Gespräch zwischen Franziskaner und Dominikaner um eine große
Frage
Graz (diözese seckau) - Der Prior des Dominikanerklosters Graz, P. Maximilian Svoboda, lud am
Samstag (12. 02.) zu einem Gespräch über die Gottesbeweise ein. Dabei traten Weihbischof Franz Lackner
als Franziskaner und P. Maximilian Svoboda als Dominikaner an, um die für die jeweilige Ordensgemeinschaft
spezifische Sicht der Gottesbeweise darzulegen. Im Verlauf der Kirchengeschichte zeigte sich, dass die Dominikaner
mit ihrer Sichtweise, die von Thomas von Aquin ausgeht, und die Franziskaner mit dem Ansatz Johannes’ Duns Scotus
oft zu unterschiedlichen, wenn nicht sogar gegensätzlichen Erkenntnissen kamen. Beide Richtungen widmen sich
der Frage nach der Beweisbarkeit der Existenz Gottes.
Weihbischof Lackner stellte in seinem Statement vorweg fest: „Die Gottesfrage müsste heute alles Theologisieren
und Philosophieren durchdringen. Denn diese war der Hauptbeweggrund der Gottesbeweise überhaupt.“ P. Maximilian
Svoboda ging in seinem Eingangsstatement ebenfalls von der Frage „Gibt es Gott?“ aus, die weitere Fragen „Wer/Was
ist Gott“ nach sich ziehe. P. Maximilian stellte anschließend die Gottesbeweise des Thomas von Aquin vor.
Die beiden Gesprächspartner stimmten darin überein, dass in der Gottesfrage von Beweisen zu sprechen
damals wie heute irreführend sei. Als Beweis gelte heute gemeinhin das empirisch Fassbare. Im Hinblick auf
die Möglichkeit von Gottesbeweisen müsste der Begriff im Sinne von Hinweis und Aufweis gedacht werden.
„Der Erkenntnisgehalt der Gottesbeweise bleibt aber in jedem Fall sehr dünn“, sagt P. Maximilian. Aus scotischer
Sicht sei dies jedoch „positiv zu deuten, nämlich: Das ‚Weniger’ hier lasse Platz für ein anderes ‚Mehr’
und weißt auf eine andere Quelle hin und diese Quelle ist die Offenbarung“, stellt Weihbischof Lackner fest.
„Aus philosophischer Perspektive kann das „Dass-Sein“ Gottes aufgezeigt werden, wer Gott ist, das kann nur durch
das gläubige Hören auf das Sprechen Gottes vernommen werden. |