Jörg Schlick - zentrale Figur der steirischen Kunstszene
- geehrt
Graz (lk) - Im Rahmen eines Festaktes übergab Kulturreferentin Landeshauptmann Waltraud Klasnic
am Mittwoch (09. 02.) Abend dem Grazer Künstler Jörg Schlick den mit 12.000 Euro dotierten Würdigungspreis
für bildende Kunst 2004 des Landes Steiermark. Die äußerst zahlreich erschienen Weggefährten,
darunter Wolfgang Bauer, und Studenten Schlicks sowie Ehrengäste bezeichnete Klasnic als "große
Gemeinschaft im Lande". "Ich freue mich, dass die heutige Ehrung hier stattfindet, denn der Weiße
Saal der Grazer Burg gehört allen Steirerinnen und Steirern, aber besonders jenen, die dieses Land gestalten."
Mit dem 1951 geborenen Künstler Jörg Schlick wurde eine der zentralen Figuren der steirischen Kunst der
letzten beiden Jahrzehnte geehrt. "Seit den 80er Jahren hat er ein komplexes Netz von Werken und Aktivitäten
entwickelt, die in ihrer Art in der österreichischen Kunst heute ziemlich einzigartig sind. Seine künstlerischen
Aktivitäten fließen nahtlos in solche als Ausstellungsmacher, Aktivist oder Kulturpolitiker, die dabei
einen genuinen Bestandteil seines Wirkens als Künstler bedeuten. Dadurch schafft er ein Netzwerk, das weit
über die Steiermark hinausgeht und seine internationale Bedeutung mitbegründet," befand die Jury,
die u.a. mit Intendant Peter Pakesch, Univ.-Prof. Mag. Erwin Wurm, Architekt Dipl.-Ing. Hermann Eisenköck
und Univ.-Prof. Peter Weibel hochkarätig besetzt war. Weibel hielt auch die gestrige Laudatio, in der er Schlick
als einen der wesentlichen demokratischen Künstler Europas würdigte. Schlick habe die derzeit grassierende
weltweite Entsolidarisierung schon lange vor-ausgesehen, meinte Weibel in Anspielung auf den Slogan der von Schlick
mitbegründeten Lord-Jim-Loge "Keiner hilft keinem". "Schlick ist ein großer politischer
Philosoph und der Steiermark, der Stadt Graz ist zu gratulieren, dass er hier lebt."
Diese internationale Bedeutung von Schlicks Werk schöpft sich einerseits aus dem Entwickeln des künstlerischen
Netzwerkes, für das vor allem seine Arbeitspartnerschaften unter anderen mit Wolfgang Bauer, Martin Kippenberger
und Günther Brus, stehen, und andererseits aus der Intensität und der Bedeutung einzelner autonomer Werkgruppen.
Belegt wird dies nicht zuletzt durch den Ankauf einer seiner Zeichnungsserien durch das bedeutende New Yorker Museum
of Modern Art.
Schlick, der auch fünf Jahre lang Referent für bildende Kunst im Forum Stadtpark war, betrachtet den
Künstler als einen paradigmatischen Weltbürger, der sich in der heutigen Zeit immer wieder neu definieren
und dabei Haltung bewahren muss. Hier geht es - über die künstlerische Tugend hinaus - um ständige
gesellschaftliche Stellungnahme. Damit ist Schlick auch als jemand zu sehen, der, wie kaum ein anderer, als Künstler
die steirische Kulturpolitik repräsentiert, wie sie seit den 60er Jahren geübt wird.
Unter den Preisträgern des Würdigungspreises des Landes Steiermark für bildende Kunst finden sich
viele bekannte Namen wie beispielsweise Günter Brus, Gustav Troger, Wolfgang Herzig, Richard Kriesche, Adolf
Osterider, Elga Maly, Günther Waldorf, Hans Fronius, Rudolf Szyszkowitz, Alfred Wickenburg oder Norbertine
Bresslern-Roth. |