Spatenstich für den Bau des "Wissensturms"  

erstellt am
16. 02. 05

Volkshochschule und Stadtbibliothek ab Herbst 2007 unter einem Dach
Linz (stadt) - Mit der Spatenstichfeier wurde am Dienstag (15. 02.) der offizielle Auftakt zum Bau des nahe des Hotels Ibis zwischen Kärntnerstraße und Weingartshofstraße entstehenden, 63 Meter hohen „Wissensturms“ gegeben. Am Festakt nahmen Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, Bürgermeister Dr. Franz Dobusch, Kulturreferent Vizebürgermeister Dr. Erich Watzl, Finanz- und Bildungsreferent Stadtrat Mag. Dr. Johann Mayr sowie Mag. Alois Froschauer als Vorstandsvorsitzender der LINZ AG teil, deren Tochtergesellschaft Stadtbibliothek-ErrichtungsGmbH von der Stadt Linz mit der Realisierung des Projektes beauftragt wurde. Zu den exklusive Umsatzsteuer mit 27,9 Millionen Euro (Preisbasis: Jänner 2004) kalkulierten Baukosten steuert das Land Oberösterreich 5,8 Millionen Euro bei.

Zentrum für Wissensvermittlung und Freizeitgestaltung
Durch die Konzentration der organisatorisch bereits zu einer Einheit fusionierten Volkshochschule und der Zentrale der Stadtbibliothek an einem Standort können die Stärken der beiden Einrichtungen optimal genutzt und neue Angebote geschaffen werden. Der Wissensturm (Homepage: www.wissensturm.at) wird Selbstlernzentren für das lebensbegleitende Lernen bieten und ein Zentrum für Lesen, Literatur und Mediennutzung sein. Die Leistungsvielfalt wird durch Beratungsangebote kundenorientiert vernetzt.

Die in der derzeitigen Hauptbibliothek an der Museumstraße gebotenen Bürgerserviceleistungen wie Wohnsitzan- und -ummeldungen, Ausstellung von Bewohnerparkkarten und Aktivpässen, stehen auch im Wissensturm zur Verfügung. Das Gebäude wird mit seiner technischen Ausstattung neue Maßstäbe für das behindertengerechte Bauen setzen. Eine neuartige bauliche Konzeption ermöglicht Rollstuhlfahrern auch im Brandfall die sichere Benutzung der Lifte.

Umfassendes Angebot auf 16 Ebenen
Im Erdgeschoß des 15.400 Quadratmeter Netto-Geschoßfläche bietenden Turmes sind neben dem Foyer Flächen für den Gastronomiebereich vorgesehen. Das dreigeschossige Sockelbauwerk bietet auf dieser Ebene Platz für die Stadtbibliothek und einen Veranstaltungssaal mit 196 Sitzplätzen.

Das erste und zweite Obergeschoß des Wissensturms und des Sockelbaues werden der Stadtbibliothek zur Verfügung stehen.

Im dritten bis fünften Obergeschoß des Turms sind Büro- und Infrastrukturräume vorgesehen.
Im sechsten bis 15. Obergeschoß befinden sich Kursräume der Volkshochschule.

Wettbewerb für Kunst am Bau startet am 21. Februar
Die Kunst am Bau wird sowohl auf den Themenkomplex „Wissen“ als auch auf das primär vom neuen Hauptbahnhof und dem Landesdienstleistungszentrum geprägte architektonische Umfeld eingehen. Künstlerisch gestaltet werden sollen die Südwestseite der Außenfassade, der Liftturm und das Foyer. Leitgedanke der künstlerischen Gestaltung ist, das Gebäude in seiner Komplexität als größeres, vernetztes Ganzes zu sehen. Auf die unterschiedlichen Formen und Thematiken des Wissensmanagements, des Lernens sowie der Wissensvermittlung soll mit kreativer Leichtigkeit und Poesie eingegangen werden.

Am 21. Februar startet ein mit 150.000 Euro dotierter, zweistufiger regionaler Wettbewerb, an dem KünstlerInnen mit Oberösterreich-Bezug teilnehmen können. Kriterien für die regionale künstlerische Verbundenheit sind unter anderem der Wohnsitz, die Stätte der kreativen Arbeit und die maßgebliche, kontinuierliche Mitarbeit in einer oberösterreichischen Kulturinstitution. Aus den bis 13. April 2005 eingereichten Entwürfen werden voraussichtlich am 20. April bis zu sechs Projekte für die zweite Stufe des Wettbewerbes ermittelt. Seine künstlerische Betreuung erfolgt durch Mag. Hans Kropshofer. Vorsitzender der Jury für die künstlerische Ausgestaltung des Wissensturmes ist Kulturreferent Vizebürgermeister Dr. Erich Watzl. Den stellvertretenden Vorsitz übernimmt Finanz- und Bildungsreferent Stadtrat Mag. Dr. Johann Mayr. Weitere Jurymitglieder sind Kulturdirektor Mag. Siegbert Janko, der Leiter der Volkshochschule und der Stadtbibliothek Mag. Hubert Hummer, die Leiterin der Studienrichtung Malerei und Grafik der Linzer Kunstuniversität Univ.Prof. MMag.art Ursula Hübner, der Linzer Architekt DI Franz Kneidinger und Wett-bewerbskurator Mag. Hans Kropshofer.

Die Wettbewerbsunterlagen sind vom 21. Februar bis 18. März erhältlich. Nach Anforderung per e-mail (info@hba-a4.mag.linz.at) oder per Fax (0732/7070-1016) werden sie kostenlos elektronisch übermittelt. Die per Post zugesandte Papierversion kostet 20 Euro. Sie ist auch montags bis freitags von 7.30 bis 13.30 Uhr bei der Projektabwicklung Stadtbibliothek Linz, Altes Rathaus, Hauptplatz 1, 4. Stock, Zimmer 430, erhältlich.

Weitere städtebauliche Aufwertung des Bahnhofsviertels
Der Wissensturm ist ebenso wie der neue Hauptbahnhof und das Landesdienstleistungszentrum auch ein wichtiger Beitrag zur städtebaulichen Aufwertung des Bahnhofviertels. Das vom Hochbauamt zur Baureife weiterentwickelte architektonische Grundkonzept stammt von den Linzer Architekten Dipl.-Ing. Franz Kneidinger und Dipl.-Ing. Heinz Stögmüller. Der Linzer Gestaltungsbeirat lobte ihren Entwurf wegen der „phantasievollen und städtebaulich sensiblen Formulierung des Baukörpers“.

Rohbau bis Herbst fertig
Der Terminplan des Projekts sieht einen zügigen Baufortschritt vor. Bis zum Herbst 2005 soll der Rohbau stehen. Parallel zu den Hochbauarbeiten erfolgt der Einbau von Fenstern und Fassadenelementen. Die Aushubarbeiten haben auf dem rund 3000 Quadratmeter großen Bauplatz bereits begonnen. Zuvor war das in Bahnhofsnähe gelegene Areal mittels Bodenradar und Magnetometer auf Bombenblindgänger aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges untersucht worden. Es wurden keine Kriegsrelikte gefunden.

Zirka 17.000 Kubikmeter Aushubmaterial müssen bewegt und mit rund 3000 LKW-Fuhren abtransportiert werden. Nach dem Aushub einer rund einen Meter dicken Schicht werden zunächst rund um die Baugrube 120 Bohrpfähle mit einem Durchmesser von 55 Zentimetern in bis zu sieben Meter Tiefe vorgetrieben. Durch Spritzbeton verbunden, bilden sie die Außenwände des Kellerbereiches. Nach deren Fertigstellung können die Aushubarbeiten fortgesetzt werden.

Fundament mit 70 Pfählen
Der 63 Meter hohe Turm mit elliptischem Grundriss wird auf einer 600 Quadratmeter großen und 1,4 Meter dicken Stahlbetonplatte errichtet. Ihre Oberseite befindet sich rund 4,5 Meter unter dem Straßenniveau. Die Platte wird auf 70 Stahlbetonpfählen mit 1,2 Meter Durchmesser ruhen, die sieben bis neun Meter in den Untergrund ragen. Eine Tiefgarage mit 50 Stellplätzen umschließt einen Großteil des Untergeschoßes. Ihre Betondecke wird bis Jahresmitte weitgehend fertig gestellt. Jener Teil, der unter der Trasse der LILO liegt, kann erst nach der für den Winter 2005 geplanten Einbindung der Lokalbahn in den Hauptbahnhof in Angriff genommen werden. Den BesucherInnen des Wissensturms wird auch die 190 Stellplätze bietende Tiefgarage des benachbarten Hotels Ibis zum Kurzparkzonentarif zur Verfügung stehen. Ihre Ein- und Ausfahrt führt auch in die Tiefgarage des Wissensturms.

Realisierung durch Errichtungsgesellschaft
Der Bau erfolgt durch die gemäß dem Gemeinderats-Grundsatzbeschluss für den Wissensturm vom 28. Juni 2001 von der LINZ AG gegründete „Stadtbibliothek-ErrichtungsGmbH“. Ihre Geschäftsführer sind der Direktor des städtischen Facility Managements, Dipl.-Ing. Werner Sonnleitner, und der Leiter der Abteilung Finanzen der LINZ AG-Holding, Prok. Mag. Dieter Pechak.

Die Gesellschaft errichtet den Bau auf eigene Rechnung und stellt ihn der Stadt Linz auf der Basis eines Bestandrechtsvertrages zur Verfügung. Die Finanzierung erfolgt durch ein Kapitalmarktdarlehen mit einer Laufzeit von 20 Jahren, für das die Stadt Linz bürgt. Sechs MitarbeiterInnen der Stadt Linz werden der Errichtungsgesellschaft für die Projektabwicklung kostenlos zur Verfügung gestellt. In die Umsetzung maßgeblich eingebunden ist ein im Dezember 2003 konstituierter Projektbeirat unter dem Vorsitz von Finanz- und Bildungsreferent Stadtrat Mag. Dr. Johann Mayr. Stellvertretender Vorsitzender des Gremiums ist Kulturreferent Vizebürgermeister Dr. Erich Watzl.

Richtungsweisende behindertengerechte Gestaltung
Der Wissensturm ist barrierefrei konzipiert und wird unter anderem mit speziellen Leitsystemen für Gehörlose und Sehbehinderte sowie Induktionsschleifen für die Tonübertragung an Hörgeräte ausgestattet. In den Planungsprozess sind Vertreter verschiedener Behindertengruppen einbezogen.

Um im Brandfall das Eindringen von Rauchgasen und das Übergreifen der Flammen auf die Lifte zu verhindern, wurde eine besondere Konstruktion entwickelt. Vier der fünf Lifte werden als außerhalb der Gebäudehülle angedockte Panoramalifte ausgeführt. Der fünfte Lift befindet sich in einem als Brandschutzabschnitt ausgeführten Schacht, dessen Zugänge ebenfalls nach außen orientiert sind. Von den pro Ebene 40 Quadratmeter großen Liftzonen ist das Gebäudeinnere über je eine brandbeständige Tür erreichbar. Durch das Einblasen von Druckluft wird im Brandfall in den Liftzonen ein leichter Überdruck erzeugt. Er verhindert das Eindringen von Rauch aus dem Gebäudeinneren während der Öffnungsphasen der Brandschutztüren. Die nach Brandalarm automatisch schließenden Türen können händisch oder - etwa von RollstuhlfahrerInnen - per Knopfdruck geöffnet werden. Die Stromversorgung der Lifte und des Brandschutzsystems, zu dem auch Sprinkleranlagen zählen, erfolgt im Notfall über ein unterbrechungslos arbeitendes Stromaggregat. Die Sicherheitsstiegen für mobile Personen befinden sich neben den Panoramaliften und sind ebenfalls über die druckbelüfteten Zonen erreichbar.

Von den rund 588.000 Euro (Preisbasis: Jänner 2004) betragenden Gesamtkosten des 2002 im Gemeinderat beschlossenen Projektes „Bildung und Behinderung“ entfällt rund die Hälfte auf die innovative Hochhauskonzeption. Die zweite Hälfte ist für technische Einrichtungen und die behindertengerechte Bauausführung erforderlich.
     
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