"Lehre mit Matura" ist einzigartiges Erfolgsmodell  

erstellt am
25. 01. 04

Kein anderes Land kennt die Berufsreifeprüfung als Zugang zu Fachhochschulen und Universitäten
Wien (bmwa) - Die 1997 gesetzlich beschlossene Berufsreifeprüfung wurde am Montag (24. 01.) von Wirtschafts- und Arbeitsminister Dr. Martin Bartenstein, Bildungsministerin Elisabeth Gehrer und dem Lehrlingsbeauftragten der Bundesregierung Kommerzialrat Egon Blum in einer gemeinsamen Pressekonferenz als einzigartiges Erfolgsmodell vorgestellt, mit dem auch jungen Menschen mit Fachschul- und Lehrabschluss Wege in eine Fachhochschule und eine Universität offen stehen. Österreich sei damit das einzige Land, in dem kein Bildungsweg in eine Sackgasse führt, sondern das auch Lehrlingen den Weg in eine Höherqualifizierung bietet.

Derzeit bereiten sich rund 8.000 Personen auf die Berufsreifeprüfung vor, davon sind etwas mehr als die Hälfte Frauen bzw. rund zwei Drittel Absolventinnen oder Absolventen einer Lehre (der Rest hat eine berufsbildende mittlere Schule besucht). 5,3% der Studierenden an einer Fachhochschule haben diesen Weg beschritten, an den Universitäten liegt der Anteil bei 3,3%. Inklusive der Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) werden 2005 rund 1,8 Millionen Euro an Fördermitteln für die Berufsreifeprüfung aufgewendet, das ist etwa das Neunfache von 1998.

Informationskampagne "Lehre + Matura" an Schulen und Betrieben
Rechtzeitig zum zweiten Semester soll die neue Informationskampagne "Lehre + Matura" starten, um in Schulen und Betrieben verstärkt darauf aufmerksam zu machen, dass nicht nur die Schule zur Matura führt, sondern auch eine erfolgreich abgeschlossene Lehre mit nur vier weiteren Prüfungen (in Deutsch, Mathematik, einer Fremdsprache und dem Fachbereich - hier sind neben profundem Fachwissen auch Befähigungen zu Präsentation, Argumentation und 'Diskussion nachzuweisen) und den Weg zu Universitäten und Fachhochschulen öffnet. Die beiden Minister erwarten sich, dass mit dieser Alternative zur schulischen Matura viele Jugendliche ein Ausbildungsangebot wählen, das den persönlichen Neigungen und Interessen besser entspricht. Daneben sollen die Betriebe motiviert werden, dieses Modell aktiv zu unterstützen und die Berufsreifeprüfung als wichtige Möglichkeit zur Höherqualifizierung und damit zur Sicherung des Nachwuchses an Führungskräften zu fördern. Blum sieht darin nicht zuletzt eine Chance für die Betriebe, intellektuell stärker begabte Jugendliche für anspruchsvolle Lehrplätze zu bekommen. Die Klagen aus den Betrieben, dass immer wieder Lehrplätze nicht besetzt werden können, weil das dafür nötige Lernpotenzial der Jugendlichen gefehlt hat, könnten damit ein Ende finden, hofft der Lehrlingsbeauftragte.

Maßnahmen zur Lehrlingsbeschäftig greifen
"Die Maßnahmen der Bundesregierung zur Lehrlingsbeschäftigung greifen", erklärte Bartenstein zur aktuellen Situation auf dem Jugendarbeitsmarkt. Vor allem in der Tatsache, dass 2004 um 103 Jugendliche (1,9%) weniger als im Jahr davor einen Lehrplatz gesucht haben und andererseits die Zahl der gemeldeten offenen Lehrstellen im Dezember 2004 erstmals seit Mitte 2003 wieder gestiegen ist (um 21 oder 1,1% auf 1.872), erkennt der Minister ein "ganz zartes Pflänzlein, das es zu hegen gilt". Daneben steht der Jugendarbeitsmarkt im EU-Vergleich nach wie vor traditionell gut da: Mit einer Jugendarbeitslosenquote von 9,7% (Jahresdurchschnitt 2004) weist Österreich einen deutlich unter dem Durchschnitt der EU25 (18,1% im November 2004) liegenden Wert aus. 2004 stieg in Österreich die Zahl der beschäftigten Jugendlichen um 3.791 bzw. 0,8% auf 497.215, während die Jugendarbeitslosigkeit bei den 15- bis 24-jährigen im Jahresdurchschnitt 2004 um 618 (1,6%) auf 38.747 zurück gegangen ist (in der Teilgruppe der 15- bis 19-jährigen sogar um 504 bzw. 5,0%).

Der für Bartenstein "zweitbeste Weg", nämlich das Lehrlingsauffangnetz mit Lehrgangsplätzen nach dem Jugendausbildungsgesetz (JASG) werde bis auf weiteres fortgesetzt, kündigte der Minister an. Im laufenden Ausbildungsjahr werden mit einem geplanten Budgetaufwand von rund 71 Millionen Euro (von denen rund 53 Millionen vom AMS und der Rest von den Bundesländern kommen) bis zu 7.800 Ausbildungsplätze bereitgestellt. Bis Anfang Jänner wurden bereits 5.316 Jugendliche in einen JASG-Lehrgang bzw. eine JASG-Ausbildung einbezogen.

Als erfolgreiches Instrument bezeichnete Bartenstein die Lehrstellenakquisiteure, die im vergangenen Jahr 3.476 Betriebe betreut und 2.757 Betriebe persönlich besucht haben. In Summe werden dadurch für dieses Jahr rund 1.600 zusätzliche Lehrstellen in Aussicht gestellt. Positives konnte der Minister auch von der "integrativen Lehrausbildung" für Personen, die in sozialer, begabungsmäßiger oder körperlicher Hinsicht benachteiligt sind, vermelden: 1.298 Lehrverhältnisse wurden bereits abgeschlossen, davon über 500 in Betrieben (die anderen in überbetrieblichen Ausbildungsplätzen).

Als weitere Maßnahmen zur Intensivierung der Lehrlingsausbildung wurden die "Praktikerberufe" (mit geringerem Schulausbildungsteil und dafür größerer Praxiskompetenz) und die Verbesserung und Ausweitung der "berufspraktischen Tage" auf die vierten Klassen in Hauptschule und AHS (bisher nur im Polytechnischen Jahrgang) genannt.
     
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