Früherer Langzeit-Soziallandesrat Josef Gruber wurde 80
Graz (lk) - Als Landespolitiker hat er nicht nur wesentliche Kapitel der steirischen Sozialgeschichte geschrieben,
sondern die Ära des sozialen Fortschritts überhaupt erst eingeleitet. Der legendäre Soziallandesrat
Josef Gruber feierte am Samstag (04. 02.) bei bester Gesundheit seinen achtzigsten Geburtstag. Neben den vielen
Ehrungen und Geburtstags- überraschungen bereitete ihm eine davon eine ganz besondere Freude, zumal es um
die Anerkennung seiner Arbeit weit über alle politischen Grenzen hinaus ging: Landeshauptmann Waltraud Klasnic
machte beim Jubilar einen kurzen "Hausbesuch" und gratulierte ihm persönlich.
Sepp Gruber, der aus einer Kapfenberger Arbeiterfamilie mit drei Kindern stammt, wurde vor allem durch die Not
der Zwischenkriegsjahre und auch durch das politische Engagement seiner Mutter, die damals für die Sozialdemokratische
Partei als Fürsorgereferentin im Kapfenberger Gemeindevorstand aktiv war, geprägt. Nachdem er die Kriegsereignisse
glücklicher Weise überstanden hatte und im Sommer 1945 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft heimkehren
konnte, fand der ausgelernte Facharbeiter beim Aufbau der vollkommen zerstörten Böhlerwerke seine erste
Beschäftigung. Bereits im Jahre 1947 engagierte er sich als Naturfreunde-Funktionär und nach dem Besuch
der Arbeiterkammer-Schule unter Leitung des bekannten Dr. Benedikt Kauzky im Grazer Stiftingtal wurde der dynamische
Sepp Gruber bereits im Jahre 1953 Zentralbetriebsratsobmann der Böhlerwerke und Mitglied des Aufsichtsrates
und nahm als junger Abgeordneter damals schon seinen Platz in der Grazer Landstube ein.
Von 1962 bis 1988 war Sepp Gruber dann Soziallandesrat in der Steiermärkischen Landesregierung. Ein einziges
Beispiel genügt, um die Situation auf dem sozialen Sektor von damals eindrucksvoll zu skizzieren. Sepp Gruber:
"Wie ich mein Amt angetreten habe, hat man ältere, pflegebedürftige Mitbürger noch in die ganz
offiziell als Siechenhäuser bezeichneten Einrichtungen gesteckt. Ich freue mich, dass ich zum Wandel dieser
Siechenhäuser zu komfortablen Pflegeheimen dank meines Amtes beitragen konnte. Und dass ich auch im Rahmen
der Aktion Altenurlaub für Mindestrentner vielen Menschen zu ein paar glücklichen Tagen verhelfen konnte."
Sepp Gruber war es auch, der den Dialog zwischen Arbeiterschaft und Kirche initiierte. "Für mich",
erinnert sich Sepp Gruber, "war es einer der schönsten Augenblicke meines Lebens, als der damals Ende
der Sechziger Jahre noch relativ junge Kardinal Dr. Franz König unter dem Applaus der vorher überaus
skeptischen, der Kirche gegenüber nicht unbedingt freundlich eingestellten Arbeiterschaft durch die Böhler-Werkstore
in Kapfenberg geschritten ist. Da war für mich in unseren eigenen Reihen viel Überzeugungsarbeit zu leisten."
Eine Landesauszeichnung konnte Landeshauptmann Waltraud Klasnic dem Jubilar nicht mehr überbringen, denn er
besitzt neben vielen anderen auch die allerhöchste, nämlich das Große Goldene Ehrenzeichen des
Landes Steiermark mit dem Stern. Aber es waren ihre Worte, die er als besondere Auszeichnung fand: "Lieber
Sepp, ich habe die Ehre gehabt, dich schon in deiner Regierungszeit kennen gelernt zu haben. Und zwar als einen
Menschen, der seine politischen Interessen hervorragend vertreten, dabei aber das gemeinsam Machbare nie aus den
Augen verloren hat. Wir alle haben dich schon damals wegen deiner sprichwörtlichen Handschlagqualität
hoch geschätzt."
Landesrat Sepp Gruber hat sich auch neben politischen Tätigkeiten stets sozial engagiert. So wurde er bereits
im Jahr 1962 zum Präsidenten von "Jugend am Werk" gewählt. Und er ist es heute noch. |