Burgstaller: Auf dem riesigen indischen Markt haben auch Salzburger Klein-
und Mittelbetriebe große Chancen
Salzburg (lk) - Dass auch die „Kleinen“ auf dem seit Beginn der 90er Jahre sich öffnenden indischen
Markt sehr große Chancen haben, ist eine der ersten wichtigen Schlussfolgerungen, die die Salzburger Landeshauptfrau
Mag. Gabi Burgstaller als Mitglied der österreichischen Delegation um Bundespräsident Dr. Heinz Fischer
am Freitag (18. 02.) nach einer Reihe von offiziellen und inoffiziellen Begegnungen mit Vertreter/innen aus
Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ziehen konnte. „Man kann ohne Übertreibung sagen, dass Österreich
– und gerade auch Salzburg – in Indien einen guten Namen hat“, so Burgstaller. Das hat politische Gründe:
Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Indien und der Alpenrepublik in den Zeiten von Nehru und dessen Tochter
und Nachfolgerin Indira Gandhi sind hier noch in bester Erinnerung.
Auch Österreichs Image als Kulturland ist hierzulande stark ausgeprägt: Die Wiener Philharmoniker – deren
Silvesterkonzert-DVD ist als Gastgeschenk ein Hit – und natürlich auch die Musik von W. A. Mozart werden in
Indien außerordentlich geschätzt. Einen ganz besonderen Bonus hat Salzburg aber auch aufgrund des Films
„Sound of Music“, der übrigens neben anderen Klassikern, wie „Casablanca“ oder „Ben Hur“, auch im internen
TV-Angebot via DVD in Luxushotels in New Delhi nicht fehlt.
Salzburg in Indien: „Sound of Music“ - und noch viel mehr
Für manchen vielleicht überraschend, aber umso erfreulicher: Besonders Technologie aus Österreich
ist in Indien besonders geschätzt. Nicht nur „Große“, wie der Kranhersteller und Logistiker Palfinger,
sondern auch mittelständische Unternehmen mit innovativen Angeboten finden hier offene Arme, verlässliche
rechtliche Rahmenbedingungen und eine funktionierende Bankenwirtschaft vor. Burgstaller: „Wir müssen auch
unseren Know-how-intensiven Klein- und Mittelunternehmen Mut zum Engagement auf nur scheinbar ‚exotischen’ Märkten’
wie Indien machen. Das Außenhandelsvolumen Indien – Österreich ist trotz starken Wachstums in den vergangenen
Jahren noch sehr stark ausbaufähig.“ Bei einem jährlichen Wachstum von bis zu acht Prozent, wie es Indien
in den vergangenen Jahren aufweist sei dies eine konkrete Chance, die sich auch die Salzburger Wirtschaft nicht
entgehen lassen darf.
Wirtschaftliche, technische und wissenschaftliche Kooperationen
Das Interesse Indiens an wirtschaftlichen, technischen und wissenschaftlichen Kooperationen mit Österreich
ist enorm, wie Gespräche mit den Fachministern der Großregion Delhi am Donnerstag gezeigt haben. Die
Landeshauptfrau nutzte die Gelegenheit einer Begegnung mit der Regierungschefin der Großregion Delhi (rund
zwölf Millionen Einwohner/innen), Chief-Minister Sheila Dikshit, und ihrem Regierungsteam, um auch umgekehrt
das lebhafte Interesse des Landes Salzburg, der Salzburger Wirtschaft und der Salzburger Forschungseinrichtungen
an Unternehmen und Institutionen im Raum Delhi zu unterstreichen. Konkret ging es in diesem Gespräch um mögliche
Kooperationen im Umweltbereich (z.B. Wasserversorgung), im Verkehr, hier insbesondere in einem neuen System der
Verkehrserziehung per Internet, in der Stadtplanung oder auch in der Abfallbehandlung. Premierministerin Sheila
Dikshit beantwortete eine persönliche Einladung der Landeshauptfrau nach Salzburg spontan mit der Aussage,
dass es sich dabei um einen von ihr lange gehegten Herzenswunsch handle.
Bei einem Mittagsempfang in der österreichischen Botschaft in Delhi kam es unter anderem zu einem interessanten
Treffen mit einer Enkelin des „Jahrhundertmenschen“ Mahatma Gandhi. Dessen Verbrennungsstätte, einem Ort stiller
Verehrung für den Freiheitshelden Indiens, hatte die österreichische Delegation am Vormittag einen Besuch
abgestattet.
Einen weiteren Höhepunkt des Donnerstag-Programms stellte die Begegnung der Spitzen der österreichischen
Delegation mit der Führerin der in der Regierungskoalition dominierenden Kongresspartei, Sonja Gandhi, dar.
Auf eine herzliche Einladung von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer und der Landeshauptfrau zu den Salzburger
Festspielen antwortete Sonja Gandhi mit mehr als bloß höflichen Interesse: Man werde sehen, ob es sich
ausgeht…
Interessanter Markt
Aufgrund des Marktvolumens – Indien zählt mit einem Bruttoinlandsprodukt von rund 421 Milliarden Euro zu den
zwölf größten Volkswirtschaften der Welt – und einer überdurchschnittlichen Wirtschaftsentwicklung
gilt das Land derzeit als einer der interessantesten Märkte. Und dies sowohl als Fertigungs- und IT-Dienstleistungsstandort
als auch als Absatzmarkt mit niedrigem Sättigungsgrad und einer laufend wachsenden Mittelschicht von geschätzten
200 Millionen Konsumenten. Die indische Wirtschaft befindet sich seit einigen Jahren kontinuierlich im Aufwärtstrend:
Für das Land mit rund einer Milliarde Einwohnern wird für heuer ein Wirtschaftswachstum von 6,4 Prozent
prognostiziert.
Auch für Salzburg werden die Wirtschaftsbeziehungen zu Indien immer wichtiger. Allein in den Jahren von 2001
bis 2003 hat sich das Exportvolumen von Salzburger Firmen vervierfacht. Waren es 2001 noch Güter im Wert von
3,4 Millionen Euro, die nach Indien exportiert wurden, so hat sich diese Summe bis zum Jahr 2003 auf 12,2 Millionen
Euro erhöht. Derzeit exportieren 34 Salzburger Firmen ihre Güter und Waren nach Indien, wobei das Schwergewicht
auf Investitionsgütern wie Maschinen, Werkzeugen und medizinisch-technischen Geräten liegt. Für
Salzburg, dessen Exporte traditionell in erster Linie in andere EU-Mitgliedstaaten gehen, ist Indien damit einer
der Überseemärkte, der sich in jüngster Zeit am dynamischsten entwickelt hat.
Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und Indien haben im Jahr 2004 mit rund 500 Millionen Euro Handelsvolumen
einen neuen Rekord erreicht, geht aus der Statistik der Wirtschaftskammer Österreich hervor. Sowohl die österreichischen
Exporte als auch die Importe aus Indien stiegen, und zwar um 45 bzw. 27,5 Prozent. Der seit dem Jahr 2000 bestehende
Handelsbilanzüberschuss mit Indien konnte kontinuierlich auf 20 Millionen ausgebaut werden. Österreichische
Technologie genießt in Indien einen sehr guten Ruf. Die wichtigsten österreichischen Ausfuhrwaren sind
Maschinenbauerzeugnisse, chemische Erzeugnisse, Eisen- und Stahl-, Mess-, Prüf- und Kontrollgeräte sowie
medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse. Österreich importiert aus Indien vor allem Bekleidung und Schuhe
sowie Textilien, Elektromaterial, Maschinen, Fahrzeuge und chemische Erzeugnisse. Neben den Wirtschaftsbeziehungen
ist auch der Tourismus eine weitere Sparte, die beide Länder in zunehmendem Maße verbindet. |