Politiker-Legende und Brückenbauer  

erstellt am
08. 02. 05

Früherer Langzeit-Soziallandesrat Josef Gruber wurde 80
Graz (lk) - Als Landespolitiker hat er nicht nur wesentliche Kapitel der steirischen Sozialgeschichte geschrieben, sondern die Ära des sozialen Fortschritts überhaupt erst eingeleitet. Der legendäre Soziallandesrat Josef Gruber feierte am Samstag (04. 02.) bei bester Gesundheit seinen achtzigsten Geburtstag. Neben den vielen Ehrungen und Geburtstags- überraschungen bereitete ihm eine davon eine ganz besondere Freude, zumal es um die Anerkennung seiner Arbeit weit über alle politischen Grenzen hinaus ging: Landeshauptmann Waltraud Klasnic machte beim Jubilar einen kurzen "Hausbesuch" und gratulierte ihm persönlich.

Sepp Gruber, der aus einer Kapfenberger Arbeiterfamilie mit drei Kindern stammt, wurde vor allem durch die Not der Zwischenkriegsjahre und auch durch das politische Engagement seiner Mutter, die damals für die Sozialdemokratische Partei als Fürsorgereferentin im Kapfenberger Gemeindevorstand aktiv war, geprägt. Nachdem er die Kriegsereignisse glücklicher Weise überstanden hatte und im Sommer 1945 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft heimkehren konnte, fand der ausgelernte Facharbeiter beim Aufbau der vollkommen zerstörten Böhlerwerke seine erste Beschäftigung. Bereits im Jahre 1947 engagierte er sich als Naturfreunde-Funktionär und nach dem Besuch der Arbeiterkammer-Schule unter Leitung des bekannten Dr. Benedikt Kauzky im Grazer Stiftingtal wurde der dynamische Sepp Gruber bereits im Jahre 1953 Zentralbetriebsratsobmann der Böhlerwerke und Mitglied des Aufsichtsrates und nahm als junger Abgeordneter damals schon seinen Platz in der Grazer Landstube ein.

Von 1962 bis 1988 war Sepp Gruber dann Soziallandesrat in der Steiermärkischen Landesregierung. Ein einziges Beispiel genügt, um die Situation auf dem sozialen Sektor von damals eindrucksvoll zu skizzieren. Sepp Gruber: "Wie ich mein Amt angetreten habe, hat man ältere, pflegebedürftige Mitbürger noch in die ganz offiziell als Siechenhäuser bezeichneten Einrichtungen gesteckt. Ich freue mich, dass ich zum Wandel dieser Siechenhäuser zu komfortablen Pflegeheimen dank meines Amtes beitragen konnte. Und dass ich auch im Rahmen der Aktion Altenurlaub für Mindestrentner vielen Menschen zu ein paar glücklichen Tagen verhelfen konnte."

Sepp Gruber war es auch, der den Dialog zwischen Arbeiterschaft und Kirche initiierte. "Für mich", erinnert sich Sepp Gruber, "war es einer der schönsten Augenblicke meines Lebens, als der damals Ende der Sechziger Jahre noch relativ junge Kardinal Dr. Franz König unter dem Applaus der vorher überaus skeptischen, der Kirche gegenüber nicht unbedingt freundlich eingestellten Arbeiterschaft durch die Böhler-Werkstore in Kapfenberg geschritten ist. Da war für mich in unseren eigenen Reihen viel Überzeugungsarbeit zu leisten."

Eine Landesauszeichnung konnte Landeshauptmann Waltraud Klasnic dem Jubilar nicht mehr überbringen, denn er besitzt neben vielen anderen auch die allerhöchste, nämlich das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark mit dem Stern. Aber es waren ihre Worte, die er als besondere Auszeichnung fand: "Lieber Sepp, ich habe die Ehre gehabt, dich schon in deiner Regierungszeit kennen gelernt zu haben. Und zwar als einen Menschen, der seine politischen Interessen hervorragend vertreten, dabei aber das gemeinsam Machbare nie aus den Augen verloren hat. Wir alle haben dich schon damals wegen deiner sprichwörtlichen Handschlagqualität hoch geschätzt."

Landesrat Sepp Gruber hat sich auch neben politischen Tätigkeiten stets sozial engagiert. So wurde er bereits im Jahr 1962 zum Präsidenten von "Jugend am Werk" gewählt. Und er ist es heute noch.
     
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