Österreich wichtigstes Lieferland für Bayern
Wien (pwk) - Während im bayerischen Oberstdorf die Nationen um Gold, Silber und Bronze wetteifern,
steht ein Gewinner bereits fest: die Wirtschaft. Um beim Sportlichen zu bleiben: Der – rot-weiß-rot dominierten
- Skiindustrie verleiht der Langlaufsport den richtigen Schwung: Beim Absatz von Langlaufski konnten in der Jahren
2003/2004 mengenmäßig zweistellige Zuwächse erzielt werden. Das Weltmarktvolumen im Bereich Langlaufski
betrug im Jahr 2003 1,2 Millionen Paar Ski, im vergangenen Jahr waren es sogar 1,4 Millionen. Davon stammen 820.000
Paar von österreichischen Ski-Firmen. Im gleichen Zeitraum war der Absatz von Alpinski durch sinkende Nachfrage
auf dem japanischen Markt leicht rückläufig.
Die Investitionen der Ski- und Ausrüsterfirmen in den Skirennsport vermitteln auf den wichtigsten Zielmärkten
des österreichischen Winterfremdenverkehrs österreichische Wintersportkompetenz. Eine leistungsstarke
Skiindustrie ist daher ein wichtiger Standortfaktor für andere Wirtschaftsbereiche, die ihr Geschäft
mit dem Wintersport in Österreich machen. Sportgroßereignisse wie Weltmeisterschaften sind für
viele Unternehmer eine ideale Plattform um neue Geschäftsfelder zu entwickeln, bestehende Geschäftsbeziehungen
zu pflegen und neue Partner kennen zu lernen. Daher wird im Umfeld der nordischen Ski-WM ein Apres-Ski „Wirtschaft
trifft Sport“ am 24. Februar in Oberstdorf im „Haus Ski Austria“ des ÖSV und der Tourismusregion Kleinwalsertal
statt finden, wo die Partnerschaft von Wirtschaft und Sport gepflegt und intensiviert werden wird.
Die österreichische Wirtschaft hat im wirtschaftlichen Wettbewerb jedenfalls bereits „Gold“ errungen: Denn
im vergangenen Jahr konnte Österreich in Bayern erstmals die USA als wichtigstes Lieferland überholen.
Das ergibt ein Blick auf die von der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) erhobenen Exportzahlen: 2003
betrug das Exportvolumen nach Bayern noch 9,1 Milliarden Euro, 2004 waren es um rund 1,5 Milliarden Euro mehr.
Damit wuchs der österreichische Export nach Bayern 2004 um rund ein Fünftel und schnitt im Vergleich
zu den bayerischen Gesamtimporten, die nur um 7,3 Prozent zunahmen, etwa dreimal so gut ab.
Fast ein Drittel der österreichischen Lieferungen kommt aus dem Kraftfahrzeug-Sektor. Würde man noch
die Vormaterialien für den Fahrzeugbau wie Stähle, Bleche, Aluminiumlegierungen, Kunststoffe oder Leder
auch berücksichtigen, beliefe sich der Anteil sogar auf nahezu 40 Prozent. Zweites wichtiges Standbein der
österreichischen Ausfuhren nach Bayern stellt mit einem Anteil von 16 Prozent der Bereich „elektrotechnische
Erzeugnisse“ dar. Von elektrischen und elektronischen Komponenten über elektrische und elektronische Konsumprodukte
bis zu elektrischen Maschinen und Geräten reicht die österreichische Produktpalette, die nach Bayern
geliefert wird. Besonders auffällig war die erfolgreiche Expansion der österreichischen Banken: Oberbank
und Raiffeisenlandesbank Oberösterreich haben ihre Marktposition durch Eröffnung neuer Filialen bzw.
die Errichtung eines Oberösterreicherhauses gefestigt. Die Hypo Alpe-Adria-Bank AG hat eine Niederlassung
in München gegründet. Österreichisches Wohngefühl liefert das Möbelhaus Lutz nach Bayern:
Das österreichische Möbelhaus hat eines der Flagship-Häuser der Karstadtgruppe auf der Theresienhöhe
übernommen und hat im Herbst das größte Einrichtungshaus in Nürnberg eröffnet. Riedel
Glas aus Kufstein hat im September die deutsche Firma Nachtmann mit seinen 1.500 Mitarbeitern und fünf Standorten
übernommen. Diese Übernahme wird den Umsatz von Riedelglas mehr als verdoppeln.
Mit bereits über einem Drittel aller österreichischen Exporte, die nach Deutschland gehen, ist unser
Nachbarland Bayern mit Abstand der wichtigste Wirtschaftspartner Österreichs. Innerhalb von Deutschland folgen
in der Rangordnung Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Umgekehrt ist der österreichische Markt
auch für Deutschland von Bedeutung: Österreich ist Abnehmer von immerhin 5,2 Prozent aller deutschen
Exporte – das ist mehr als China und Russland zusammen.
Für den österreichischen Fremdenverkehr sind die mehr als 10,5 Millionen deutschen Gäste von entsprechender
Bedeutung, entspricht das doch einem Anteil von 55 Prozent aller Gästeankünfte aus dem Ausland.
Die Firmenaktivitäten und Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und Deutschland sind extrem vielschichtig.
Neben dem Austausch von Waren und Dienstleistungen gibt es eine intensive Verflechtung durch gegenseitige Investitionen
bzw. durch eine Vielzahl von Niederlassungen. Allein 2003 haben deutsche Firmen 2,6 Milliarden Euro in Österreich
investiert, in umgekehrter Richtung waren es fast 800 Millionen Euro. |