Nockberge: Natura 2000 soll nicht verunsichern  

erstellt am
09. 02. 05

LH Haider und Experte des Landes informierten Grundbesitzer, Landwirte, Jäger und Naturschützer in Radenthein – Broschüre "Natura 2000 in Kärnten" präsentiert
Radenthein (lpd) - Die umfassende Information und Aufklärung aller Betroffenen im künftigen Natura 2000-Gebiet Nockberge wird von Naturschutzreferent Landeshauptmann Jörg Haider großgeschrieben. Montag (07. 02.) Abend trafen sich dazu Grundbesitzer, Landwirte, Jäger und Naturschützer auf Einladung des Landeshauptmannes im Stadtsaal Radenthein, wo auch die neue Broschüre des Landes, "Natura 2000 in Kärnten", präsentiert wurde. Weiters referierte Gerold Glantschnig vom Landes-Verfassungsdienst über Ziele und Richtlinien des EU-weiten Projektes Natura 2000.

Die Informationsbroschüre solle das komplexe Thema Natura 2000 übersichtlich beschreiben, erklärte der Landeshauptmann und sicherte allen Betroffenen im Nockberge-Gebiet laufende Information und ein offenes Ohr seitens der Landespolitik zu. Von Kärnten seien nur Gebiete für Natura 2000 gemeldet worden, die bereits national als Schutzgebiete ausgewiesen waren – bis auf acht Gebiete, die jedoch von den Grundbesitzern selbst genannt worden seien. Insgesamt habe Kärnten lediglich 5,76 Prozent seiner Landesfläche als Natura 2000-Gebiet gemeldet, das sei die Hälfte der bereits bestehenden nationalen Schutzgebiete. Natura 2000 verhindere jedenfalls eine nachhaltige Bewirtschaftung nicht, auch Wasserschutzbauten oder Wegebau seien nicht ausgeschlossen, betonte Haider und verwies auf 500.000 Euro Fördermittel im Nachtragsbudget für 2005. Dies sei das erste Mal, dass ein Naturschutzreferent Geld für Natura 2000 zur Verfügung stelle. Kärnten müsse nun bis 2010 die Natura 2000-Verordnungen bewerkstelligen, bis dahin gelte es offene Fragen abzuklären.

Zur Umwandlung des – international nicht anerkannten – Nationalparks Nockberge in einen Biosphärenpark meinte der Landeshauptmann, dass dies in einem Konsens mit den Grundeigentümern und Naturschützern geschehen solle. Dazu werde es Arbeitsgruppen mit den Betroffenen geben, Mitte 2005 solle dann ein entsprechender Gesetzesentwurf zur Umwandlung vorliegen. Für Haider würden sich mit dem Biosphärenpark interessante Zukunftsperspektiven für die Nockberge auftun, auch in wirtschaftlicher und touristischer Hinsicht.

Experte Glantschnig betonte, dass Verunsicherung und Vorbehalte im Zusammenhang mit Natura 2000 vor allem eine Folge von Informationsdefizit und mangelnder Darstellung der Ziele seien. So wolle Natura 2000 dem Verlust der biologischen Vielfalt in Europa entgegenwirken. Glantschnig verwies weiters auf die Umsetzungspflicht der EU-Mitgliedsstaaten, die alle eine Liste mit Gebietsvorschlägen vorlegen müssten. Kärnten sei dabei sehr umsichtig vorgegangen und habe lediglich 5,76 Prozent seiner Landesfläche gemeldet. Keine Nennung von Gebieten würde jedenfalls einem Vertragsrechtsbruch gleichkommen und mögliche finanzielle Sanktionen der EU mit sich bringen. So würde sich ein Verstoß gegen die Naturschutzrichtlinien beispielsweise negativ auf die Verteilung der Mittel aus dem landwirtschaftlichen Strukturfonds auswirken.

Insgesamt habe Kärnten 29 Gebiete, darunter die Kernzone des Nationalparks Nockberge gemeldet, führte Glantschnig aus. 2004 habe die Europäische Kommission nach einer Bewertung der Vorschläge eine Liste veröffentlicht, in der die Nominierungen aus Kärnten berücksichtigt worden seien. Innerhalb von sechs Jahren nach der Veröffentlichung – also bis 2010 – müsse nun die Landesregierung die betroffenen Gebiete als Europaschutzgebiet ausweisen. Zu den Schutzrichtlinien bei Natura 2000 erläuterte der Experte, dass alle Projekte in den Schutzgebieten ein Naturverträglichkeits-Bewilligungsverfahren durchlaufen müssten, weiters gelte ein Verschlechterungsverbot. Bestehende Nutzungen dürften jedoch fortgeführt werden, wenn sie keine Verschlechterung mit sich brächten. Genehmigungen für neue Projekte würden u.a. erteilt, wenn es keine zumutbaren Alternativen gebe oder wenn öffentliches Interesse bestehe. Dann würden auch Ausgleichsmaßnahmen ergriffen.

Der Landeshauptmann teilte bei der Informationsveranstaltung außerdem mit, dass er die Naturschutzagenden an den neuen Landeshauptmannstellvertreter Martin Strutz übertragen werde, Nationalparkreferent werde er jedoch weiterhin bleiben. Strutz sagte, dass Haider rund um Natura 2000 mit Information und Dialog einen guten Prozess eingeleitet habe. Er wolle diesen Weg als neuer Naturschutzreferent weitergehen, alle Schritte im Einklang mit den Grundeigentümern machen und den Konsens zwischen Naturschutz und Bewirtschaftung finden.

Bei der gut besuchten Informationsveranstaltung in Radenthein waren neben Vertretern des Amtes der Kärntner Landesregierung, der Nationalparks, der Landwirtschaftskammer, der Bauern- und Jägerschaft, auch der dritte Landtagspräsident und Bauernvertreter Kurt Scheuch sowie Nationalparkdirektor Peter Rupitsch anwesend.
     
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