwortungsbewußtsein der Parteien, eine geeignete Vorlage für das Parlament
zu erstellen. "Die FPÖ ist jedenfalls bereit, eine moderne zukunftsorientierte Verfassung zu beschließen."
Die Opposition und speziell die SPÖ forderte Scheibner auf, ihre parteitaktischen Scheuklappen abzulegen und
staatspolitische Verantwortung zu zeigen. Die Opposition glaube offenbar, daß ein Erfolg des Konvents als
Erfolg der Regierung gesehen würde. Es handle sich aber um ein Sinnbild der Politik insgesamt. |
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Wir übernehmen hier Stellungnahmen
aller vier im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion
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