LH Haider und Experte des Landes informierten Grundbesitzer, Landwirte, Jäger und Naturschützer
in Radenthein – Broschüre "Natura 2000 in Kärnten" präsentiert
Radenthein (lpd) - Die umfassende Information und Aufklärung aller Betroffenen im künftigen
Natura 2000-Gebiet Nockberge wird von Naturschutzreferent Landeshauptmann Jörg Haider großgeschrieben.
Montag (07. 02.) Abend trafen sich dazu Grundbesitzer, Landwirte, Jäger und Naturschützer auf Einladung
des Landeshauptmannes im Stadtsaal Radenthein, wo auch die neue Broschüre des Landes, "Natura 2000 in
Kärnten", präsentiert wurde. Weiters referierte Gerold Glantschnig vom Landes-Verfassungsdienst
über Ziele und Richtlinien des EU-weiten Projektes Natura 2000.
Die Informationsbroschüre solle das komplexe Thema Natura 2000 übersichtlich beschreiben, erklärte
der Landeshauptmann und sicherte allen Betroffenen im Nockberge-Gebiet laufende Information und ein offenes Ohr
seitens der Landespolitik zu. Von Kärnten seien nur Gebiete für Natura 2000 gemeldet worden, die bereits
national als Schutzgebiete ausgewiesen waren – bis auf acht Gebiete, die jedoch von den Grundbesitzern selbst genannt
worden seien. Insgesamt habe Kärnten lediglich 5,76 Prozent seiner Landesfläche als Natura 2000-Gebiet
gemeldet, das sei die Hälfte der bereits bestehenden nationalen Schutzgebiete. Natura 2000 verhindere jedenfalls
eine nachhaltige Bewirtschaftung nicht, auch Wasserschutzbauten oder Wegebau seien nicht ausgeschlossen, betonte
Haider und verwies auf 500.000 Euro Fördermittel im Nachtragsbudget für 2005. Dies sei das erste Mal,
dass ein Naturschutzreferent Geld für Natura 2000 zur Verfügung stelle. Kärnten müsse nun bis
2010 die Natura 2000-Verordnungen bewerkstelligen, bis dahin gelte es offene Fragen abzuklären.
Zur Umwandlung des – international nicht anerkannten – Nationalparks Nockberge in einen Biosphärenpark meinte
der Landeshauptmann, dass dies in einem Konsens mit den Grundeigentümern und Naturschützern geschehen
solle. Dazu werde es Arbeitsgruppen mit den Betroffenen geben, Mitte 2005 solle dann ein entsprechender Gesetzesentwurf
zur Umwandlung vorliegen. Für Haider würden sich mit dem Biosphärenpark interessante Zukunftsperspektiven
für die Nockberge auftun, auch in wirtschaftlicher und touristischer Hinsicht.
Experte Glantschnig betonte, dass Verunsicherung und Vorbehalte im Zusammenhang mit Natura 2000 vor allem eine
Folge von Informationsdefizit und mangelnder Darstellung der Ziele seien. So wolle Natura 2000 dem Verlust der
biologischen Vielfalt in Europa entgegenwirken. Glantschnig verwies weiters auf die Umsetzungspflicht der EU-Mitgliedsstaaten,
die alle eine Liste mit Gebietsvorschlägen vorlegen müssten. Kärnten sei dabei sehr umsichtig vorgegangen
und habe lediglich 5,76 Prozent seiner Landesfläche gemeldet. Keine Nennung von Gebieten würde jedenfalls
einem Vertragsrechtsbruch gleichkommen und mögliche finanzielle Sanktionen der EU mit sich bringen. So würde
sich ein Verstoß gegen die Naturschutzrichtlinien beispielsweise negativ auf die Verteilung der Mittel aus
dem landwirtschaftlichen Strukturfonds auswirken.
Insgesamt habe Kärnten 29 Gebiete, darunter die Kernzone des Nationalparks Nockberge gemeldet, führte
Glantschnig aus. 2004 habe die Europäische Kommission nach einer Bewertung der Vorschläge eine Liste
veröffentlicht, in der die Nominierungen aus Kärnten berücksichtigt worden seien. Innerhalb von
sechs Jahren nach der Veröffentlichung – also bis 2010 – müsse nun die Landesregierung die betroffenen
Gebiete als Europaschutzgebiet ausweisen. Zu den Schutzrichtlinien bei Natura 2000 erläuterte der Experte,
dass alle Projekte in den Schutzgebieten ein Naturverträglichkeits-Bewilligungsverfahren durchlaufen müssten,
weiters gelte ein Verschlechterungsverbot. Bestehende Nutzungen dürften jedoch fortgeführt werden, wenn
sie keine Verschlechterung mit sich brächten. Genehmigungen für neue Projekte würden u.a. erteilt,
wenn es keine zumutbaren Alternativen gebe oder wenn öffentliches Interesse bestehe. Dann würden auch
Ausgleichsmaßnahmen ergriffen.
Der Landeshauptmann teilte bei der Informationsveranstaltung außerdem mit, dass er die Naturschutzagenden
an den neuen Landeshauptmannstellvertreter Martin Strutz übertragen werde, Nationalparkreferent werde er jedoch
weiterhin bleiben. Strutz sagte, dass Haider rund um Natura 2000 mit Information und Dialog einen guten Prozess
eingeleitet habe. Er wolle diesen Weg als neuer Naturschutzreferent weitergehen, alle Schritte im Einklang mit
den Grundeigentümern machen und den Konsens zwischen Naturschutz und Bewirtschaftung finden.
Bei der gut besuchten Informationsveranstaltung in Radenthein waren neben Vertretern des Amtes der Kärntner
Landesregierung, der Nationalparks, der Landwirtschaftskammer, der Bauern- und Jägerschaft, auch der dritte
Landtagspräsident und Bauernvertreter Kurt Scheuch sowie Nationalparkdirektor Peter Rupitsch anwesend. |