Indien bietet unglaubliches Potenzial für österreichische Unternehmen: Exporte sollen
innerhalb von 3 Jahren verdoppelt werden
Wien (pwk) - Auf Grund seines Marktvolumens - Indien zählt mit einem BIP von 547 Milliarden US-Dollar
zu den größten Volkswirtschaften der Welt (kaufkraftbereinigt an 4. Stelle) – und einer überdurchschnittlichen
Wirtschaftsentwicklung ist Indien derzeit einer der weltweit interessantesten Märkte. „Und zwar sowohl als
Fertigungs- und IT- Dienstleistungsstandort als auch ein bei weitem nicht gesättigter Absatzmarkt. Außerdem
hat sich eine laufend wachsende Mittelschicht von geschätzten 200 Millionen Konsumenten unter der Milliarde
Inder entwickelt“, sagt WKÖ-Präsident Christoph Leitl, anlässlich der gemeinsamen Reise mit Bundespräsident
Heinz Fischer nach New Delhi, Hyderabad, Bangalore und Mumbai.
Leitl: „Die indische Wirtschaft befindet sich auf einem kontinuierlichen Wachstumspfad und dieses Potenzial wollen
wir österreichischen Unternehmern zugänglich machen. Aus diesem Grund nehmen auch 100 Firmenvertreter
an dieser Reise teil. Das ist die größte Wirtschaftsmission, die je nach Indien gekommen ist.“ Dies
sei ein deutlicher Ausdruck des Stellenwertes, den die österreichische Wirtschaft Indien in letzter Zeit zumisst.
„Ich freue mich, dass Bundespräsident Fischer die Tradition seines Amtsvorgängers Klestil fortsetzt und
sich neben seinen politischen Kontakten für die Anliegen der österreichischen Unternehmen einsetzt. Ich
erwarte mir, dass sich durch diese Reise neue langfristige Wirtschaftsbeziehungen ergeben und dass die bestehenden
Geschäftskontakte ausgebaut werden“, so Leitl weiter.
Die Reise diene aber nicht nur der Bewusstseinschaffung für den indischen Markt unter den österreichischen
Unternehmen, sondern auch umgekehrt, um das Potenzial Österreich für indische Firmen darzustellen. Leitl:
„Abgestimmt auf das österreichische Technologieangebot sowie die indischen Bedürfnisse, sehe ich ausgezeichnete
Chancen für eine verstärkte Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Eisenbahnwesen, Umwelttechnik, Mess-
und Regeltechnik, Medizintechnik sowie Telekommunikation und dem gesamten IT sowie IT-Servicebereich.“ Die an der
Wirtschaftsmission teilnehmenden Unternehmen kommen auch vorwiegend aus den Branchen Umwelttechnik, Maschinen-
und Kraftwerksbau, Automobilzulieferung sowie dem High-Tech-Dienstleistungsbereich. Besonders für österreichische
Firmen auf dem Sektor Wasserkraftwerke ist der Zeitpunkt der Reise goldrichtig: die österreichische Verbundplan
wird in Hyderabad einen Auftrag zur Ausarbeitung der Spezifikationen eines 350 Megawatt-Laufkraftwerkes konkretisieren,
bei dem VA Tech Hydro als Lieferant vorgesehen ist. Ebenfalls in Hyderabad soll die österreichische Firma
Energea ein Joint Venture Abkommen zur Errichtung der größten Biodieselanlage Indiens (100.000 Jahrestonnen)
unterschreiben. „Österreichische Technologie genießt in Indien einen sehr guten Ruf und dem Technologietransfer
kommt eine große Bedeutung zu“, weist Leitl hin. Seit 1991 wurden über 50 österreichisch-indische
Joint Ventures sowie rund 100 Lizenzabkommen unterzeichnet.
Indien selbst zählt zu den schnellst wachsenden Telekom-Märkten der Welt mit derzeit 47,4 Millionen Handy-Besitzern.
Die gesamte IT-Branche (Software, Hardware, IT-Services, Business Process Outsourcing) erwirtschaftete 2003/04
einen Umsatz von 15,9 Milliarden US-Dollar bei einem Exportanteil von 80 %. Der Dienstleistungssektor expandierte
im Vorjahr um 8,4 % (BIP-Anteil: 50,8 %; Tendenz steigend). Der industrielle Sektor hält einen BIP-Anteil
von 27,0 % und legte im Wirtschaftsjahr 2003/04 um 6,7 % zu, wobei sich die Automobilindustrie mit +32,2 % (Jahresproduktion
über eine Million Pkw) überdurchschnittlich entwickelte. Die Firma AVL hat ihrer schon seit Jahren bestehenden
Produktionsanlage nahe Delhi vor zwei Jahren ein großes Forschungszentrum angeschlossen, die Firma Bombardier-Rotax
im Vorjahr einen Vertrag über die Zulieferung von Motoren an einen der weltgrößten Motorraderzeuger
abgeschlossen.
Die Außenwirtschaft Österreich (AWO) der WKÖ hat dieses Potential schon lang erkannt und bietet
österreichischen Unternehmen, die den Schritt nach Indien wagen wollen, ein umfangreiches Service. So werden
heuer verschiedene Länderseminare zu Indien abgehalten und Österreichstände auf internationalen
Fachmessen in Indien organisiert. Außerdem wird im Rahmen des Staatsbesuches auch ein AWO-Marketingbüro
der Außenhandelsstelle New Delhi in Hyderabad (Bundesstaat Andhra Pradesh) eröffnet. Im Rahmen der Internationalisierungsoffensive
ist Indien ein Schwerpunktland auf den Sektoren Informationstechnologie und Telekommunikation.
Leitl weist auch auf die generell wachsende Bedeutung Indiens in Asien hin: „Drängten bisher investitionsfreudige
Unternehmen und potenzielle Exporteure vor allem nach China, so entwickelt sich Indien mittlerweile zu einem ernsthaften
Konkurrenten. Indien startete etwas später, dafür umso rasanter.“ Das Wirtschaftswachstum legte in den
letzten Jahren von rund 4 % auf mittlerweile 8 % zu. Eine Entwicklung, die sich auch in den österreichischen
Außenhandelszahlen widerspiegelt. Alleine in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres steigerten sich
die österreichischen Ausfuhren nach Indien gegenüber der Vorjahresperiode um 41,3 % auf über 240
Millionen Euro. Im Vergleich dazu betrug das Exportplus nach China 28 %. Ähnlich die Entwicklung bei den Importen
aus Indien (+30 %) und China (+23,2 %). „Die Steigerungen sind hervorragend, jedoch müssen wir auch die Volumina
erhöhen, wenn man bedenkt dass wir bislang nach Liechtenstein mehr exportieren, als in das große Indien“,
spornt Leitl die Exportfirmen an, die vielfältigen Geschäftsmöglichkeiten auch in dem weiter entfernten
indischen Markt wahrzunehmen. Als Ziel visiert der WKÖ-Präsident an, die österreichischen Exporte
nach Indien in den nächsten drei Jahren auf eine halbe Milliarde Euro zu verdoppeln. |