Bundespräsident Fischer sprach von einem Schock und Kulturbruch
Eisenstadt (blms) - 10 Jahre nach dem Bombenattentat, bei dem vier Oberwarter Roma ums Leben kamen,
wurde in einer Feier beim „Gedenkmal“ der Opfer gedacht. Bundespräsident Dr. Heinz Fischer, Staatssekretär
Franz Morak, Landeshauptmann Hans Niessl und der Präsident der Kulturvereinigung der Roma Prof. Rudolf Sarközi
erinnerten in ihren Ansprachen an den schrecklichen Anschlag und mahnten eine intensive Aufarbeitung der Hintergründe
ein.
Anlässlich zehn Jahre Bombenattentat bei der Roma-Siedlung fand am Freitag eine Kranzniederlegung beim Gedenkmal
statt. In seiner Begrüßungsansprache fand Oberwarts Bürgermeister LAbg. Gerhard Pongracz sehr offene
Worte: „Viele von uns haben damals abgeschaltet, um den Schmerz nicht an sich heran zu lassen. Das was damals geschah,
war unfassbar. Die Bilder sind in meinem Kopf immer noch allgegenwärtig.“
„Die Frage, warum der feige Anschlag unserer Volksgruppe gegolten hat, beschäftigt mich immer noch“, sagte
Professor Rudolf Sarközi. Dass Bundespräsident Heinz Fischer ihn schon des Öfteren bei offiziellen
Terminen mit „mein Freund“ bezeichnet hat, ist für Rudolf Sarközi eine große Anerkennung und Ehre.
Es sei ein Zeichen dafür, „dass wir nicht mehr alleine dastehen“. Er nahm auch zum 60. Jahrestag der Befreiung
von Auschwitz Stellung: „Mehr als 500.000 Roma und Sinti wurden damals zum Opfer. Wir müssen wachsam sein,
damit die Demokratie nie gefährdet wird“.
Staatssekretär Franz Morak sprach von „einer schier unbegreiflichen Tat, die vier Österreicher zum Opfer
werden ließ“. Auch er gedachte in seiner Ansprache anlässlich des 60. Jahrestages der Auschwitz-Befreiung
der Roma und Sinti, die dem NS-Regime zum Opfer gefallen sind. Nun gelte es die richtigen Konsequenzen zu ziehen.
„Wir müssen die Geschichte aufarbeiten, die Gegenwart kritisch reflektieren und in die Zukunft investieren“,
so der Staatssekretär. Er hob auch hervor, dass es wichtig war die Volksgruppensprache zu verschriftlichen
und erwähnte auch die vielen kulturellen Aktivitäten, die helfen Barrieren abzubauen.
Landeshauptmann Hans Niessl hob in seiner Gedenkansprache hervor, „dass im Jubiläumsjahr auch den dunklen
Kapiteln der Geschichte gedacht werden muss“. So sprach er vor dem Gedenkmal der Roma von der Ermordung der Roma
und Sinti in den NS-Konzentrationslagern und von den großen Schwierigkeiten der Roma nach dem Zweiten Weltkrieg.
„Das Attentat an die vier Burgenländer vor zehn Jahren war das folgenschwerste politisch motivierte Attentat
in der Geschichte der 2. Republik“, nahm der Landeshauptmann Stellung zum Mord an den vier Roma. „Die vier Burgenländer
wurden Opfer eines feigen Attentats“, so Niessl weiter. „Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen – ich verneige
mich vor den Opfern“. Der Landeshauptmann erwähnte in seiner Gedenkrede auch, dass gestern der Landtag einstimmig
einen Antrag zur Novellierung des Minderheitenschulgesetzes beschlossen hat. Künftig soll Romanes den beiden
anderen Volksgruppensprachen gleichgestellt werden.
„Mit dem Attentat vor zehn Jahren in Oberwart ist sehr viel zerstört worden“, sagte Bundespräsident Dr.
Heinz Fischer zu Beginn seiner Ansprache. Das Attentat hätte einen Schock und Kulturbruch zur Folge gehabt.
„Vier Menschen sind Mitte der 90er Jahre wegen ihrer Volkszugehörigkeit heimtückisch ermordet worden“,
so der Bundespräsident. „Mein Gedenken gilt denen, die getötet wurden und auch deren Angehörigen“.
Er sprach in seiner Gedenkrede von einem wichtigen Grundsatz: „Gewalt ist kein Instrument der Politik“ und davon,
„dass alle Menschen gleichwertig sind“.
Anschließend besuchten Bundespräsident Heinz Fischer, Staatssekretär Franz Morak und Landeshauptmann
Hans Niessl gemeinsam mit Rudolf Sarközi die Familien der vor zehn Jahren getöteten Männer. |