2004 Anteil der Einzelhandelsgeschäfte mit höherem bzw. niedrigerem Umsatz als 2003
in etwa gleich – Weihnachtsgeschäft auf dem Niveau von 2003
Wien (pwk) - Unbestritten ist auch 2004 die Relevanz des Wirtschaftssektors Handel in Österreich:
„Seine Bedeutung wird vielfach unterschätzt, jedoch mit der Studie ‚Der österreichische Handel 2004’
anschaulich belegt“, führte Erich Lemler, Obmann der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich,
am Mittwoch (16. 02.) vor der Presse aus: „Der Handel ist Preisstabilisator Nummer 1 der heimischen Wirtschaft,
denn die Verbraucherpreise im österreichischen Einzelhandel sind 2004 mit 0,9 Prozent weniger stark als die
allgemeine Inflationsrate mit 2,1 Prozent gestiegen.“ Der österreichische Handel hat im Jahr 2002 zirka 35
Prozent des Gesamtumsatzes der marktorientierten Wirtschaft erwirtschaftet und ist somit gemessen an diesem Indikator
- wie auch bei der Anzahl der Unternehmen - der größte Sektor. 2003 haben die Handelsbetriebe einen
Umsatz von fast 159 Milliarden Euro erzielt und rund 17 Prozent der Bruttowertschöpfung der marktorientierten
Wirtschaft erwirtschaftet. Mit rund 530.000 unselbständig Beschäftigten ist der Handel der zweitgrößte
Arbeitgeber und mit rund 18.300 Lehrlingen der zweitgrößte Wirtschaftsbereich in der Lehrlingsausbildung.
Derzeit befinde sich die Branche - insbesondere der Einzelhandel - in einer Umbruchphase. Das zeige sich sowohl
in einem fortschreitenden Konzentrationsprozess als auch in Veränderungen im Konsumentenverhalten, einerseits
in Richtung Erlebniskauf, andererseits in Richtung Diskont. „Der Handel wird jedoch auch in Zukunft einen wichtigen
Stellenwert in der österreichischen Wirtschaft innehaben“, so Lemler und Studienautor Peter Voithofer, stellvertretender
Direktor des Institutes KMU Forschung Austria. Die Publikation „Der österreichische Handel 2004“ erscheint
demnächst und wird im Fachbuchhandel erhältlich sein.
Lemler zum Nullwachstum des heimischen Einzelhandelsumsatzes im Jahr 2004: „Natürlich wäre es uns lieber,
es gebe positive Zahlen. Aber der Handel ist mitten in einem Strukturwandel, den die gesamte Branche hautnah spürt.“
Handelsforscher Voithofer führt aus: „2004 ist es im Einzelhandel zu einer nominellen Umsatzstagnation gekommen.
Real bedeutet dies für den Einzelhandel einen Umsatzrückgang von 0,9 Prozent. Absolut betrug der Einzelhandelsumsatz
im vergangenen Jahr somit rund 40,9 Milliarden Euro.“ Der Anteil der Einzelhandelsgeschäfte, die 2004 einen
höheren Umsatz als im Jahr davor erwirtschafteten, und der Anteil mit einem gegenüber 2003 niedrigeren
Umsatz (46 Prozent) hielt sich in etwa die Waage. Bei rund 9 Prozent stagnierten die Erlöse. Regional waren
die Umsätze allerdings nur im Osten Österreichs rückläufig (nominell: -0,4 Prozent). In den
südlichen (+0,8 Prozent) und westlichen (+0,1 Prozent) Bundesländern konnten die Einzelhändlerinnen
und -händler das Umsatzniveau des Vorjahres übertreffen. Das geht aus der aktuellen Konjunkturbeobachtung
der KMU Forschung Austria hervor, deren Ergebnis heute, Mittwoch, in der WKÖ präsentiert wurde. Daran
haben zirka 1500 Geschäfte von rund 800 Einzelhandelsunternehmen teilgenommen.
Bei der Umsatzentwicklung unter Berücksichtigung des Preiseffekts (reale Umsatzentwicklung) führt der
Radio-, Elektro-, EDV- und Fotoeinzelhandel (+6,4 Prozent) das Branchenranking des Jahres 2004 an. Über dem
Umsatzniveau des Vorjahres liegen real auch der Schuh- und Möbeleinzelhandel sowie der Einzelhandel mit Eisenwaren,
Bau- und Heimwerkerbedarf. Handelsforscher Voithofer kommentiert das als „Dynamik bei langlebigen Konsumgütern“.
Zu einer Stagnation kam es hingegen im Uhren- und Schmuckeinzelhandel. Alle anderen Branchen mussten mengenmäßige
Umsatzrückgänge hinnehmen, wobei das Minus im Papier- und Buch- sowie im Lederwarenhandel am höchsten
waren.
Das Weihnachtsgeschäft 2004 lag in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Das Umsatzminus der Zwischenbilanz (bis
einschließlich viertem Einkaufssamstag) in der Höhe von 5 Prozent konnte somit erwartungsgemäß
aufgeholt worden. Kalenderbereinigt lag das Weihnachtsgeschäft zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits um 1 Prozent
über dem Vorjahresniveau. Dies heißt, dass die Konsumentinnen und Konsumenten im vergangenen Jahr in
den Tagen nach dem letzten Einkaufssamstag weniger Geld im Einzelhandel ausgaben als im Jahr 2003. Insgesamt wurden
im Weihnachtsgeschäft 2004 im Einzelhandel – wie schon im Jahr davor – zirka 1,4 Milliarden Euro umgesetzt.
Alle betrachteten Branchen konnten ihr Weihnachtsergebnis nach dem letzten Einkaufssamstag noch verbessern. Umsatzzuwächse
erzielten unter anderem der Elektro- und Foto-, der Sportartikeleinzelhandel, die Drogerien und Parfümerien
sowie der Uhren- und Schmuckeinzelhandel. In den modischen Branchen (Bekleidungs- und Schuhhandel sowie Lederwarenhandel)
verlief das Weihnachtsgeschäft mit Rückgängen zwischen 1 und 3 Prozent am unerfreulichsten.
Stichwort Kundenfrequenz: Die ist auch 2004 zurückgegangen, und zwar um 1 Prozent – „Anzeichen der anhaltenden
Kaufzurückhaltung der Konsumentinnen und Konsumenten. Die ist unter anderem die Folge des stagnierenden Pro-Kopf-Realeinkommens
sowie der Zunahme der privaten Altersvorsorge“, so Voithofer: „Lediglich im ersten Quartal entsprach die Zahl der
(kaufenden) Kunden in etwa der vom Vergleichszeitraum des Vorjahres.“ Nur in Einkaufszentren und bei großen
Unternehmen ab einem Jahresumsatz von 7,5 Millionen Euro hat sich die Kundenfrequenz im gesamten Jahr 2004 positiv
entwickelt. |