Seit Januar auch in Österreich zugelassen
Wien (pte) - Mit dem Angiogenesehemmer Avastin steht erstmals ein Medikament zur Krebsbehandlung
zur Verfügung, das die Blutzufuhr zum Tumor unterbindet. Seit dem 12. Januar 2005 ist das Bevacizumab Avastin
in Österreich erhältlich. Es gibt vor allem Patienten mit Darmkrebs neue Hoffnung. "Mit der Einführung
von Avastin wird nun ein weiterer Meilenstein in der gezielten Krebstherapie gesetzt", so Christoph Zielinski,
Vorstand der Universitätsklinik für Innere Medizin I und Leiter der klinischen Abteilung für Onkologie
am Dienstag (01. 02.) während einer Pressekonferenz.
Bevacizumab ist ein Antikörper, der gegen den Wachstumsfaktor VEGF (vascular endothelial growth factor) gerichtet
ist. Dieser spielt bei der Blutgefäßversorgung des Tumors eine Schlüsselrolle. Zielinski: "Erstmals
haben wir also ein Mittel zur Verfügung, das spezifisch die Blutgefäßversorgung des Tumors blockiert."
Bereits 1971 wurde das Wirkprinzip der so genannten Angiogenesehemmung entwickelt. Die Idee dabei: Die Bildung
neuer Gefäße zum Tumor zu unterbinden und ihn somit auszuhungern bzw. sein Wachstum zu hemmen. Jahrzehntelang
wurde geforscht und nun brachte Pharmariese Roche Avastin auf dem Markt. "Bei Patienten mit fortgeschrittenem
Dickdarmkrebs zeigte eine Kombination von Avastin mit einer Chemotherapie im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie
eine bemerkenswerte Überlebensverlängerung", berichtete Gabriela Kornek von der Universitätsklinik
für Innere Medizin I. Darüber hinaus steige die Chance, langfristig zu überleben bzw. geheilt zu
werden.
Laut Kornek konnte die durchschnittliche Überlebensdauer unter der Avastin-Therapie um fast fünf Monate
(von 15,6 auf 20,3 Monate) verlängert werden. Das mediane progressionsfreie Überleben verbesserte sich
durch die Avastin-Gabe hochsignifikant um 4,4 Monate, was einer Steigerung von 71 Prozent entspricht. "Die
in der Zulassungsstudie erreichte Verlängerung des Gesamtüberlebens kann als geradezu 'dramatischer Effekt'
bezeichnet werden", so Kornek. Der Zeitaufwand für die Therapie sei gering. Bevacizumab werde während
der Behandlungszyklen alle drei Wochen zusätzlich zur Chemotherapie intravenös verabreicht. "Dieses
Medikament bietet mir eine neue Chance, mein Leben wieder in Normalität und gut zu leben. Ich kann wieder
Zeit mit meiner Frau und meinen beiden Söhnen verbringen", berichtete Krebspatient Kurt Schlachter.
Derzeit beschränkt sich der Einsatz von Avastin auf Dickdarmkrebs, woran in Österreich jährlich
rund 5.000 Menschen erkranken. Es laufen aber bereits Untersuchungen in den Bereichen Niere, Brust, Bauchspeicheldrüse
und Lunge. Die Behandlung mit Avastin ist zwar sehr teuer - eine Packung kostet 1.300 Euro - und führt zu
einer Kostenexplosion, aber auch extrem wirksam. |