Europaparlament nimmt Karas-Bericht mit breiter Mehrheit an
Brüssel (övp-pd) - "Das Europäische Parlament hat sich mit einer breiten Mehrheit
meiner Position angeschlossen: Wir fordern mehr politischen Willen bei der Umsetzung des Stabilitäts- und
Wachstumspaktes, mehr Mut zur langfristigen Reformen und mehr Ernsthaftigkeit in der politischen Debatte",
sagte der Berichterstatter des Europäischen Parlaments über den Stabilitätspakt, Mag. Othmar Karas,
am Mittwoch (23. 02.) in Strassburg. Der Vizepräsident der EVP-ED-Fraktion kritisierte in seiner Plenarrede
vor allem die Unaufrichtigkeit der aktuellen Debatte am Beispiel Deutschlands, das die Kosten der Wiedervereinigung
aus den Stabilitätspaktkriterien herausgerechnet haben will. "Bis zum Beginn dieses Jahrzehnts hat Deutschland
aber die Stabilitäts- und Wachstumskriterien eingehalten, am Stabilitäts- und Wachstumspakt mitgewirkt
und 10 Jahre lang damit kein Problem gehabt", so Karas.
Der österreichische Europaparlamentarier konnte quer durch alle Fraktionen Unterstützung für seine
Position sammeln, dass die EU-Mitgliedstaaten verstärkt in die notwendigen Strukturreformen hineingehen sollten.
"Wir müssen die demographische Entwicklung zum Ausgangspunkt der notwendigen Veränderungen machen.
Der Stabilitätspakt ist dabei ein Erfolg: Er hat die politische Debatte über notwendige strukturelle
Reformen, über das Versagen in den Haushaltspolitiken und über die Gefährdungen für den Euro
deutlich gemacht und damit zu einem politischen Diskurs geführt", unterstrich Karas.
Der ÖVP-Europaabgeordnete unterstrich erneut, dass trotz des Grundcharakters der EU als Rechtsgemeinschaft
zwölf Mitgliedstaaten seit der Einführung des Stabilitäts- und Wachstumspakts seine Bestimmungen
und jene des Vertrags verletzt hätten. "Trotz unserer gemeinsamen Währung, dem Erfolgs-Euro, haben
wir keine gemeinsame Haushaltspolitik. Genau darum brauchen einen gemeinsamen ordnungspolitischen Rahmen. Nur so
kann der Euro seine Möglichkeiten entfalten und die EU ihre wachstums- und beschäftigungspolitischen
Ziele erreichen", betonte Karas.
Der Berichterstatter wies auch auf die Lissabon-Strategie für mehr Wachstum und Beschäftigung und auf
die Notwendigkeit der Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit hin. "In meinem Bericht kommt die Realität
klar zum Ausdruck: Das Wachstum der EU-Wirtschaft lag im letzten Jahrzehnt weit unter ihrem Potential. Es ist nicht
nur ein Rückgang bei den privaten Investitionen, sondern auch bei den öffentlichen Bruttoinvestitionen
zu verzeichnen. Diese sind in der Euro-Zone von 4% des BIP in den frühen 70er Jahren auf 2,4% zurückgegangen.
Dieser gravierende Mangel ist nur mit echten und ernstgemeinten strukturellen Reformen, nicht aber mit Sonntagsreden
und Ausflüchten zu beheben", sagte Karas abschließend. |