PKW im Ortsgebiet besonders flott: Jeder Zweite schneller als 50 - Drei von Vier missachten Tempo
30 - Im Freiland werden Limits eher eingehalten
Wien (kfv) - Raserei = Kavaliersdelikt: Nach wie vor ist dieser Zusammenhang in den Köpfen der
Österreicher verhaftet. Denn obwohl 37 Prozent aller tödlichen Verkehrsunfälle auf überhöhte
Geschwindigkeit zurückzuführen sind, lässt die Einhaltung der Tempolimits schwer zu wünschen
übrig. Eine aktuelle Studie des Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) zeigt: 42 Prozent aller Lenker
steigen trotz Tempolimit aufs Gas. Fest steht auch: Verglichen mit den letzten Jahren wird in Österreich unverändert
schnell gefahren.
Besonders dort, wo Geschwindigkeitsbegrenzungen schwächere Verkehrsteilnehmer schützen sollen, neigen
Österreichs Autofahrer zur Raserei und gefährden damit unschuldige Kinder, Fußgänger und Radfahrer.
Ein Verhalten, das Jahr für Jahr neue Opfer fordert: 5.841 Unfälle zwischen Autos und schwächeren
Verkehrsteilnehmern ereigneten sich 2004 (Jan.-Nov.) im Ortsgebiet. Beinahe ebenso viele Fußgänger und
Radfahrer wurden dabei verletzt, 92 bezahlten mit dem Leben.
"Überhöhte Geschwindigkeit ist der Killer Nummer eins auf Österreichs Straßen. Doch das
Risiko wird nach wie vor unterschätzt und verharmlost", warnt Dr. Othmar Thann, Direktor des KfV. Die
typischen Temposünder - zumeist männliche Vielfahrer mittleren Alters, beruflich und finanziell gut situiert,
mit langjähriger Fahrpraxis, aber auch junge Lenker zwischen 18 und 24 Jahren - legalisieren schnelles Fahren
für sich selbst und erachten Übertretungen als Bagatelle. Mehr noch: Jene, die sich an Tempolimits halten,
werden von Wiederholungstätern sogar als Störfaktor empfunden.
Übertretungen im Ortsgebiet höher als Überland
Neben den besorgniserregenden Ergebnissen führt die Studie eine lebensgefährliche Tendenz vor
Augen: Während im Freilandbereich das Tempolimit vom Großteil der Lenker um etwa zwei bis fünf
km/h überschritten wird, sind es im Ortsgebiet bedrohliche neun bis zwölf km/h. "Der Anhalteweg
erhöht sich hier bereits um mehr als acht Meter", erklärt Thann. "Eine Distanz, die Schwächeren
im Ernstfall das Leben kosten kann." Doch damit nicht genug: Vereinzelt werden die Limits im Ortsgebiet um
bis zu 40 km/h überschritten.
Temposünder im Freiland seltener, dafür einzelne Extremfälle
Im Freilandbereich führt die 70er-Beschränkung die Liste der oft missachteten Limits an. Immerhin
37 Prozent sind hier schneller unterwegs als erlaubt. Vergleichsweise "vorbildlich" halten sich Österreichs
Lenker an die 100km/h-Beschränkung auf Freilandstraßen (Überschreiter: 18 Prozent) und das 130km/h-Limit
auf Autobahnen (Überschreiter: 23,2 Prozent). Einzelne verlieren auf Freilandstraßen oder Autobahnen
jedoch gänzlich die Kontrolle: Die Messungen ergaben zum Teil um 40 bis 60 km/h höhere Geschwindigkeiten,
als erlaubt.
"In erster Linie muss sich in den Köpfen etwas ändern, Raserei darf nicht mehr als Kavaliersdelikt
abgetan werden", appelliert Thann.
Ein erster Schritt ist bereits getan, denn Tempolimits stoßen prinzipiell auf breite Akzeptanz. Über
80 Prozent aller Österreicher sprechen sich beispielsweise für Geschwindigkeitsbeschränkungen in
Ortschaften aus und erachten diese als wichtig. 32 Prozent befürworten sogar ein Tempo 30-Gebot in Wohngebieten.
Ob sie sich wirklich daran halten, steht allerdings auf einem anderen Blatt. |