Österreichs Industrie gewinnt im Vorjahr Weltmarktanteile – Weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen
für 2005 schlechter
Wien (ba-ca) - Der Konjunkturindikator der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) lag im Dezember mit
2,2 genauso hoch wie im November, und damit erneut unter dem Wert vom Oktober 2004. "Damit zeigt der BA-CA
Konjunkturindikator, dass die Phase der stärksten Dynamik für die österreichische Wirtschaft vorüber
ist", sagt Marianne Kager, Chefvolkswirtin der BA-CA. Ausgelöst wurde der Rückgang durch die sinkende
Stimmung der Industrie sowohl in Österreich als auch im Euroraum. Dass sich die Stimmung der österreichischen
Industrie wieder etwas verschlechterte, ist nach Meinung der Ökonomen der BA-CA, nach dem sehr dynamischen
ersten Halbjahr 2004 und der sich abkühlenden Weltwirtschaft zu erwarten gewesen. Österreichs Industrie
konnte von der starken Weltwirtschaft 2004 deutlich profitieren und dürfte mit einem Wachstum der Industrieproduktion
2004 von rund 7 Prozent die dynamischste Industrie aller EU-15 Länder gehabt haben. Sie wuchs damit fast dreimal
so schnell wie der EU-15 Durchschnitt. Österreichs Industrie konnte zwar nicht so dynamisch wachsen wie etwa
Polen (16 Prozent), ließ aber immerhin die Industrie der Slowakei oder Sloweniens hinter sich. Mit Abstand
war dabei die Fahrzeugindustrie mit einem Plus von 31 Prozent, gefolgt von Erdöl, Maschinenbau sowie Eisen-
und Metallwaren am dynamischsten.
"Die Dynamik der Industrie war in erster Linie dem Export zu verdanken", so Marianne Kager. Nach ihrer
Einschätzung waren Österreichs Exporte mit 11 Prozent 2004 ebenfalls deutlich dynamischer als jene anderer
EU-Länder (EU-15 Durchschnitt 7 Prozent). Dabei waren die USA, Slowenien und Russland unter den wichtigsten
Exportländern Österreichs. Der Zuwachs bei den Exporten nach Deutschland lieferte den größten
Beitrag zum gesamten Wachstum.
Nach Meinung der BA-CA Ökonomen hat Österreichs Industrie damit sogar überproportional von der Weltwirtschaftserholung
profitieren können. "Österreichs Industrie konnte 2004 seinen Weltmarktanteil erhöhen",
so Stefan Bruckbauer von der BA-CA. Deutliche Marktanteilsgewinne konnte Österreich dabei in Deutschland und
in den USA erzielen, aber auch in China. Marktanteilsverluste mußte Österreich jedoch in der Schweiz
und in den neuen EU-Mitgliedern hinnehmen.
Diese hohe Dynamik wird sich jedoch nach Meinung der BA-CA Ökonomen 2005 nicht fortsetzen. Dafür sprechen
die sich 2005 verschlechternden Rahmenbedingungen. So wird das Wachstum der wichtigsten Exportregionen 2005 niedriger
als 2004 liegen. "Die nachlassende Weltwirtschaft zusammen mit dem starken Euro werden Österreichs Konjunktur
2005 dämpfen", so Bruckbauer. Daher kommt der sich belebenden Inlandskonjunktur nach Meinung der BA-CA
die entscheidende Bedeutung zu. Hier erwarten die Ökonomen der BA-CA deutlichere Impulse als 2004. Dazu sollten
die verbesserte Beschäftigungssituation, die verbesserte Stimmung und nicht zuletzt auch die expansive Fiskalpolitik
durch die Erhöhung des öffentlichen Defizits um 0,5 Prozent des BIP beitragen.
Dämpfend wirkt sich nach Meinung der Ökonomen allerdings die deutlich gestiegene Inflation aus, wobei
Österreich zu Jahresende erstmals seit drei Jahren wieder eine höhere Inflation als der Euroraumdurchschnitt
aufwies. Der deutlich stärkere Anstieg der Inflation in Österreich wurde nicht durch die Energiepreise
sondern vor allem durch den starken Anstieg der Mieten ausgelöst. Dies wird direkt und indirekt - durch die
Bindung der Mieten an den VPI - zu Realeinkommensverlusten führen.
Laut Marianne Kager wird es Österreichs Wirtschaft trotzdem 2005 fast schaffen, die nachlassende Auslandsnachfrage
durch die Belebung der Inlandsnachfrage auszugleichen. Mit 1,9 Prozent erwarten die Ökonomen der BA-CA nur
eine geringfügig niedrigeres Wachstum als 2004 (2 Prozent). Risken für ihre Prognose sehen die Ökonomen
der BA-CA in der Entwicklung von Euro und Öl. "Ein Eurokurs von 1,40, wie wir ihn 2005 erwarten, kostet
Österreichs Wirtschaft im Vergleich zu 2005 fast 0,5 Prozent Wachstum", so Stefan Bruckbauer. In einem
Extremszenario mit einem Eurokurs von 1,60 und einem Ölpreis von 80 USD würde Österreich nur mehr
0,7 Prozent wachsen. Größer noch als einen extrem starken weiteren Euro- oder Ölpreisanstieg beurteilen
die Ökonomen der BA-CA jedoch die Gefahr einer spürbaren Abkühlung im Euroraum, allen voran in Deutschland.
Allerdings erwarten dies die Ökonomen nicht in ihrer Prognose. Stattdessen gehen sie nach einem schwachen
ersten Halbjahr im Euroraum von einer Beschleunigung des Wachstums im zweiten Halbjahr und 2006 aus.
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