Wien (rk) - Hermann Nitsch wurde am Montag (14. 02.) im Wiener Rathaus mit
der "Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold" ausgezeichnet. "Hermann Nitsch ist einer der
wenigen Wiener Künstler, die Weltgeltung erlangt haben und die Kunstgeschichte geprägt
Überreichung der Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold an Hermann Nitsch
durch StR. Dr. Andreas Mailath-Pokorny, Foto: media wien |
haben", so Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny bei der Verleihung. Trotz böswilliger Unterstellungen
sei er seinen künstlerischen Weg gegangen. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Kunst gratulierten,
darunter Vbgm. Grete Laska, Hilde Hawlicek, Carl Aigner, Direktor des Niederösterreichischen Landesmuseums,
MUMOK-Leiter Edelbert Köb und MAK-Chef Peter Noever.
Hermann Nitsch sei beeinflusst von den griechischen Tragödien, den Opern Wagners, der Landschaft des Weinviertels
und von Nietzsches Seiensbejahung, so Laudator Gerhard Jaschke. Das Orgien-Mysterien-Theater sei ein Schauplatz
radikaler Katharsis, ein Urfest der Liebe, das ein bedingungsloses Ja zum Leben bedeute.
Hermann Nitsch freute sich sehr über die hohe Auszeichnung der Stadt. Gelobt und geehrt zu werden zähle
zu den wichtigen und positiven Seiten des Lebens. Mit seinem Wunsch nach Intensität wollte er immer erreichen,
dass die Menschen wach werden, spüren, dass sie da sind.
Biographie Hermann Nitsch
Hermann Nitsch wurde 1938 in Wien geboren. Er besuchte von 1953 bis 1958 die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt,
erlernte das Zeichnen nach der Natur und die Techniken der Druck- und Gebrauchsgrafik. Bereits 1957 erfolgte seine
erste Konzeption des "Orgien-Mysterien-Theaters", eines großangelegten dramatischen Festes, in
dem sich sämtliche Künste vereinigen. 1960/61 begründete er gemeinsam mit Günter Brus, Adolf
Frohner, Otto Mühl und Alfons Schilling den Wiener Aktionismus, eine der wenigen Wiener Kunstrichtungen mit
weltweiter Anerkennung und Bedeutung.
1971 kaufte Hermann Nitsch das Schloss Prinzendorf (NÖ), wo in den folgenden Jahren seine Inszenierungen stattfanden.
Hier entstanden auch seine ersten "Schüttbilder", die eine Verbindung des Tafelbildes mit Aktionsrelikten
darstellen. 1998 erfüllte er sich seinen Lebenstraum: das "Sechs-Tage-Spiel des Orgien- Mysterien-Theaters".
Eine Ausstellung und Dokumentation des "Sechs-Tage-Spiels" gab es im Mai 1999 im Museum moderner Kunst.
Seit 1989 hat Hermann Nitsch eine Lehrverpflichtung an der Hochschule für bildende Kunst in Frankfurt (Städelschule).
1995 schuf er das Bühnenbild für die Oper "Herodiate" von Jules Massenet in der Wiener Staatsoper.
1996 gab es eine Ausstellung im Schömer-Haus in Klosterneuburg, 1997 eine im Museum des 20. Jahrhunderts.
Die Galerie Steinek zeigte 2003 eine Auswahl seiner "Schüttbilder". Anlässlich seines 65. Geburtstages
wurde im Oktober 2003 eine Retrospektive in der Sammlung Essl gezeigt.
An Auszeichnungen erhielt Hermann Nitsch 1984 den "Würdigungspreis des Unterrichtsministeriums für
bildende Kunst" und 1988 den "Preis der Stadt Wien 1988 für Malerei und Grafik". |