Mangelnde Haushaltsdisziplin als Hauptursache der Schwäche
Brüssel (övp-pd) - "Der Wirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments hat
heute meinen Bericht über den Stand der öffentlichen Finanzen in der Wirtschafts- und Währungsunion
mit großer Mehrheit angenommen. Die darin enthaltenen Fakten geben keinen Anlass zur Beruhigung", sagte
der Wirtschaftssprecher der ÖVP-Delegation und EVP-ED-Fraktions- vizepräsident Mag. Othmar Karas am Mittwoch
(02. 02.) in Brüssel. "Seit Einführung des Stabilitäts- und Wachstumspakts haben insgesamt
zwölf Mitgliedstaaten seine Bestimmungen verletzt, darunter fünf Mitgliedstaaten, die dem Euro-Raum angehören,
sowie Großbritannien und sechs neue Mitgliedstaaten. Das Haushaltsdefizit des Euro-Raums ist 2003 auf 2,7%
des BIP angestiegen, nachdem es im Jahr 2000 noch 1,1% und 2001 1,6% betrug. Der Konjunkturzyklus ist aber nur
zum Teil für die höheren Defizite verantwortlich. In Wirklichkeit liegt das Problem weitgehend in der
Lockerung der Haushaltspolitik in einigen Mitgliedstaaten", kritisierte Karas.
"Der von der Kommission in ihrer früheren Wirtschaftsprognose angekündigte Wirtschaftsaufschwung
ist bis Ende 2003 nicht eingetreten. Der Wirtschaftsausschuss teilt meine Ansicht, dass die BIP-Wachstumsrate im
Euro-Raum unter anderem wegen des Ausbleibens struktureller Reformen in vielen Mitgliedstaaten erneut hinter den
Voraussagen zurückgeblieben ist", so Karas weiter. Auch hätten einige Mitgliedstaaten auf die gegen
sie erfolgte Einleitung des Defizit-Verfahrens nicht mit ausreichenden Maßnahmen zur Bekämpfung ihres
Defizits reagiert. "Für die Aussichten für eine baldige Senkung ihres Defizits unter 3% des BIP
gibt es ebenfalls genügend berechtigten Grund zur Sorge."
Karas unterstrich die Bedeutung der Einführung struktureller Reformpakete als entscheidend für finanzielle
Nachhaltigkeit und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft. "Dabei kann es keine Ausnahme
von den Bestimmungen und Verfahren des Stabilitäts- und Wachstumspakts geben. Die EU-Organe dürfen sich
ihrer Verantwortung für die Durchführung, Kontrolle und Einhaltung des Stabilitäts- und Wachstumspakts
nicht entziehen", betonte Karas. Die Mitgliedstaaten werden in der Entschließung des Parlaments aufgefordert,
ihr Defizit, sofern nicht bereits geschehen, deutlich unter 3% des BIP zu senken: "In guten Zeiten sollten
ausreichende Finanzrücklagen gebildet werden, damit in schlechten Zeiten konjunkturpolitische Maßnahmen
getroffen werden können, ohne Gefahr zu laufen, gegen die Bestimmungen des Stabilitäts- und Wachstumspakts
zu verstoßen", so Karas.
Auch die neuen Mitgliedstaaten werden eindringlich aufgefordert, die Reform ihrer öffentlichen Finanzen durch
eine Umschichtung von Mitteln zu beschleunigen und damit einen weiteren Schritt hin zur Sicherstellung einer echten
Konvergenz ihrer Volkswirtschaften zu unternehmen. "Mein Bericht stellt die Fakten ungeschminkt dar. Es wird
auch deutlich, dass eine einfache Änderung der Regeln des Stabilitätspakts kein Beitrag zu einer Verbesserung
ist, sondern nur eine weitere Ausflucht zur Vermeidung struktureller Lösungen", so Karas abschließend. |