Lawinenpieps erhöht Überlebenschancen  

erstellt am
28. 01. 04

Kapfenberg (fh joanneum) - Größere Reichweite, höhere Suchgeschwindigkeit, Mehrfach­verschüttetensuche und ein Bedienkonzept, mit dem auch völlig ungeübte Personen den Wettlauf gegen die Zeit gewinnen können – das sind die wichtigsten Features vom digitalen High-Tech-Lawinenverschüttetensuchgerät Pieps DSP, das im vergangenen Winter auf den Markt gekommen ist. Für das von SEIDEL Elektronik (Deutschlandsberg) entwickelte Gerät lieferte das Transferzentrum „Industrielle Elektronik / Electronic Engineering“ der FH JOANNEUM Kapfenberg wesentliche Schlüsseltechnologien.

Die jüngsten Ereignisse in den österreichischen Alpen zeigen wieder deutlich, dass das Leben eines Verschütteten von wenigen Minuten abhängt, die die Retter den oder die Verschütteten schneller orten und bergen können. Gerade nach Lawinenabgängen, die Menschenleben gefordert haben, wird die Forderung laut, verstärkt elektronische Geräte bei sich zu führen, wenn man sich auf Schitouren oder abseits der Pisten bewegt. Eines dieser Geräte ist Pieps DSP.

In Zusammenarbeit mit Entwicklern von SEIDEL-Elektronik hat ein Elektroniker-Team der FH Joanneum Kapfenberg unter Leitung von Robert Okorn eineinhalb Jahre daran gearbeitet, die Überlebenschancen für Verschüttete zu erhöhen, indem man die Schwächen bisheriger Geräte in Punkto Reichweite, Suchgeschwindigkeit, Mehrfachverschüttetensuche und Bedienkomfort beseitigt. Jeder Punkt für sich ist wichtig, um Verschüttete schneller zu finden. Speed saves Lifes.

„Mit dem neuen Pieps DSP können nach einem Lawinenunglück auch völlig ungeübte Personen den Wettlauf gegen die Zeit gewinnen“, erklärt FH-Professor Robert Okorn. „Möglich wird dies durch den Einsatz eines digitalen Signalprozessors (DSP). Er ist das Herzstück des Pieps und im Prinzip ein Hochleistungsrechner, der die gesamte Signalverarbeitung und -auswertung übernimmt. Mittels dreier Antennen kann das Gerät die räumliche Lage des Senders ermitteln und so eine punktgenaue Ortung vornehmen. Dadurch wird es kaum mehr zu Fehlinterpretationen durch Suchpersonen kommen.“

Das Pieps DSP korrespondiert mit den verschütteten Geräten und kann auf Tatsendruck vom Sender- zum Empfängergerät umgestellt werden. Am Display des Empfänger-Pieps werden Entfernung und Richtung sowie die Anzahl der Verschütteten angezeigt. Da dies bis zu einer Reichweite von etwa 70 m funktioniert (abhängig von der Stärke des Senders), ist ein analoger Suchmodus (Bewertung von Piepstönen durch Gehör einer geschulten Suchperson) nicht mehr notwendig.

„Das absolute Highlight des neuen Geräts ist jedoch die Unterstützung der Mehrfachverschüttetensuche“, führt Robert Okorn aus. „Werden mehrere Personen von derselben Lawine verschüttet, so waren die Signale ihrer Sender bisher wahllos durcheinander und überlagert. Das Suchen und Auffinden unter solchen Bedingungen war auch für Profis eine harte Nuss.“ Das Pieps DSP kommt mit solchen Situationen gut zurecht. Eine Scan-Funktion, die die Anzahl der Verschütteten in verschiedenen Entfernungsbereichen ermittelt, gibt zu Beginn der Suche einen ersten Überblick über das Szenario. Sobald das Empfänger-Pieps mehr als einen Sender detektiert hat, zeigt das Gerät nur mehr den stärksten Sender an (dem man mit hoher Wahrscheinlichkeit am nächsten ist). Die Daten aller übrigen werden im Gerät für das spätere Auffinden protokolliert. Ist ein Verschütteter gefunden, so kann man dessen Sender ausblenden, damit es bei der Suche nach weiteren Verschütteten nicht ablenkt.

Die Spezialisten für analoge und digitale Signalverarbeitung des Transferzentrums für „Industrielle Elektronik / Electronic Engineering“ übernahmen die Entwicklung des Empfangsteiles und der digitalen Signalverarbeitung. Seitens der FH JOANNEUM Kapfenberg waren Robert Okorn und Martin Kohl, beide begeisterte Schitourengeher, mit der Entwicklung beschäftigt, unterstützt von Wolfgang Stocksreiter und Heimo Sirnik sowie Studierenden des Studiengangs „Industrielle Elektronik / Electronic Engineering“.

Das Pieps DSP, das auch einen steirischen Innovationspreis gewonnen hat, wird von der Firma Seidel Elektronik in Deutschlandsberg produziert und von Stubai Bergsport vertrieben. „Trotz dieser innovativen Technik sollte man beim Tourengehen eines nie außer Acht lassen: Vorsicht und Vernunft sind oberstes Gebot“, mahnen die Kapfenberger Elektroniker.
     
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