Flutkatastrophe Thema im Außenpolitischen Ausschuss
Wien (pk) - Außenministerin Ursula Plassnik teilte dem Außenpolitischen Ausschuss am
Donnerstag (27. 01.) mit, dass immer noch 97 ÖsterreicherInnen nach der Flutkatastrophe in Südostasien
vermisst werden, und bezifferte die Zahl der bestätigten Todesopfer aus Österreich mit 13. Die Ministerin,
die in einer aktuellen Aussprache den Abgeordneten Rede und Antwort über die österreichische Reaktion
auf die Tsunami-Katastrophe stand, wies Kritik zurück, wonach ihr Ministerium der Aufgabe nicht gewachsen
gewesen sei. Bei einer Katastrophe dieses Ausmaßes habe es zwar naturgemäß auch Engpässe
und Pannen gegeben, ihr Team habe aber alles menschenmögliche geleistet, um den österreichischen Touristen
zu helfen und Vermisste ausfindig zu machen.
Seitens der Abgeordneten wurde die Reaktion der Bundesregierung auf die Katastrophe durchwegs unterschiedlich bewertet.
Während die Sprecher der Regierungsparteien der Ministerin ein positives Zeugnis ausstellten, brachten die
Vertreter von SPÖ und Grünen kritische Töne in die Debatte ein.
Abgeordneter Michael Spindelegger (V) meinte, angesichts der Größe dieser Katastrophe sei das Krisenmanagement
gut gewesen, nun komme es auf die Präsenz Österreichs vor Ort an. Ähnlich äußerte sich
auch Abgeordneter Wolfgang Großruck (V), der der Ministerin für ihren Einsatz dankte und Kritik am Krisenmanagement
für nicht gerecht hielt.
Abgeordneter Reinhard Eugen Bösch (F) sprach die EU-Komponente an und unterstrich die Bedeutung einer EU-weiten
Reaktion auf derartige Katastrophen. Er trat ebenso wie Großruck für die Bildung eines EU-Eingreifverbandes
zur raschen Reaktion in Krisenfällen ein.
Abgeordneter Herbert Scheibner (F) wiederum unterstützte die Initiative des Rechnungshofes auf begleitende
Kontrolle des Spendeneinsatzes.
Für den Abgeordneten Caspar Einem (S) hingegen hat die Katastrophe gezeigt, dass Österreich nicht über
die notwendige Strukturen verfügt, um auf derartige Krisen rasch zu reagieren. Der SP-Sprecher forderte die
Einrichtung eines Koordinationsinstrumentes der Bundesregierung für unvorhersehbare Katastrophen. Einem leitete
zudem aus der Flutkatastrophe die Notwendigkeit einer gesamteuropäischen Vertretung ab und schlug die Schaffung
von gemeinsamen EU-Vertretungsbehörden vor.
Abgeordnete Petra Bayr (S) bemerkte, die Katastrophe sollte Anlass sein, die österreichische Entwicklungshilfe
zu erhöhen und einen Schuldenerlass für Sri Lanka und Indonesien zu verordnen. Bezüglich der Spendengelder
forderte Bayr größtmögliche Transparenz ein.
Abgeordnete Ulrike Lunacek (G) hielt es für wichtig, aus den Pannen und Fehlern zu lernen. Engpässe beim
Krisenmanagement sollten nun zumindest der Anlass sein, von weiteren Personalkürzungen an den österreichischen
Vertretungsbehörden Abstand zu nehmen, meinte sie.
Abgeordneter Peter Pilz (G) verlangte eine Dokumentation über die Pannen und kritisierte vor allem, dass Grundwehrdiener
und nicht psychologisch geschulte Kräfte für den Telefondienst eingesetzt wurden. Was die EU-Komponente
betrifft, schlug Pilz vor, die Battle Groups in Richtung von zivilen Einsatzgruppen für Katastrophenhilfe
umzurüsten.
Außenministerin Ursula Plassnik berichtete von ihrem Besuch in Sri Lanka, wo sie die zuständigen Regierungsbehörden
getroffen und mit den verantwortlichen Stellen gesprochen hatte. Die österreichischen Helfer haben sich, wie
sie sagte, hervorragend in die regionalen Hilfsorganisationen eingefügt und Vertrauen aufgebaut. Plassnik
sprach vor allem das Ausmaß der menschlichen Tragödie an und betonte, es gehe nun vorrangig darum, den
traumatisierten Personen zu helfen, ihnen fixe Unterkünfte bereitzustellen und die Infrastruktur wieder zu
reparieren.
Transparenz und Kontrolle bei der Verwendung der Spendengelder seien auch für sie oberste Priorität,
unterstrich Plassnik. Jede Möglichkeit von Missbrauch müsse bekämpft werden.
Klar war für die Ministerin auch, dass aus Problemen beim Krisenmanagement nun die Lehren gezogen werden müssen.
Zur Kritik am Einsatz von Grundwehrdienern meinte sie aber, es sei am Nachmittag des Stefanietages realistischerweise
nicht möglich gewesen, 40 ausgebildete Psychologen an die Krisentelefone zu setzen. Der Vorschlag, auf europäischer
Ebene schnelle Einsatzkräfte für humanitäre Hilfe heranzuziehen, fand die Zustimmung Plassniks.
Dabei gehe es nicht um die Entwicklung von Parallelstrukturen, sondern vielmehr darum, im Rahmen der geplanten
Zielsetzung eine Fokussierung auf den Bereich Krisenmanagement zu erreichen. |