Werkstiftung der "Freunde des Lentos Kunstmuseum"
Linz (stadt) - Am Montag (24. 01.) wurde das Gemälde "Das Vergehen" von Anton
Kolig offiziell durch RAIKA-Vorstandsdirektor Dr. Helmut Schützeneder an Vizebürgermeister Dr. Erich
Watzl und Lentos-Direktorin Stella Rollig übergeben. Mit der Werkstiftung des Vereins der "Freunde des
Lentos Kunstmuseum Linz" verfügt die Sammlung nunmehr über die beiden wichtigsten Spätwerke
des Künstlers. Im Zuge der Neuhängung der 94 Meisterwerke im Großen Saal werden beide Exponate
den BesucherInnen präsentiert.
94 Meisterwerke
Achenbach Andri Brosch Carus Corinth Egger-Lienz Feuerbach Friedrich Funke
Gauermann Gurlitt Hanak Hofer Hoffmann Hörmann Jung Jungnickel Klimt
Klinger Kokoschka Koller-Pinell Kolig Kubin Kurzweil Lang Makart Moll Moser
Mueller Neder Nolde Pauser Pechstein Peithner von Lichtenfels Rebell Reichel Reiter Romako Schiele Schindler Schuch
Sedlacek Thoma Trübner
Die Klassiker aus der Sammlung des Lentos sind erstmals im Überblick im großen Ausstellungssaal zu sehen
– ein kunstgeschichtlicher Parcours durch die vielfältigen Museumsbestände des 19. und beginnenden 20.
Jahrhunderts.
Eine Reise in das Depot einer reichen historischen Sammlung, um vermittelnd zwischen den großen Stilen und
Klassiker-Generationen all das aufzuzeigen, was Malerei und Grafik in ihrer Fülle von 1820 bis zum Beginn
des 2. Weltkriegs in Mitteleuropa vermag.
Spannende Vergleiche, viele Neuentdeckungen und eine jüngst erfolgte Neuerwerbung eines Spätwerkes von
Anton Kolig, eine Stiftung des Vereins der Freunde des Kunstmuseum Lentos, im Who is Who der Namen und in der Konfrontation
mit Meisterwerken der klassischen Kunstgeschichte.
Anhand von 56 Gemälden und 36 hochkarätigen Zeichnungen bzw. Grafiken erschließen sich die historischen
Schwerpunkte und Ankäufe der von Wolfgang Gurlitt 1947 gegründeten und bis 1953 geleiteten Sammlung der
Neuen Galerie der Stadt Linz. Zwei Skulpturen von Anton Hanak und Anthony Cragg ergänzen die Neupräsentation
des Großen Saals.
So ist die Landschafts-, Genre- und Portraitmalerei des 19. Jahrhunderts mit Meisterwerken der deutschen Romantik
(Caspar David Friedrich, Carl Gustav Carus), des österreichischen Biedermeiers (Johann Baptist Reiter, Friedrich
Gauermann und Joh. Michael Neder), des deutschen und österreichischen Historismus (Hans Markart, Anton Romako,
Anselm Feuerbach) und des österreichischen Stimmungsimpressionismus (Schinder, Hörmann, Peithner von
Lichtenfels) vertreten.
Ein weiterer Hauptaspekt der Sammlung sind hochkarätige Werke des Wiener und Berliner Secessionismus. Neben
Werkgruppen von Lovis Corinth, Wilhelm Trübner und Gustav Klimt wird im neu gestalteten Grafikkabinett eine
kostbare Auswahl von Zeichnungen und Aquarellen (Gustav Klimt, Egon Schiele, Broncia Koller-Pinell, Carl Reichel,
Max Klinger bzw. der frühe Alfred Kubin) präsentiert.
Der deutsche und österreichische Expressionismus ist mit Gemälden der „Brücke“-Meister Pechstein,
Mueller und Nolde bzw. durch Werkgruppen von Egon Schiele, Oskar Kokschka und Anton Kolig vertreten.
Einen Abschluss und Brückenschlag des stilgeschichtlichen Rundganges bilden die Gemälde der Neuen Sachlichkeit
von Carl Hofer, Franz Sedlacek, Sergius Pauser oder Albin Egger-Lienz, die sich u.a. durch charakteristische kühle
Farb- und Formensprache und durch altmeisterliche Technik auszeichnen.
Ein besonderes Glanzstück der Präsentation stellt das 1842 entstandene, großformatige Bildnis der
Wiener Baumeisterfamilie Schegar, ein Hauptwerk der Freilichtmalerei des in Linz geborenen Johann Baptist Reiter
dar. Dieses wichtige Familienbildnis des österreichischen Biedermeiers ist eine Leihgabe des Stadtmuseums
Nordico und verweist einmal mehr auf die Synergien zwischen diesen beiden städtischen Museen.
Caspar David Friedrichs bis weit ins 20. Jahrhundert gültige Zitat: „der Maler soll nicht bloß malen,
was er vor sich sieht, sondern auch was er in sich sieht“ wurde zum Gesamtmotto einer Präsentation, die versucht,
die Kunst des 19. Jahrhunderts anhand von exemplarischen Beispielen aus Österreich und Deutschland nicht mehr
als „wirres Bild deren Geschichte alle 10 Jahre neu geschrieben wird“ (Max Friedländer), als „tragische Angelegenheit“
(Richard Hamann) oder als „Wirrsal von Widersprüchen“ (Ludwig Justi) zu behandeln. Die „machtvolle Uneinheitlichkeit“
der Malerei des 19. Jahrhunderts, der notwendige Bruch mit den geschlossenen Wertmaßstäben und Stilen,
das Schwanken zwischen Idealismus und Realismus, trug aus heutiger Sicht, viel zur Befreiung der Kunst im 20. Jahrhundert
bei.
Öffnungszeiten im Lentos sind täglich von 10 bis 18 Uhr, an Donnerstagen von 10 bis 22 Uhr, dienstags
ist das Museum geschlossen.
Anton Kolig
geb. 1886 in Neutitschein/CZ
gest. 1950 in Nötsch/Kärnten
Stiftung Verein der „Freunde des Lentos Kunstmuseum Linz"
Mit der Werkstiftung Das Vergehen von Anton Kolig durch den Verein der „Freunde des Lentos Kunstmuseum
Linz“ 2004/05 und dem bereits von Wolfgang Gurlitt 1953 erworbe-nen Werk Das Werden verfügt die Sammlung des
Museums nunmehr über die beiden wichtigsten Spätwerke des Künstlers. Beide Exponate sind in der
Präsentation
94 Meisterwerke bis Herbst 2005 im Großen Saal des Lentos Kunstmuseum Linz zu sehen.
Die Vorliebe Anton Koligs für monumentale Kunst spiegelt sich in zahlreichen Werken seines späten Oeuvres
wider. Besonders die Technik der Wandmalerei war für ihn von größtem Interesse. Das Werden und
Das Vergehen sind zwei von insgesamt sieben Detailstudien zum nicht realisierten Eisernen Vorhang im Salzburger
Festspielhaus. Noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges plante die Stadt Salzburg auf Anregung von Clemens Holzmeister
einen Bühnenvorhang. Als Rahmenthema wurde die Entwicklung der Salzburger Festspiele vorgegeben.
Anton Kolig begann im Herbst 1937 mit Arbeiten für seinen ersten Entwurf, der schließlich mit jenem
von Georg Jung in die engere Wahl kam. Aufgrund der Kriegswirren wurde das Projekt allerdings eingestellt. 1948
regte Friedrich Welz erneut zu einer Realisierung des Vorhanges an. Anton Kolig, der von diesem Projekt sehr begeistert
war und es als sein Meister-Lebenswerk ansah, überarbeitete seine beiden ersten Fassungen und entwarf noch
zwei weitere. Sowohl die erste als auch die zweite Fassung des Eisernen Vorhanges vereinen die beiden Entwürfe
Das Werden und Das Vergehen in einem Gesamtwerk. Kolig gestaltete seine Entwürfe nicht als Illustrationen
zu Mozarts Opern, sondern integ-rierte deren Hauptfiguren einer übergeordneten Bildidee. Im Zuge der Arbeit
an den Ent-würfen hat sich der Künstler mit diesen frischen, farb- und ausdrucksexpressiven Detail-studien
der finalen Gestaltung für ihn wichtiger Einzelmotive angenähert.
"Auf höheren Wunsch soll ich mich Mozart anpassen. Das tu ich sowieso, indem ich Mozart im Spiel der
Farben porträtieren will...Wenn es trotzdem gelingt, ein paar Figuren aus diesen Opern zu gestalten und hineinzugeheimnissen
(Papageno, Pamina, Don Juan - links in der Neuerwerbung Das Vergehen zu sehen) und das verstanden wird, soll´s
mich freuen. Du siehst, ich bin ganz gepackt von der Salzburger Arbeit." (Brief Anton Koligs an Anton Steinhart
vom 15.5.1949).
Der unerwartete Tod des Künstlers im Mai 1950 verhinderte die Ausführung des Eisernen Vorhangs, der zu
den wichtigsten Projekten im Spätwerk zählte und die der Künstler mit großem persönlichen
Einsatz verfolgte. Es gehört zur persönlichen Tragödie von Anton Kolig, dass er keine der großen
Visionen - weder den Salzburger noch den Wiener Vor-hang - verwirklichen konnte. |