Gusenbauer
präsentiert "PISA-Aktionsprogramm der SPÖ"
Bildung als Schwerpunkt im Budget 2006 - Mittel für Ganztagsschulen verankern
Wien (sk) - Das "PISA-Aktionsprogramm der SPÖ", das aus einem Sofortprogramm mit kurzfristigen
Maßnahmen und dem PISA-Aktionsplan 2012 mit mittelfristigen Maßnahmen besteht, präsentierte SPÖ-Vorsitzender
Alfred Gusenbauer Mittwoch (16. 02.) in einer Pressekonferenz vor der Sitzung des SPÖ-Präsidiums. "Die
Schienen für eine neue, moderne Schule wurden gelegt. Nun geht es darum, den Zug in Fahrt zu setzen und in
die richtige Richtung zu bringen", so Gusenbauer. Ziel der SPÖ sei es, mit diesem Aktionsprogramm zum
einen schon für das Schuljahr 2006/2007 Verbesserungen in der Schulqualität zu erzielen und zum anderen
das Schulsystem nachhaltig zu reformieren sowie Österreichs Schüler für die PISA-Studie 2012 fit
zu machen. Für die Finanzierung der Reformen forderte der SPÖ-Vorsitzende einen sofortigen und ehrlichen
Kassasturz. Die Mittel für die Ganztagsschulen müssen im Budget 2006 verankert werden.
Gusenbauer zeigte sich zufrieden damit, dass in die Debatte rund um eine Verbesserung des Schulsystems Bewegung
gekommen sei, indem die ÖVP seinen Vorschlag für eine Beseitigung der Zwei-Drittel-Mehrheit aufgenommen
hat. Der entsprechende Initiativantrag der SPÖ liege vor. Nun, nachdem die Schienen gelegt wurden, gelte es,
"den Zug in Fahrt zu setzen und in die richtige Richtung zu bringen". Die SPÖ habe genau aus diesem
Grund ein PISA-Aktionsprogramm ausgearbeitet. Hintergrund dafür sei, dass 2006 die nächste PISA-Studie
ansteht, und man alles dafür tun müsse, um zumindest geringe Verbesserungen zu erzielen, mehr werde wahrscheinlich
heute nicht mehr möglich sein. Dafür habe die SPÖ ein Sofortprogramm bis 2006 ausgearbeitet. Der
PISA-Aktionsplan 2012 ziele auf die PISA-Studie 2012 - getestet werden dann die heute Achtjährigen - und eine
grundlegende Verbesserung der Qualität des Bildungssystems ab.
Zu den wesentlichen Veränderungen für das Schuljahr 2006/2007 gehöre, dass dafür gesorgt werden
muss, dass jeder, der einen Ganztagsschulplatz für sein Kind will, diesen auch tatsächlich bekommen muss.
Der Staat müsse dafür die Garantie abgeben. Die Ganztagsschule biete Kindern und Eltern die besten Möglichkeiten
und sei die pädagogisch sinnvollste Variante, wobei der SPÖ-Vorsitzende betonte, dass es die Wahlfreiheit
zwischen Ganztagsschule und Halbtagsschule geben müsse. Der Vorteil der Ganztagsschule sei auch, dass das
Thema Schule nach dem verschränkten Unterricht für Schüler und Eltern beendet sei, danach sei echte
Freizeit möglich. Der VP-Vorschlag für mehr Angebot an Nachmittagsbetreuung erfülle den pädagogischen
Ansatz nicht.
Gusenbauer wies auch auf die Tatsache hin, dass es derzeit eine erhebliche Hürde für die Schaffung von
Ganztagsschulen gebe, die durch die Aufhebung der Zwei-Drittel-Mehrheit nicht beseitigt werde. So müssen alle
Schüler einer Klasse für eine Ganztagsschule angemeldet sein und je zwei Drittel der Lehrer und Eltern
im Schulforum müssen dafür sein. "Dies ist die Verlagerung der Zwei-Drittel-Mehrheit auf die Ebene
der Schulautonomie", so der SPÖ-Vorsitzende, der betonte, dass es nicht sein könne, dass die Lehrer
und Eltern in den Konflikt geschickt werden. Es sei die Pflicht der Politik, Ganztagsschulen anzubieten, und das
Recht der Eltern, im Angebot wählen zu können. Für den SPÖ-Vorsitzenden ist es auch durchaus
denkbar, dass Ganztagsschule und Halbtagsschule an einem Schulstandort geführt werden können. Auf jeden
Fall müsse dies ein Schwerpunkt der politischen Arbeit des heurigen Jahres und im Budget 2006 sein. Um auf
100.000 zusätzliche Ganztagsschulplätze zu kommen, müssten jedes Jahr 10.000 Plätze geschaffen
werden.
Weitere Maßnahmen im SPÖ-Sofortprogramm für eine neue Schule:
- Schaffung eines modernen und praxisorientierten Naturwissenschaftsunterrichts, vor allem im Hinblick darauf,
dass bei PISA 2006 Naturwissenschaften abgefragt werden. Gusenbauer nannte als hervorragende Einrichtung in diesem
Zusammenhang das "Haus der Mathematik" und die Arbeit von Rudolf Taschner, "Wissenschafter des Jahres
2004". Es gehe darum, auf spielerische Art das Thema aufzugreifen und diese Methoden dann in das Regelschulwesen
überzuführen.
- Leseförderung, wobei das Hauptproblem, wie PISA 2003 ergeben habe, die Berufsschüler seien: Für
sie sei die Berufsschule oft die letzte Möglichkeit, sinnzusammenhängend lesen zu lernen. Die Leseförderung
in den Berufsschulen sei darum zu verstärken, wobei es auch zu einer zeitlichen Umverteilung von der betrieblichen
Ausbildung hin zur Schule kommen könne.
- Will man die individuelle Förderung verstärken, dann müsse die Regierung das "Lehrerabbauprogramm"
beenden.
- Zur Umsetzung der Ganztagsschulen müsse ein Finanzplan erstellt werden. Die Regierung preise in Sonntagsreden
die Wichtigkeit der Bildung, wenn sie dies ernst meint, dann müsse sie jetzt im Budget 2006 einen entsprechenden
Schwerpunkt setzen. "Im Budget 2006 müssen die Mittel für die Ganztagsschulen verankert sein",
so Gusenbauer, der sich der Forderung des Leiters des österreichischen PISA-Zentrums, Günter Haider,
einen Kassasturz durchzuführen, anschloss.
Der PISA-Aktionsplan 2012
Neben diesem Sofortprogramm legt die SPÖ einen "PISA-Aktionsplan 2012" vor, der die flächendeckende
Schaffung von Ganztagsschulen vorsieht. Kernzeit soll von 9 bis 15 Uhr sein, von 7 bis 9 Uhr und von 15 bis 18
Uhr muss es zusätzlich eine bedarfsorientierte Betreuung der Kinder geben. Das Recht der Eltern auf eine Ganztagsschule
müsse umgesetzt werden. Außerdem müsse die Möglichkeit für eine gemeinsame Schule der
Sechs- bis 15-Jährigen mit individueller Förderung geschaffen werden. Das letzte Kindergartenjahr sei
als eine Art Vorschuljahr zu führen. Die öffentliche Hand habe die Verpflichtung, flächendeckend
ein Kindergartenangebot mit einem letzten Vorschuljahr zu schaffen. In einer zweiten Phase, wenn klar ist, wie
dieses Angebot angenommen wird, sollen jene Kinder, die Sprach- und Kommunikationsdefizite aufweisen, im Rahmen
dieses Angebots verpflichtend das Vorschuljahr absolvieren. Weitere Maßnahmen: Gemeinsame Ausbildung der
LehrerInnen von Volksschule, Hauptschule, AHS-Unterstufe und Berufsschule sowie eine unabhängige Überprüfung
der Schulqualität.
"Auf Basis dieser Vorschläge und der Vorschläge der Zukunftskommission sollten wir unverzüglich
an die parlamentarische Arbeit gehen", so der SPÖ-Vorsitzende abschließend.
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Amon: Gusenbauer - Ein Schelm im Zick-Zack
ÖVP steht für Schulgeldfreiheit bis zur Matura
Wien (övp-pk) - Es sei erfreulich, dass auch SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer sich nach
seinem Schwänzen des äußerst konstruktiv und ergebnisorientierten Reformdialogs Bildung der Bundesregierung
nun nach zwei Tagen endlich entschlossen habe, sich auch an der Bildungsdiskussion zu beteiligen, sagte ÖVP-Bildungssprecher
Werner Amon am Mittwoch (16. 02.). "Wie wichtig der SPÖ und ihrem Vorsitzenden die Bildung und die
Zukunftschancen der Jugendlichen unseres Landes wirklich sind, hat sie klar dadurch zum Ausdruck gebracht, dass
Gusenbauer zugunsten einer Personality- Show auf diese wichtige Diskussion bewusst verzichtet hat", so Amon.
Die Art, wie die SPÖ nun weiterhin versuche, unter den Betroffenen Panik, etwa über die Einführung
von Schulgeld zu erzeugen, sei bezeichnend dafür, wie die SPÖ die Bildungsdiskussion sehe. "Für
die Sozialdemokraten ist das offenbar ein reines Wahlkampfthema, bei dem es gilt, nur ja viele Anschuldigungen
zu erfinden, um unser hervorragendes Bildungssystem schlecht zu reden." Der ÖVP-Bildungssprecher stellte
klar: "So lange die ÖVP in der Regierung ist, wird es Schulgeldfreiheit bis zur Matura geben!"
Es sei weiters bezeichnend für die SPÖ, nun die Abschaffung der Zweidrittelmehrheit erneut infrage zu
stellen. "Sie haben angekündigt, der Abschaffung ohne Wenn und Aber zuzustimmen. Zwei Tage später
ist wieder alles anders - der Zick-Zack-Kurs der SPÖ wird fortgesetzt." Bildungsministerin Elisabeth
Gehrer habe gestern die vollständige Abschaffung der Zweidrittelmehrheit in den Ministerrat eingebracht. "Bleiben
Sie einmal bei Ihren Ankündigungen und stimmen Sie nun dem zu, was Sie vollmundig gefordert haben", so
Amon in Richtung der SPÖ.
Es sei "wirklich schade, dass Gusenbauer seine Vorschläge nicht bereits am Montag in die Diskussion eingebracht"
habe, merkte Amon an. Der Reformdialog sei dazu da gewesen, die Meinungen von politischen Parteien, Ländern,
Sozialpartnern und Experten zu hören und daraus Schlüsse über die weiteren Reformvorhaben zu ziehen.
"Diese Chance haben Sie bewusst verstreichen lassen, Herr Gusenbauer", erinnerte Amon. Fraglich sei allerdings
auch, ob Gusenbauer die Diskussion seiner Vorschläge mit Bildungsexperten, die sich etwa zum großen
Teil für die Weiterentwicklung des differenzierten Schulsystems ausgesprochen hätten, "nicht bewusst
gescheut hat, um seine ideologischen Scheuklappen nicht ablegen zu müssen", so Amon.
Zu den durchsichtigen linkspopulistischen Aussagen Gusenbauers, der ÖVP-Bildungssprecher habe selbst die Einführung
von Schulgeld gefordert, verwies Amon auf die OTS098 der APA-MultiMedia vom 27. Juli 2001, mit der direkt von einer
Veranstaltung berichtet worden sei. "Es ist bezeichnend für die Sozialdemokraten a la Gusenbauer, dass,
wenn man sich für Lehrlinge und dafür, dass auch ihnen unentgeltlich Leistungen zur Verfügung gestellt
werden, ausspricht, sofort haltlose Vorwürfe in den Raum gestellt werden", sagte Amon. "Wie der
Schelm denkt, so redet er auch!", schloss der ÖVP- Bildungssprecher. |